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Artikel „Haner, Johannes“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 511–512, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Haner,_Johannes&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 17:14 Uhr UTC)
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Haner: Johannes H., Theologe der Reformationszeit. Ueber sein Leben ist nicht viel bekannt. Er war aus Nürnberg gebürtig, Magister der Theologie und in Würzburg als Prediger thätig. In einem Briefe, den er im October 1526 von Frankfurt aus an Oecolampadius schrieb, sagt er: er habe dem Bischof von Würzburg, weil derselbe ein Feind des Evangeliums sei, den Dienst aufgekündigt; der Einladung des Landgrafen von Hessen, in seine Dienste zu treten, sei er nicht gesonnen zu folgen, so lange der Streit über die Abendmahlslehre zwischen den deutschen und den schweizerischen Reformatoren nicht ausgeglichen sei; er beabsichtige, zunächst nach Nürnberg zu gehen und dort vorläufig ohne Amt zu leben. Am 18. Dec. 1526 schrieb er bereits von Nürnberg aus an Zwingli, mit dem er auch im J. 1527 über die Abendmahlslehre correspondirte (Auszüge aus seinen Briefen bei Hottinger, Hist. Eccl. Saec. XVI, P. II, p. 529–548). In den folgenden Jahren ging, wie es scheint, allmählich, eine entschiedene Umwandlung in seinen religiösen Ueberzeugungen vor sich. Anfangs 1534 hatte er sich der alten Kirche wieder zugewendet und trat nun in Briefwechsel mit Georg Wizel. (Von den in der zu Leipzig 1537 erschienenen Sammlung enthaltenen Briefen Wizel’s sind die mit M. I. H. bezeichneten an H. gerichtet.) Es scheint hauptsächlich die Entwicklung der lutherischen Rechtfertigungslehre gewesen zu sein, die ihn den reformatorischen Bestrebungen entfremdete. Ein Brief von ihm an Wizel voll scharfer Aeußerungen über „die gottlosen Unternehmungen unserer Neuerer und die Früchte ihres Pseudevangeliums[WS 1][512] wurde im J. 1534 ohne sein Vorwissen von Wizel veröffentlicht („Epistolae duae J. Haneri et G. Wicelii de causa Lutherana“). In demselben Jahre veröffentlichte H. zu Leipzig, mit einem vom 16. Juni 1533 datirten Widmungsschreiben an Herzog Georg von Sachsen, die Schrift: „Prophetia vetus ac nova, h. e. vera scripturae interpretatio. De syncera cognitione Christi deque recta in illum fide“. Diese Schrift enthält, in 600 Axiomata, „eine Entwicklung der katholischen Lehre von der Rechtfertigung und der damit zusammenhangenden Lehrpunkte ganz auf biblischer Grundlage; sie ist mit leidenschaftsloser Ruhe und wissenschaftlicher Haltung geschrieben und gehört zu den besten derartigen Schriften jener Periode“ (Döllinger). Haner’s Landsmann Thomas Venatorius veröffentlichte dagegen noch in demselben Jahre die „Epistola apologetica de sola fide justificante nos in oculis Dei ad J. Hanerum“ (vgl. Schwarz, Th. Venatorius, in den Studien und Kritiken, 1850, S. 111 ff.). – In Folge dieser Veröffentlichungen wurde H. anfangs 1535 aus Nürnberg ausgewiesen. Er beabsichtigte um diese Zeit, wie sich aus einem Briefe Wizel’s an ihn ergibt, nicht weiter als Schriftsteller oder Prediger thätig zu sein. Im Januar 1536 war er in Bamberg; dort arbeitete er an einem Commentar über den Galaterbrief, der aber nicht veröffentlicht wurde. In einem nach Bamberg gerichteten Briefe vom 12. August 1536 redet ihm Wizel zu, sich wieder dem Predigtamte zu widmen. Er wurde dann auch Domprediger in Bamberg und war dieses noch Ende 1544. Im J. 1539 erschienen noch von ihm zu Leipzig (95) „Theses de poenitentia adversus recens aeditas Wittenbergae“.

Will, Nürnb. Gel.-Lex., IV. 419; VI. 23. Döllinger, Die Reformation, I. 126. Raeß, Die Convertiten, I. 185.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Pseudevangegeliums