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Artikel „Graupner, Christoph“ von Moritz Fürstenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 609–610, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Graupner,_Christoph&oldid=- (Version vom 20. November 2024, 04:39 Uhr UTC)
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Graupner: Christoph G., geb. im Januar 1683 zu Kirchberg im sächsischen Erzgebirge von ziemlich unbemittelten Eltern, erhielt, wie er selbst in Mattheson’s „Ehrenpforte“ erzählt, schon im siebenten oder achten Jahre den ersten Singunterricht beim Cantor Mylius, den ersten Clavierunterricht beim Organisten Küster in Kirchberg. Als letzterer nach Reichenberg berufen ward, folgte ihm G. dorthin, um noch zwei Jahre seine Unterweisung zu genießen, worauf er während sieben Jahre die Thomasschule in Leipzig[WS 1] besuchte. Den ersten Unterricht in der Composition erhielt er dort von einem Mitschüler, dem späteren kurfürstl. sächsischen Capellmeister Joh. David Heinichen, mit dem er seine Hauptstudien in Theorie und Clavierspiel bei dem damaligen Cantor der Thomasschule Johann Kuhnau durchmachte. Nach zweijährigem Besuch der Universität in Leipzig, um Jura zu studiren, trieb ihn der Einfall der Schweden in Sachsen 1706 nach Hamburg, wo er, gänzlich mittellos, das Glück hatte, an Stelle des eben abgegangenen Joh. Christian Schieferdecker die Stelle eines Cembalisten im Opernorchester zu erhalten. Eine dreijährige Thätigkeit in diesem Amte bestimmte seine musikalische Richtung für die Zukunft: der berühmte Operncomponist Reinhard Keiser, damals Director der Hamburger Oper, ward sein [610] Vorbild. Im Jahre 1709 ernannte ihn der Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt, ein großer Musik- und Theaterfreund, welcher ihn in Hamburg hatte kennen und schätzen lernen, zu seinem Vicecapellmeister, 1711 zum wirklichen Capellmeister. Gänzlich erblindet, starb G. am 10. Mai 1760 in Darmstadt, wo er außerordentlich viel für Hebung der dortigen Musikzustände und berühmten Capelle gethan hatte. Als Componist entfaltete G. eine wahrhaft staunenerregende Fruchtbarkeit. Schon in Hamburg componirte er acht deutsche Opern, die sehr gefielen. Seine künstlerische Thätigkeit am darmstädter Hofe läßt sich in zwei Abschnitte eintheilen. Von seinem Eintritt in hessen-darmstädtische Dienste (1709) bis etwa 1720 war sie meistens nur der weltlichen Musik und besonders der Oper gewidmet, von letzterem Zeitpunkt aber bis an sein Lebensende fast ausschließlich nur der Kirchenmusik. Namentlich Werke letzterer Gattung lieferte er in erstaunlicher Menge. Opern componirte er, außer den acht in Hamburg aufgeführten, für den darmstädter Hof noch eine ziemliche Anzahl. Außer diesen Opern schrieb G. noch eine Menge andere, weltliche oder sogenannte Kammermusiken. Die Compositionen dieser Gattung bestanden in 194 einzelnen „Tafelmusiken“, 144 „Symphonien“ und 80 „Ouvertüren“, sämmtlich für Clavier und 3 bis 4 Streichinstrumente, manche auch für Streichquartett und Flöten, Oboen, Hörner, Trompeten und Pauken gesetzt. Sodann noch 50 „Concertos“ für die damals gebräuchlichsten Instrumente, als Clavier, Viola, Violagamba, Viola d’Amore, Chalumeau, Oboe u. s. f. meist mit Begleitung von Streich- und öfters auch von Blasinstrumenten, – sowie etwa ebensoviel Trio’s und Sonaten für Clavier, Streich- und Blasinstrumente. Die hier angeführten Compositionen befinden sich sämmtlich in Original-Manuscripten auf der großherzogl. Hofmusik-Bibliothek zu Darmstadt. Ferner erschienen von G. in Druck, von ihm selbst radirt und in seinem Selbstverlag, noch folgende Werke: „Partien auf das Clavier, bestehend in Allemanden, Couranten, Sarabanden und Giquen“; „Monatliche Clavierfrüchte“ (1722); „Neu vermehrtes Darmstädtisches Choralbuch“ (1728); „Vier Partien auf das Clavier, unter der Benennung der vier Jahreszeiten Winter, Frühling, Sommer und Herbst. Bestehend aus Präludien, Allemanden, Couranten, Sarabanden, Menuetten, Giquen etc. Denen Liebhabern des Claviers zur Vergnügung und Exercitio herausgegeben“ (1733). Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Darmstadt, v. E. Pasqué. Enthalten in der Zeitschrift „Die Muse“, Darmstadt 1854, S. 629 ff.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. korrigiert, im Original: Leizig