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Artikel „Hüter, Karl Christoph“ von Karl von Hecker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 460–461, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:H%C3%BCter,_Karl_Christoph&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 09:28 Uhr UTC)
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Hüter: Karl Christoph H., ordentlicher Professor der Geburtshülfe an der Universität zu Marburg, Director der Entbindungsanstalt daselbst, wurde zu Melsungen in Niederhessen am 6. März 1803 geboren. Nachdem er den ersten Unterricht dortselbst genossen, schickte ihn sein Vater, der Kaufmann war, im J. 1816 nach Hersfeld, wo er das Gymnasium bis 1820 besuchte. Nach Erlangung des Zeugnisses der Reife wählte er das Studium der Medicin, weil er in seiner Kindheit am Scharlachfieber erkrankt, den Werth der wieder erlangten Gesundheit schätzen gelernt, und es sich zur Pflicht gemacht hatte, für die Gesundheit anderer Menschen Sorge zu tragen. Von 1820–24 lag H. in Marburg dem Studium der Medicin mit Eifer ob, und erhielt in den Kliniken von Bartels, Ullmann und Busch den ersten praktischen Unterricht. Nach Erlangung der Doctorwürde bestand er die Prüfung vor dem kurfürstlichen Ober-Medicinal-Collegium in Cassel, erwarb durch dieselbe das Recht zur Ausübung der ärztlichen Praxis; er machte indessen davon noch keinen Gebrauch, sondern folgte dem Verlangen, zu seiner ferneren Ausbildung die klinischen Anstalten in Wien und Berlin zu besuchen; in jeder der beiden Städte verweilte er ein halbes Jahr, kurze Zeit verwendete er auf den Besuch der Heilanstalten in München, Prag, Leipzig und Halle; er hätte auch seine wissenschaftlichen Reisen noch weiter fortgesetzt, wenn ihm nicht brieflich die Stelle eines Gehilfsarztes bei dem chirurgischen Klinikum [461] in Marburg angetragen worden wäre, welche er für das Frühjahr 1825 annahm. Bald darauf widmete er sich der akademischen Laufbahn, hielt Vorlesungen über specielle Pathologie und Therapie, über Augenheilkunde und Geburtshilfe. Daß er dem letzteren Fache mit Vorliebe seine Kräfte widmete, davon geben die von ihm verfaßten Werke geburtshilflichen Inhalts Zeugniß, von denen das erste schon im J. 1828 erschienen ist. 1831 wurde H. außerordentlicher, 1833 ordentlicher Professor der Medicin, zugleich Director der Entbindungsanstalt in Marburg, in welcher Stellung er bis zu seinem Tode verblieb. 1837 und 1844 bekleidete er das Amt des Prorectors, war häufig Decan der medicinischen Facultät und starb während der Ausübung seines Berufes vom Schlage getroffen am 18. August 1857. Die von ihm hinterlassenen Schriften sind: „Die Pathologie und Therapie der fünften Geburtsperiode“, 1828; „Die dynamischen Geburtsstörungen, ein Versuch zur rationellen Begründung der dynamischen Geburtshilfe“, 1830; „Ueber die Lehre von dem Wöchnerinnenfieber, eine pathologisch-therapeutische Abhandlung“, 1832; „Disputatio de singulari exemplo pelvis formae infantilis in adulta reperto“, Marburger Prorectoratsprogramm 1837; „Eine Geburtszange nebst Abbildungen“, Marburg 1838, Gratulationsschrift zu Wurzer’s 50jährigem Doctorjubiläum; „Lehrbuch der Geburtshülfe für Hebammen“, 1838, 2. vermehrte Aufl. 1844; „Conspectus eorum, quae in xenodochio obstetricio Marburgensi a die XVII m. Junii a. 1833 usque ad finem a. 1843 evenerunt“, Marburger Prorectoratsprogramm, 1843; „Embryothlasis, oder die Zusammendrückung und Ausziehung der todten Leibesfrucht“. Mit 3 Figuren, 1844; „Der einfache Mutterkuchen der Zwillinge“, Marburg 1845, Gratulationsschrift zu Ullmann’s 50jährigem Doctorjubiläum; „Die Lehre von der Luft im menschlichen Ei.“ Mit 3 colorirten Abbildungen, 1856. Außerdem lieferte H. viele Beiträge in das encyklopädische Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften und schrieb zahlreiche Artikel geburtshülflichen Inhalts in die neue Zeitschrift, nachher Monatsschrift für Geburtskunde, und in die deutsche Klinik.