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Artikel „Harder, Johann Jacob“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 591–592, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Harder,_Johann_Jakob&oldid=- (Version vom 8. November 2024, 06:06 Uhr UTC)
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Harder: Johann Jacob H., Arzt und Naturforscher, am 17. September 1656 in Basel geboren, nimmt unter den deutschen Anatomen seiner Zeit einen sehr ehrenvollen Platz ein. Nach Beendigung seiner medicinischen Studien an der Universität seiner Vaterstadt unter Bauhin[WS 1] und Glaser, begab er sich behufs Vervollkommnung seiner Ausbildung in der Anatomie und Chirurgie nach Lyon und Paris; in seine Heimath zurückgekehrt, erlangte er im J. 1675 die Doctorwürde, schon drei Jahre später wurde er zum Professor der Rhetorik, 1686 zum Professor der Physik ernannt, im Jahre darauf auf den Lehrstuhl der Anatomie und Botanik berufen und 1703 mit der Professur der theoretischen Medicin betraut. Seine Hauptthätigkeit hat H. dem Studium der vergleichenden Anatomie zugewendet und auch die meisten seiner, wenig zahlreichen Arbeiten (ein Verzeichniß derselben findet sich in Biographie médicale V. p. 75), die übrigens sämmtlich der ersten Periode seines Lebens angehören, da eine sehr ausgebreitete ärztliche Praxis seiner wissenschaftlichen Thätigkeit später hindernd in den Weg trat, behandeln vorzugsweise diesen Gegenstand. Zu den beachtenswerthesten unter denselben gehört seine Correspondenz mit Peyer („Paeonis et Pythagorae exercitationes anatomicae et medicae familiares bis quinquaginta“, 1687), vorzugsweise aber das „Apiarium observationibus medicis et experimentis refertum etc.“, 1687. In beiden Schriften finden sich demnächst eine Reihe interessanter Mittheilungen aus dem Gebiete der pathologischen Anatomie, das er ebenfalls mit Vorliebe bearbeitet hat, wofür auch seine lebhafte Betheiligung an den classischen Arbeiten Wepfer’s über die pathologische Anatomie des Gehirns spricht. – Die wissenschaftlichen und praktischen Verdienste Harder’s fanden schon zu seinen Lebzeiten volle Anerkennung, so daß er mit Ehren und Titeln überhäuft wurde. Im J. 1681 ernannte ihn die Leopoldinische Akademie (unter dem wissenschaftlichen Namen Paeon I.) zu ihrem Mitgliede, 1683 wurde er zum Mitgliede der Academia dei Ricovrati in Padua erwählt, 1694 vom Kaiser Leopold zum Pfalzgrafen und 1707 vom Markgrafen von Baden-Durlach, bei dem er ebenso, wie beim Herzoge von Würtemberg und andern fürstlichen Personen als Leibarzt fungirte, zum Hofrathe ernannt. – Nach seinem am 28. April 1711 an einem bösartigen Fieber erfolgten Tode verewigte die dankbare Nachwelt seinen Namen in der Wissenschaft, indem sie die bei Vierfüßlern und Vögeln im inneren Augenwinkel vorkommende, von ihm (angeblich) entdeckte Drüse mit seinem Namen (als Harder’sche Drüse) belegte, dagegen erfuhr sein Verdienst dadurch eine Beeinträchtigung, daß man die von ihm (im „Apiarium“) thatsächlich zuerst beschriebenen kleinen, an der inneren Fläche [592] des Schädels vorkommenden Bindegewebsneubildungen nach dem späteren Entdecker derselben als „Pacchionische Drüsen“ bezeichnet hat.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Hieronymus Bauhin (1537–1667), Arzt und Botaniker, Professor der Medizin in Basel.