ADB:Heinrich von Krolewitz
Freidank und ein Gedicht vom Herzog Ernst; und es gebricht auch seinem Werke nicht ganz an anziehenden Partien: namentlich möge die gelungene Schilderung der Undankbarkeit der Menschen gegen Gott, V. 2485 ff., hervorgehoben werden. Interesse beansprucht das V. 1467 ff. begegnende älteste Zeugniß für den Gebrauch des Compasses.
Krolewitz: Heinrich v. K. (Kröllwitz an der Saale bei Halle), deutscher Dichter, verfaßte von Weihnachten 1252 bis dahin 1255 eine langathmige poetische Paraphrase des Vaterunsers in 68 Abschnitten von ungleicher Länge, deren jeder durch klingenden oder stumpfen Dreireim geschlossen wird. Daß er am Hofe des Grafen Gunzelin III. von Schwerin (1228–74) gelebt habe, ist unsichere Vermuthung. Ob er dem geistlichen oder dem weltlichen Stande angehörte, steht nicht fest; das erstere hat mehr Wahrscheinlichkeit für sich, da K. lateinische, bisher nicht ermittelte Quellen für seinen Zweck, das Laienpublicum über die im Gebete des Herrn enthaltenen göttlichen Geheimnisse zu belehren, benutzte. Seine Darstellung ist recht breit; obwol er dies selbst fühlt und ausspricht, kann er sich doch zu Kürzungen nicht entschließen. Der Stil muß als monoton und schwerfällig bezeichnet werden, die Sprache und Reimkunst steht in hohem Maße unter dem Einfluß des Dialectes. Aber völlig unbekannt mit der deutschen Litteratur war er nicht, wenigstens erwähnt er- Heinrichs v. Krolewiz ûz Mîssen Vater Unser. Herausgegeben von Ge. Chr. Fr. Lisch, Quedlinburg und Leipzig 1839. Fragmente einer dritten Handschrift bei Wackernagel, Spiritalia theotisca (Vratislaviae 1827), S. 16 bis 22, vgl. v. d. Hagen’s Germania, 10, S. 103. – Haupt in der Zeitschrift für deutsches Alterthum, 7, S. 263. – Bechstein in der Germania, 8, S. 355 ff.