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Artikel „Hafner, Philipp“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 323–324, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hafner,_Philipp&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 16:06 Uhr UTC)
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Hafner: Philipp H., Possendichter und Regenerator der Wiener Volksbühne, geb. in Wien 1731, † daselbst 1764. (Geburts- und Todestag unbekannt.) Er hatte die Wiener Jesuitenlehranstalten besucht, das Studium der Rechte betrieben und wurde sodann beim Wiener Stadtgerichte angestellt. Seine ersten dramatischen Arbeiten erregten die Aufmerksamkeit des damaligen Pächters des Hoftheaters in Wien, Grafen Durazzo. Seit 1764 begann er die Veröffentlichung seiner Possen, welche auf den Bühnen Wiens und Oesterreichs überhaupt bis ins 19. Jahrhundert hinein zahlreiche Aufführungen erlebten. In Wien verkehrte H. viel mit Prehauser, dem bekannten Schöpfer der österreichischen Hanswurstfigur, für den auch manche Rollen seiner possenhaften Stücke geradezu geschrieben wurden. Er starb an der Schwindsucht schon mit 33 Jahren. Hafner’s Einfluß wurde für die österreichische Bühne bedeutungsvoll. Bis zu seinem Auftreten sah man auf der Volksbühne nur extemporirte Stücke; neben den Haupt- und Staatsactionen waren es possenhafte Zerrbilder, welche mit ihrem Hanswurst die einzige dramatische Kost für das Volk bildeten. So war es unter Stranitzky und zum Theil auch noch unter Prehauser. Es schien schwer, die plumpen, oft unfläthigen und cynischen Späße von der Bühne zu verdrängen. H. brach zuerst die Bahn zum Besseren, nicht plötzlich, sondern allmählich; seine Satyre einer Extemporekomödie: „Der alte Odoardo und der lächerliche Hanswurst“, welche er im J. 1755 anonym an den Director Weißkorn sandte, war der erste Angriff auf die Stegreifposse, der „Brief eines neuen Comödienschreibers an einen Schauspieler“, [324] (abgedruckt in der Ausgabe seiner Lustspiele vom J. 1782) zielt nach derselben Richtung. Hafner’s Possen und Lustspiele zeugen von gesundem Humor, sie sind nicht ohne Geschick gegliedert und bieten insbesondere manchen wichtigen Beitrag zur Sittengeschichte Wiens. Die ersten Stücke („Mägera, die förchterliche Hexe oder das bezauberte Schloß des Herrn von Einhorn“, 1764 etc.) gestatten in manchen Scenen noch das Extempore. Von den übrigen Lustspielen Hafner’s sind zu nennen: „Etwas zum Lachen im Fasching oder Burlins und Hanswursts seltsame Carnevalszufälle“ (1771); „Die bürgerliche Dame oder die Ausschweifung eines zügellosen Eheweibes mit Hanswurst und Colombina“ (1771); „Die reisenden Komödianten“ (1774); „Evakathel und Schnudi“ (in der Sammlung der Lustspiele). Außerdem gibt es von Hafner noch eine unbedeutende Sammlung lyrischer Stücke „Scherz und Ernst in Liedern“ (2 Thle. 1770).

Wurzbach, Biogr. Lex. VII. S. 188. – Oesterr. Realencyclopädie II. S. 472. – Sonntagsblätter v. L. A. Frankl, Jahrg. 1842. Nr. 45. – Meusel, Lexikon. Ueber den Einfluß Hafner’s auf österreichische Bühnenzustände überhaupt vgl. Anton Schlossar, Innerösterreich. Stadtleben vor 100 Jahren (Wien 1877) S. 33 u. a. O.