ADB:Heinrich von Hesler
Hesler: Heinrich H., Dichter. Er lebte im Deutschordenslande Preußen und stand wahrscheinlich zum Deutschorden in persönlicher Beziehung. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts verfaßte er eine umfangreiche poetische Paraphrase der Offenbarung Johannis, unter Heranziehung von vielem gelehrten Apparate, der dem Werke eine Ausdehnung von ca. 27,000 Versen gegeben hat. Auch eine in den Handschriften vorausgehende Prosaübersetzung der Offenbarung rührt wohl von ihm her. Bemerkenswerth ist eine längere Stelle, in welcher er sich über seine metrischen Grundsätze ausspricht. Außer diesem Werke ist ihm eine gereimte Bearbeitung des Evangeliums Nicodemi, auf Grund des bekannten apokryphischen Werkes gleichen Namens, zuzuschreiben, wiewohl er darin seinen Namen nicht genannt hat; doch macht die Uebereinstimmung der Sprache und des Stils die Identität zweifellos. Beide Werke sind noch nicht herausgegeben.
- Die Offenbarung ist in Auszügen mitgetheilt von Köpke in dem Neuen Jahrbuch der Berliner deutschen Gesellschaft 10, 81–102; vgl. dazu noch K. Roth, Dichtungen des deutschen Mittelalters (1845) S. 1–26 und [273] dessen kl. Beiträge 1, 31 ff.; Germania 1, 192 ff.; Behaghel in der Zeitschr. f. d. Alterthum 22, 97 ff. Von dem Evangelium Nicodemi ist ein beträchtliches Stück gedruckt in Pfeiffers altd. Uebungsbuche (1865) S. 1–22. Den Nachweis der Identität wird eine Abhandlung von K. Amersbach in der Germania liefern.