ADB:Heindorf, Ludwig Friedrich

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Artikel „Heindorf, Ludwig Friedrich“ von Conrad Bursian in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 335, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heindorf,_Ludwig_Friedrich&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 02:50 Uhr UTC)
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Band 11 (1880), S. 335 (Quelle).
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Heindorf: Ludwig Friedrich H., Philologe, geb. in Berlin am 21. Septbr. 1774, erhielt seine Vorbildung auf dem Kölnischen Gymnasium daselbst und studirte dann in Halle, wo er sich mit warmer Hingabe und Begeisterung, die ihm freilich von dem Meister schlecht gelohnt wurde, an Friedrich August Wolf anschloß. Im J. 1796 nach Berlin zurückgekehrt, erhielt er eine Stelle als Subrector an demselben Gymnasium, dem er früher als Schüler angehört hatte. Bei der Eröffnung der Universität Berlin wurde er zum Professor an dieser ernannt, aber schon 1811 an die Universität Breslau versetzt, wo er neben dem alten Joh. Gottlob Schneider eine seinen Wünschen nicht ganz entsprechende Wirksamkeit fand. Im Frühjahr 1816 folgte er einem Rufe an die Universität Halle, unterlag aber noch ehe er seine Vorlesungen hatte eröffnen können am 23. Juni dem Brustleiden, das ihn schon eine Reihe von Jahren hindurch mit einigen Ruhepausen gequält hatte. Seine litterarische Thätigkeit war trotz seiner langjährigen körperlichen Leiden eine verhältnißmäßig bedeutende. Zum Studium des Platon angeleitet durch Wolf, der ihn bei einer von ihm beabsichtigten Ausgabe zunächst ausgewählter Dialoge als Genossen annehmen wollte, veröffentlichte H., nachdem er sich durch ein „Specimen coniecturarum in Platonem“ (Berlin 1798) gleichsam öffentlich zur Sache legitimirt hatte, da Wolf die Ausführung seines Planes immer und immer wieder aufschob, selbst ohne Mitwirkung, ja gegen den Willen Wolf’s vier Bände ausgewählter Dialoge mit lateinischem Commentar (Berlin 1802–1810), welche bei unbefangenen Beurtheilern besonders wegen der sorgfältigen Beobachtung und Erläuterung des platonischen Sprachgebrauchs große Anerkennung fanden, während Wolf in bitterem Unmuth darüber, daß sein ehemaliger Schüler ihm mit dieser Arbeit zuvorgekommen war, nicht nur jede Verbindung mit demselben abbrach, sondern auch kurz vor Heindorf’s Tode, in dem vom 18. April 1816 datirten Vorwort zum ersten Hefte seiner Litterarischen Analekten ein geradezu wegwerfendes Urtheil über dessen platonische Arbeiten fällte (s. Fr. A. Wolfs Kleine Schriften in lateinischer und deutscher Sprache, herausgegeben von G. Bernhardy, Bd. II, S. 1022) – ein Verfahren, das ihm eine scharfe, leider nur zu stark mit persönlicher Polemik gewürzte Rüge in einem fliegenden Blatt von Seiten einiger persönlicher Freunde Heindorf’s zuzog (Buttmann und Schleiermacher über Heindorf und Wolf, Berlin 1816). – Außer den genannten Arbeiten über Platon hat H. Ausgaben von Cicero’s Schrift De natura deorum (Leipzig 1815) und von den Satiren des Horatius (Leipzig 1815) geliefert: die letztere Arbeit ist noch jetzt werthvoll wegen des reichhaltigen und geschmackvollen Commentars (3. Auflage mit Berichtigungen und Zusätzen von L. Döderlein, Leipzig 1859).

Vgl. W. Körte, Leben und Studien Fr. A. Wolf’s des Philologen. Bd. II, S. 106 ff.