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Artikel „Gruithuisen, Franz Paula von“ von Karl Christian Bruhns in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 6–7, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gruithuisen,_Franz&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 15:41 Uhr UTC)
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Gruithuisen: Franz Paula von G., geb. am 19. März 1774 auf dem Ritterschloß Haltenberg am Lech, † am 21. Juni 1852 in München. Der Vater war ein von Kurfürst Maximilian III. nach Baiern berufener Falkonier aus Herzogenbusch, der seinen Wohnsitz auf dem am Lech gelegenen Ritterschlosse Haltenberg erhielt, aber nicht in glänzenden Verhältnissen lebte, so daß er dem Sohne nur die genügende Schulbildung zum Studium der Chirurgie geben lassen konnte. Als österreichischer Feldchirurg diente er schon im J. 1788 im Kriege gegen die Türken. Dreizehn Jahre nachher gelang es ihm durch Unterstützung wohlhabender Personen auf der Universität Landshut Medicin und Philosophie zu studiren und 1807 erlangte er die medicinische Doctorwürde. Einen Ruf als Professor der Physik nach Hofwyl nahm er nicht an, wurde aber 1808 nach München an die Schule der Landärzte als Lehrer der physischen und naturhistorischen Wissenschaften berufen. Seine Vorträge veranlaßten, daß er einen Ruf nach Freiburg, einen anderen nach Breslau erhielt, die er aber beide ablehnte. Durch König Ludwig I. wurde er 1826 zum ordentlichen Professor der Astronomie an der Münchener Universität ernannt, gehört aber zu den originellen Astronomen. Er gab sich metaphysischen Spekulationen und Theorien hin, denen jede mathematische Grundlage fehlte und seine lebhafte Phantasie veranlaßte ihn, in den regulären Wällen des Flecken Schröter auf dem Monde Städte und Festungen zu erkennen, deren Beschreibungen er als angebliche Entdeckungen ausgab, woran er noch Hypothesen über Bewohner des Mondes und deren Cultur knüpfte; ja er machte schon über eine Correspondenz mit den Mondbewohnern Vorschläge, die viel Wunderliches und völlig Nutzloses [7] haben. Sein Werk „Ueber die Natur der Kometen“ (1811) ist eben so wunderlich. Viel Phantastisches steht in seinen „Analekten für Erd- und Himmelskunde“ (7 Hefte, 1828–31) und seinen „Neuen Analekten“ (von 1832–36). Von seinem „Naturwissenschaftlich-astronomischen Jahrbuche“ erschienen 9 Jahrgänge (Stuttgart 1838–47); im J. 1810 schrieb er eine „Physik“, eine „Anthropologie“, 1811 eine „Organozonomie“, 1812 „Beiträge zur Physiognosie und Heautognosie“, 1817 „Lieblingsobjecte im Felde der Naturforschung“, 1823 eine „Propädeutik der Medicin“, 1825 ein Buch „Ueber die Ursachen der Erdbeben“. Unter astronomischen Sachen ist noch aufzuführen eine „Naturgeschichte des gestirnten Himmels“ (1836), eine „Kritik der neuesten Theorie der Erde“ (1838), eine neue einfache trigonometrische Methode, die Höhe der Berge zu messen, ohne sie zu besteigen (1842). Aus den Sonnenflecken wollte er das Wetter prophezeien, wodurch er sich viele Gegner zuzog. Ein wahres Verdienst hat er in der Medicin erlangt, indem er schon vor Civiale der Erfinder eines Instruments zum Zermalmen des Steins in der Harnblase war, wofür die Pariser Akademie ihm einen Preis von 1000 Francs zuerkannte.

Vgl. Jahn’s Unterhaltungen, Jahrg. 1852.