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Artikel „Harder, Wolfgang“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 592–593, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Harder,_Wolfgang&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 11:25 Uhr UTC)
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Harder: Wolfgang H., lutherischer Theolog des 16. Jahrhunderts, geboren am 30. October 1522 zu Leipzig, Sohn eines Sattlers, gebildet auf der Stadtschule und seit 1534 auf der Universität seiner Vaterstadt, 1549 Magister und Diaconus zu St. Nicolai daselbst, 1557 Licent. theol., 1567 Archidiaconus, 1573 Pastor an derselben Kirche als Nachfolger des bekannten Philippisten Pfeffinger, und zugleich Prof. theol. an der Universität, 7. Mai dieses Jahres Dr. theol., nimmt 1576 mit Selmuth Theil an dem Convent zu Lichtenberg wegen Berufung J. Andreä’s und Herstellung einer Concordie, erklärt sich für einfaches Festhalten des Corpus Doctrinae Philippicum als der einmal recipirten Lehrnorm, muß sich aber doch später zur Unterschrift des Concordienbuches mit der Mehrzahl seiner Leipziger Collegen entschließen (22. Dec. 1580), erhält 1589 unter Kurfürst Christian I. in Folge des eingetretenen Systemwechsels die durch N. Selnekker’s Entlassung erledigte Leipziger Superintendentur nebst Sitz im Consistorium, wirkt in dieser Stellung mit bei der 1591 verfügten Abschaffung des Taufexorcismus und anderen Maßregeln des sog. cryptocalvinistischen Krell’schen Kirchenregiments, hält am 26. October die Gedächtnißpredigt für den am 25. September 1591 unerwartet schnell verstorbenen Kurfürsten Christian I., verfällt nun aber auch mit seinen philippistischen Parteigenossen unter dem vormundschaftlichen Regiment des Herzogs Friedrich Wilhelm der Rache des plötzlich wieder zur Herrschaft gelangten Gnesiolutherthums; er wird am 18. März 1592 auf Befehl des Herzogs-Administrator als angeblicher Cryptocalvinist seines Amtes entsetzt und statt [593] seiner sein Vorgänger Selnekker wieder berufen, der aber vor seinem Amtsantritt starb. Der Leipziger Rath verwilligt ihm einen Gnadengehalt von 100 fl. Neun Jahre überlebte er noch die Katastrophe, zuletzt durch zunehmende Schwäche ans Bett gefesselt, und entschlief endlich am 16. Februar 1602 im achtzigsten Lebensjahr sanft und friedlich. – Von Schriften Harder’s ist Nichts bekannt außer „Predigten über das Leiden Christi“.

J. G. Pritius, Nützl. Geschichtskalender oder Lebensbeschreibungen der Leipzig’schen Superintendenten, Leipzig 1698, 8°, S. 57 ff. Vogel’s Leipz. Annalen. Unsch. Nachr., 1706, S. 17. 369. Calinich, Kampf und Untergang des Philippismus in Kursachsen, Leipzig 1866; und die übrige Litteratur zur Geschichte des cryptocalvinistischen Streits in Kursachsen.