ADB:Heinrich IV. (Graf von Namur und Luxemburg)
[536] Hälfte seiner Regierung, zur Abwehr feindlicher Einfälle führte. Gleich in den ersten Jahren (1139) wandte er seine Waffen gegen den Erzbischof Adalbero von Trier, weil dieser die Abtei St. Maximin für sich beansprucht hatte. Adalbero mußte um Waffenstillstand bitten, der ihm auch gewährt wurde; da er aber bald die bisherigen Mönche aus ihrer Abtei vertrieb und neue Mönche und einen neuen Abt einführte, griff H. wieder zu den Waffen. Während Adalbero die Grafschaft Namur verheerte, erlitten die Länder des Trierer Stiftes ein gleiches Loos; doch wurde H. zuletzt bei Biedburg gänzlich geschlagen und er mußte sich nach Luxemburg zurückziehen, während Adalbero in Echternach einzog, nachdem er mehr als 30 feste Burgen zerstört hatte. Einige Jahre später zog H. im Verein mit dem Lütticher Bischof Albero vor Bouillon, welches durch die Truppen des Grafen von Bar vertheidigt war. H. selbst hätte bei einem verunglückten Sturm beinahe das Leben verloren; doch mußte sich das Schloß, in Folge des Mangels an Lebensmitteln, nach 40 Tagen ergeben. Kaum war dieser Krieg beendigt, und schon war H. wieder in Waffen, diesmal gegen die Grafen von Looz und Dasburg; an diesem Krieg betheiligten sich auch die Grafen von Laroche und Montaigu; zwar brachte der Abt von Stavelot einen Vergleich zu Stande, doch brach ihn H., und nun trat auch Heinrich, der Bischof von Lüttich, auf die Seite von Heinrichs Gegnern; bald kam es zu offenem Kampfe zwischen H. und dem Lütticher Bischof, und zwar wegen einer Summe Geldes, die Graf H. dem Bischof Albero bei der Belagerung von Bouillon geliehen und die Bischof Heinrich nicht zurückerstatten wollte. Besonders viel litt in diesem Kriege die Grafschaft Namur: H. selbst ward in Namur eingeschlossen und mußte um Frieden bitten. Als H. bald darauf wieder Trier mit Krieg überzog, excommunicirte Adalbero seinen Feind, und der Graf ward gezwungen, auf einem Reichstage zu Speier vor Konrad II. gegenüber dem Erzbischofe auf alle Ansprüche zu verzichten. Aber gleich nach Konrads Tode zog er gegen den Erzbischof Hillin zu Felde. Hillin trat ihm (1155) Grevenmachern ab. Erst zwei Jahre später, 1157, heirathete H. Laurentien oder Lauretten, Tochter des Grafen von Flandern. Da diese Prinzessin schon nach drei Jahren, und zwar ohne Nachkommenschaft, starb, H. aber, wie es scheint, nicht mehr heirathen wollte, versprach er im J. 1163 seinem Schwager Balduin IV., Grafen von Hennegau, seine ganze Hinterlassenschaft. Dafür half ihm dieser in einem Kriege gegen Gottfried III. von Brabant, welcher die Grafschaft Namur beanspruchte und H. sogar gefangen genommen hatte, und dann späterhin gegen Heinrich III. von Limburg. Dieser weigerte sich stolz, die Markgrafschaft Arlon vom luxemburger Grafen als Lehen zu empfangen, und fiel in Namur und Luxemburg ein; H. mußte nach Metz flüchten, konnte aber bald an der Spitze einer ziemlich bedeutenden Macht seinerseits die Länder des Limburgers verheeren, welcher schließlich in Arlon belagert wurde. Heinrich von Limburg mußte bedeutende Summen Entschädigungsgelder bezahlen und sich für Arlon lehnspflichtig erklären. Im J. 1172 heirathete H. aber zum zweiten Male, und zwar Agnes, Schwester des Grafen von Geldern; zwar trennten sich die Ehegatten bald und H. bestätigte demzufolge 1184 die Schenkung seiner Länder an Balduin von Hennegaus doch gebar 1187, nach erfolgter Versöhnung, Agnes dem Luxemburger eine Tochter Ermesinde. Um seiner Tochter den Besitz seiner Länder zu sichern, verlobte der Graf dieselbe, da sie erst zwei Jahre zählte, an Heinrich II., Grafen von der Champagne: indeß mußte er dem Hennegauer Namur, Durbuy und Laroche abtreten. Zwar versuchte er später zu wiederholten Malen, zuletzt 1192, nach Verlobung seiner Tochter mit Thibaut I., Grafen von Bar, dem Grafen Balduin die errungenen Vortheile wieder abzujagen; indeß mußte er am 20. August 1194 auf Namur verzichten, und das Erbtheil seiner Tochter wurde [537] auf die Grafschaft Luxemburg beschränkt. Endlich nach diesem vielbewegten Leben starb H. im J. 1196 in der Abtei Echternach; er wurde in der Abtei Floreffe neben seinen Eltern und seiner, einige Jahre vor ihm verschiedenen Gattin Agnes begraben.
Heinrich IV. (I.), der Blinde, Graf von Luxemburg, von 1136–96, war der Sohn Ermensindens, Tochter Konrads I., aus ihrer Ehe mit Gottfried von Namur. Als Graf von Luxemburg war er auch Erbvogt der Abteien von St. Maximin zu Trier, St. Willibrord zu Echternach und von unser lieben Frauen Münster zu Luxemburg; von seinem Vater Gottfried war er schon früh mit Laroche und Durbuy belehnt worden, und nach dem im J. 1140 erfolgten Tode seines Vaters vereinigte er unter seinem Scepter auch noch die Grafschaft Namur, so daß er einer der mächtigsten Fürsten jener Zeit war. Sein ganzes Leben war eine ununterbrochene Kette von Fehden und Kriegen, die er theils zur Befriedigung seiner Kampfeslust, theils, und dies besonders in der späteren- Vgl. Bertholet, Histoire de Luxembourg.