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Artikel „Hönn, Georg Paul“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 72–74, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:H%C3%B6nn,_Georg_Paul&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 01:32 Uhr UTC)
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Band 13 (1881), S. 72–74 (Quelle).
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Hönn: Georg Paul H. (Höne auf Ehnes), Jurist und populärer Schriftsteller, wurde den 12. Juni 1662 zu Nürnberg als der Sohn eines Raths-Consulenten geboren. Nachdem er 1678–80 zu Altorf und Gröningen die Rechte studirt hatte, durchreiste er die bedeutendsten europäischen Länder, erhielt 1685 zu Altorf die juristische Doctorwürde, wurde 1687 Regierungs-Advocat zu Coburg, daselbst 1688 Archivar, 1694 Polizeirath, 1697 Obervormundschaftsrath, geheimer Secretär und gemeinschaftlicher kur- und fürstlich hennebergischer Archivar. Im J. 1705 erhielt er, wiederum zu Coburg, eine Raths- und Amtmannsstelle und zugleich das Scholarchat des Gymnasiums Casimirianum. In den letzteren Aemtern und Würden starb er, 85 Jahre alt, den 21. März 1747. H. war ein vortrefflicher Geschäftsmann und großer Menschenfreund und [73] aus Liebe zu den Armen legte er sowohl zu Meiningen als zu Coburg ein Waisenhaus an. Als Schriftsteller hat er sich durch mehrere populär-juridische, genealogische, geographische und historische Schriften ein bleibendes Andenken erworben. Unter diesen sind erwähnenswerth: „Sachsen-Coburgische Historie oder Chronica“ (Coburg 1700), ein für die Geschichte der coburgischen und angrenzenden Länder überaus brauchbares Werk, das meistens aus archivalischen Quellen bearbeitet und mit vielen Urkunden bereichert ist; eine neue Ausgabe von C. F. Dotzauer (1792) entspricht den Erwartungen nicht; „Lexicon topographicum des fränkischen Kreises“ (Nürnberg 1747). Unter seinen übrigen Schriften ist das bis auf die gegenwärtige Zeit bekannteste geblieben sein in satyrisch-humoristischem Tone verfaßtes: „Betrugs-Lexicon“, das in fünf Original- und mehreren Nachdrucken verbreitet, zuerst in zwei Theilen zu Coburg 1721–30 erschien und dem Verfasser, wie er selbst in seiner Autobiographie (enthalten in: Nachricht einer in Franken errichteten Gesellschaft …, Coburg 1736) erzählt, viele Feindschaft, besonders bei den Katholiken erregte, in Böhmen confiscirt, ja „an einem andern Orte“ sogar verbrannt wurde. H. sah sich deshalb auch, vermuthlich auf Andringen seines Verlegers (P. G. Pfotenhauer in Coburg), endlich genöthigt, in den späteren Auflagen mehrere Capitel, insbesondere die beiden „Mönche“ und „Nonnen“ überschrieben, zu streichen. Denn schon in der Vorrede liefert H. den Nachweis, daß der Betrug nicht nur die Welt regiere und von Alters her die Täuschung eine große Rolle gespielt habe, sondern daß auch namentlich viele in der Bibel erzählte, ihren Verübern zum Ruhme angerechneten Thaten eitel Betrug gewesen seien. Die Kinder Israel betrogen die Egypter, David täuschte den Saul, die egyptischen Wehmütter düpirten den Pharao, Judith überlistete den Holofernes, Jakob seinen Vater Isaak und seinen Bruder Esau etc. Der erste Theil enthält 225, der zweite 125 Handwerker und Stände, darunter auch die Ehemänner, Eheweiber und Jungfrauen, Pedelle, Bibliothekare, Hof- und Regierungsräthe, Kirchengänger, Kutscher, Maulwurf- und Mäusefänger, Nachtwächter, Mönche und Nonnen, Poeten, Rectores, Professores und Schulmeister, Regenten, Todtengräber, untermischt mit zahlreichen landläufigen Sprichwörtern, Reimen und Handwerker-Sprüchen. Als ein Beweis von der großen Gewissenhaftigkeit des Verfassers in Behandlung aller möglichen Handwerke, Stände und Berufsarten möge noch hervorgehoben werden, daß er sogar den „Dieben“ das Betrügen zum Vorwurfe macht, als ob er die Möglichkeit annähme, es könne auch auf ehrliche Weise gestohlen werden. Wegen der Herausgabe eines solchen Werkes aber entschuldigt sich H. mit folgenden Worten in der Vorrede: „Mir wurde eingeworffen, das Buch diente nicht wider, sondern vor die Betrüger; was sie in ihrer Kunst nicht wüßten, könnten sie daraus lernen und erfahren. Allein wer weiß nicht, daß der rechte Gebrauch dem Mißbrauch vorzuziehen ist und dieser jenen nicht aufhebt? Der Herrgott, bei welchem kein Betrug jemahlen zu finden gewesen, lasse diese Entdeckung denen Betrügern zur Reue und Nimmerthun, denen Betrogenen zur künftigen besseren Vorsichtigkeit gereichen“. Das ganze Werk aber beginnt mit dem Spruche „Der Welt Wagen und Pflug Ist eitel Lügen und Trug“. Eine ähnlich angelegte, jedoch viel kleinere Schrift war bereits früher (Weimarische Jahrbb. IV, 23 –24), verfaßt von H. Gunsen, zu Gera 1689 unter dem Titel erschienen: „Neu ausgefertigte Schalckheits-Hechel und Betrugs-Schule“. Auch als geistlicher Liederdichter erwarb sich H. einen Namen durch mehrere Gesänge und Arien, die in vielen evangelischen Gesangbüchern noch bis heute sich erhalten haben, wie u. a.: „Fröhlich in Hoffnung, geduldig in Leid“, „Zion, mein Zion, wann seh ich dich doch?“

[74] Schmersahl, Nachr. von jüngst verstorb. Gelehrten I, 54–68. Will, Nürnberg. Gelehrten-Lexikon II, 156–59 und dazu Nopitsch, VI, 106. Bouginé, Literargesch. IV, 304. Omeisius, de claris Noribergens. p. 65.. Wetzel, Geistl. Liederdichter II, 439–43 und dessen Analecta hymn. II, 291–301. Adelung, Lexikon II, 1642–43. Jöcher II, 1641–42.