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Artikel „Grebner, Paul“ von Franz Schnorr von Carolsfeld in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 622–623, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Grebner,_Paul&oldid=- (Version vom 29. November 2024, 14:12 Uhr UTC)
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Grebner: Paul G., ein „Prophet“, geb. zu Schneeberg; das Jahr seiner Geburt läßt sich mit Wahrscheinlichkeit in dem vierten oder fünften Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts ansetzen, wenn von ihm herrührt das 1563 zu Antwerpen (in 4°.) gedruckte Buch: „Canticum canticorum Salomonis, et threni Hieremiae prophetae elegiaco carmine redditi. Accessit Oda de coniunctione fidelium cum Jesu Christo“, dessen Autor sich „Paulus Grebnerus Junior Mysnensis Niuimontanus“ nennt und das eine Zuschrift des Juristen Joel Schreckius an den Verfasser und eine Dedication des Verfassers an den Kurfürsten August von Sachsen enthält. Als sich G., der in Deutschland und Preußen als Schulhalter gereist war, 1573 in Lüneburg als Schulcollege aufhielt, geschah es eines Tages (er nennt den 23. Juni), daß sich ihm durch eine Vision, deren Inhalt er sogleich zu Papier brachte, die politische Zukunft Europa’s enthüllte. Von da an war sein Prophetenberuf entschieden, und mit Stolz nannte er sich in der Folge selbst den „zweiten Paulus“. Als er am 1. November (1573) die Räthe des Administrators von Magdeburg um Empfehlungen bat, erhielt er einen Brief an den Abt von (Groß-) Ammensleben, und dies ward die Veranlassung, daß er sich dort so lange im Kloster aufhielt, bis er seine Prophezeiungen in einem umfangreichen Buche ausgearbeitet hatte, dessen Ende er von Magdeburg und dem 8. Januar 1574 datirte. Das erste Exemplar seiner Weissagungen wollte er Erich dem Jüngeren von Braunschweig übergeben. Auf dem Wege zum Kurfürsten August von Sachsen befand er sich, als ihm nicht fern von Dresden einfiel, auch er müßte über den neuen Stern des „verwichenen Jahres 72“ etwas schreiben. 1582 soll er in England gewesen sein und ein handschriftliches Exemplar seines „Seidenen Weltfadens“ („Sericum Mundi filum“; so betitelte er sein großes Schriftwerk) der Königin Elisabeth überreicht haben, von der das Buch Dr. Nevill erhielt, der es der Bibliothek zu Cambridge schenkte. Ein Dresdner Exemplar des „Weltfadens“ enthält dann die Datirungen Hamburg 29. Sept. 1585 und Hamburg 3. Aug. 1586, ferner den Bericht, daß Jacobus Segurius Pardelianus, Rath des Königs von Frankreich, seine Prophezeiungen in Hamburg gesehen und ihm deren Uebersetzung in die lateinische Sprache anempfohlen [623] habe, endlich die Aeußerung, daß er sich nach Erfüllung seiner Weissagungen etwas von der dem Feinde abgenommenen Beute ausbitte; wenn er aber zu der Zeit etwa nicht mehr in Hamburg sein werde, da er immer noch keinen festen Wohnsitz habe, so solle man sich dann an seine in dürftigen Verhältnissen in Bretzschendorff, drei Meilen von Dresden, wohnenden Schwestern wenden. In Hamburg soll er jedoch gestorben sein. Daß er selbst an seinen prophetischen Beruf und an seine Prophezeiungen geglaubt habe, darf bezweifelt werden, und man thut ihm wol kein Unrecht, wenn man ihn für einen Betrüger hält. Was er prophezeite, war im Wesentlichen, daß der Sturz der katholischen Mächte und des Türken und die Herstellung der Kirche Gottes auf dem ganzen Erdkreise nahe bevorstehe. Die schon erwähnte Dresdner Handschrift (Mscr. N 32) ist diejenige, welche die sächsische Kurfürstin Anna Sophia (nach Tentzel nicht für 200 Ducaten, sondern für 120 Thaler) erwarb. Das Schriftchen „Prognosticon oder Erklärung vber den Anno 1618. erschienen Comet-Stern, vnd dessen Operation, beschrieben durch Paulum Gräbnern, weyland Pfarrherrn im Stifft Magdeburg. Gedruckt 1631 (in 4°.)“ ist aus einer Handschrift des „Weltfadens“ in der Weise genommen, daß für die Jahreszahl 1573 des Originals 1620 gesetzt worden ist.

Handschriften N 32 (Bl. 26 b f. 31 b 33. 35 b ff. 47. 54) und N 44 der k. öff. Bibl. zu Dresden (Götze, Merckwürdigkeiten der K. Bibl. zu Dreßden. Bd. 1. Dresden 1743. 4°. S. 335–339. Falkenstein, Beschreibung der K. öff. Bibl. zu Dresden. Dresden 1839. S. 410, wo zweimal Grebner für Griebner zu lesen ist). Monarchy ofte geen monarchy in Engelant. Grebneri prophecy aengaende Karel, soon van Koning Karel … door Willem Lilly. Getranslateert na d’ Origineele Copy tot London Anno 1653. 4°. G. Arnold, Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 1. Th. 2. Frankf. a. M. 1700. fol. S. 327. Bd. 2. Th. 3. S. 204. W. E. Tentzel, Curieuse Bibliothec oder Fortsetzung der Monatlichen Unterredungen. 3. Repositorii 1. Fach. Franckf. u. Lpz. 1706. S. 212 ff. Jo. Moller, Cimbria literata. Havn. 1744. T. II. fol. S. 245. Janozki, Specimen catalogi codd. mss. bibliothecae Zaluscianae. 1752. S. 25 (LXI). (Adelung), Geschichte der menschlichen Narrheit. Th. 4. Leipzig 1787. S. 61–81. H. Schröder, Lexikon der Hamburg. Schriftsteller. Bd. 2. Hamb. 1854. S. 578 f. Archiv für Sächs. Geschichte, herausg. v. Karl v. Weber. Bd. VII. (Leipzig 1869) S. 227 ff.