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Artikel „Haupt, Karl August“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 74, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Haupt,_Karl_August&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 17:21 Uhr UTC)
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Haupt: Karl August H., einer der trefflichsten Orgelvirtuosen, geboren am 25. August 1810 zu Kuhnau bei Sagan in Schlesien, † am 4. Juli 1891 zu Berlin, besuchte von 1824 bis 1827 das Gymnasium zu Sorau und ging darauf nach Berlin, um im Institut für Kirchenmusik sich in der Musik auszubilden. A. W. Bach war sein Lehrer im Orgelspiel und Bernh. Klein in der Theorie, später S. W. Dehn. 1831 trat er als Orgelvirtuose zum ersten Male auf und erregte durch seine unfehlbare Technik bereits Aufsehen. 1832 erhielt er die Organistenstelle an der französischen Klosterkirche zu Berlin, 1835 an der Elisabethkirche, 1839 an der St. Nicolaikirche und endlich 1849, nach dem Tode seines genialen Freundes Thiele, an der Parochialkirche, wo er auch zugleich das Glockenspiel zu spielen hatte. Hier gab er Jahr für Jahr zahlreiche Orgelconcerte vor einem geladenen Kreise Zuhörer. Haupt’s Orgelspiel beruhte hauptsächlich auf einer virtuosen Technik; von einem dynamischen Vortrage, den man zu seiner Zeit der Orgel nicht zutraute, trotz einzelner Stimmen, die öffentlich dafür eintraten, wollte H. nichts wissen, selbst die Einschnitte der Perioden verwischte er und wie ein brausendes Ungeheuer zog der Tonsatz vorüber. Die ersten Anzeichen einer besseren Geschmacksrichtung zeigten sich erst seit etwa 1890 und heute weiß man die Orgel ebenso vortragsmäßig zu behandeln wie jedes andere Kunstinstrument. Als man im J. 1854 in London für den Kristallpalast die Riesenorgel zu bauen beabsichtigte, wurde H. neben Donaldson, Ouseley und Willis mit der Ausarbeitung der Disposition beauftragt. Nach dem Tode A. W. Bach’s berief ihn der Minister 1869 zum Director des Instituts für Kirchenmusik, an dem er schon einige Zeit als Lehrer angestellt war; damit war zugleich die Mitgliedschaft des Senats der kgl. Akademie der Section für Musik verbunden. H. war auch ein großer Freund der Malerei und hatte sein Wohnzimmer vom Fußboden bis zur Decke mit trefflichen Oelbildern geschmückt; diesen Luxus konnte er sich als Junggeselle erlauben, denn erst gegen 1870 verheirathete er sich mit einer wohlhabenden Dame. H. war von Charakter der echte gemüthliche Schlesier, als Lehrer milde, doch von zäher Ausdauer. Als Componist hat H. nichts geleistet, das, was ihm die Lexika zuschreiben: Lieder und Orgelpiècen, läßt sich nicht nachweisen und das Choralbuch, was er um 1840 in 2 Heften in Berlin bei Eßlinger herausgab, zeigt schon auf dem Titel an, daß es nur eine Zusammenstellung aus anderen Choralbüchern ist, denn der Titel lautet: „100 bekannte Choräle nach dem Choralbuche von J. S. Bach und W. Kühnau für Pianoforte nebst untergelegten Texten mit Rücksicht für den Gebrauch bei häuslichen Andachtsübungen. Heft 1. 2“. Whistling zeigt zwar in seinem Handbuche von 1828/29 ein Streichquartett und Claviervariationen von einem Haupt an und Hofmeister im Handbuche von 1844 ein preußisches Volkslied für eine Singstimme mit Pianoforte, was mit Leopold Haupt gezeichnet ist, doch gehören beide Anzeigen einem anderen Haupt an.

Lexika von Mendel-Reißmann und Riemann. – Ein sehr anerkennenswerther Art. v. Fritz Volbach in Leßmann’s Allg. musik. Ztg. 1891, Nr. 30/31.