Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Graefle, Albert“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 506–507, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Graefle,_Albert&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 13:01 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Graefe, Alfred
Band 49 (1904), S. 506–507 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Albert Graefle in der Wikipedia
Albert Gräfle in Wikidata
GND-Nummer 116809833
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|49|506|507|Graefle, Albert|Hyacinth Holland|ADB:Graefle, Albert}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116809833}}    

Graefle: Albert G., badischer Hofmaler, geboren am 2. Mai 1809 zu Freiburg im Breisgau, † am 27. December 1889 in München. Seine Eltern wollten ihn dem gelehrten Stande zuführen, so absolvirte G. das Gymnasium, besuchte die Universität und hörte einige Semester philosophische Vorlesungen; nebenbei zeichnete er eifrig nach der Natur und genoß die Unterweisung des badischen Hofmalers Franz Jos. Zoll (1770–1833). Von da fand er seinen Weg nach München, wo er sich unter Cornelius und Schnorr weiter bildete. Hier entstand die „Weihe des Bischofs Gebhard von Zähringen 1084“ (Kunstblatt 1832, S. 210), eine in hübscher Landschaft thronende Madonna, ein harfenspielender „Ossian mit Malvina“ (Stuttgarter Kunstblatt 1834, S. 319) und ganz im Stile der damaligen historischen Schule die „Schlacht Berthold’s von Zähringen“, die „Aufhebung der Belagerung von Eberstein“ und die „Vermählung des Markgrafen Rudolf von Baden mit der Gräfin Kunigunde von Eberstein“ im Auftrag des Großherzogs von Baden für das Schloß Eberstein bei Gernsbach (vgl. Nr. 55 Kunstblatt vom 9. Juli 1835, gestochen von Wilh. Heßlöhl 1839 für den Kunstverein in Karlsruhe). Darauf folgten einige Genrebilder, wie „Tasso’s Tod“ (Kunstblatt 1837, S. 147) und die Scene wie ein Dragoner für sein Mädel von einem Kroaten Schmuck kauft (Kunstblatt 1838, S. 55) und dergleichen damals gerne gesehene Unbedeutendheiten. Wichtiger wurde für G. die in München geschlossene Freundschaft mit Franz Xaver Winterhalter, wovon Graefle’s eigenes, scharf charakterisirtes und in Effect gesetztes Bildniß (Kunstblatt 1839, S. 31) zeugt; Beide gingen 1840 nach Paris, wo G. ein Jahr lang bei seinem Freunde malte, dann aber ein eigenes Atelier bezog und durch Winterhalter’s Empfehlung eine Reihe ehrender Aufträge als Porträtist bekam. Fast gleichzeitig mit Coblitz, B. Goldschmidt, Bontibonne u. A. arbeitend erhielt G. als Winterhalter’s „Adjutant“ für seine 1846 im „Salon“ ausgestellten Arbeiten von Louis Philippe die goldene Medaille (Kunstblatt 1845, S. 265 und 1846, S. 175). Daselbst entstand auch Graefle’s figurenreiches „Die Schilderhebung Hermann des Cheruskers“ betiteltes Bild, welches anfänglich viel gerühmt und gepriesen, bei seiner Rundfahrt in Deutschland, in Berlin, Düsseldorf und München immer kühlere Aufnahme und endlich in der Kunsthalle zu Karlsruhe eine bleibende Stätte fand (in einem von Anton v. Werner gezeichneten Holzschnitt noch in Nr. 1589 der Lpz. Illustr. Ztg. vom 13. Dec. 1873). Es war, wie man in Deutschland bald unverhohlen bemerkte, ein Mißgriff dieses Thema in Paris zu malen, wo ihm alles Material fehlte und der Künstler statt Teutoburger Wäldlern mehr ein „Ballet mit französischen Grisetten in altdeutschen Costümen“, eine „Opernscene mit zierlicher Formgebung und süß-virtuoser Carnation“ zu Stande brachte (Eggers’ Kunstblatt 1850, S. 171 und 1853, S. 428). Im J. 1848 ging G. nach dem Elsaß, wo er Porträts malte und Bauernstudien im Schwarzwald zu einem Genrestoffe sammelte; hier traf ihn ein Ruf nach England zur Königin Victoria. Bald darauf weilte er wieder zu Paris, wo der „bekannte Mitarbeiter des berühmten Winterhalter“ am 18. October 1849 den Tags vorher verstorbenen Fr. Chopin auf dem Todtenbett zeichnete (vgl. Nr. 1894 der Lpz. Illustr. Ztg. vom 18. Oct. 1879). Im J. 1852 ließ sich G. bleibend in München nieder und eröffnete eine anfänglich stark frequentirte Malschule in denselben Räumen, wo ehedem Josef Bernhardt seine Scholaren versammelt hatte. Er selbst gab mit Stillleben, Genrestücken und Bildnissen immer noch ein bahnbrechendes Beispiel. Zu letzteren zählten die Porträts der Königin Victoria, der Großherzogin Luise und des Erbgroßherzogs von Baden, des Kronprinzen Friedrich Wilhelm und der Kronprinzeß von Preußen, des nachmaligen Kaiser und der [507] Kaiserin von Mexiko, des Grafen von Quadt-Wykradt-Isny und dessen Gemahlin u. s. w. Auch Altarbilder für Lahr und Dundenheim in Baden entstanden, dann die „Jahreszeiten“ (Karlsruhe), eine „Dachauer Procession“ à la Reinhardt Sebastian Zimmermann, ein „Elfenreigen“ und „Die Intimen bei Beethoven“, wo der in Begeisterung hingegossene Schindler, der zufriedene Steiner, der tiefergriffene Abbé Vogler und der kritische Dr. van Swieten dem am Clavier phantasirenden Meister lauschen – eine gut empfundene, tief gemalte aber doch nicht ganz phrasenfreie Composition. Auch „Konradins Abschied von seiner Mutter in Schwangau“ (vgl. Julius Grosse in Nr. 94 des Morgenblatts der Bayer. Ztg. vom 4. April 1863) erhob sich nicht über die damals herkömmliche Auffassung. König Ludwig II. betraute ihn mit verschiedenen Aufträgen, mit Darstellungen aus der Zeit Ludwig’s XIV. und dessen Nachfolger, darunter die Schönheiten und andere Porträts für das sog. gelbe Cabinet im Linderhof. Zu seinem 80. Geburtstag veranstaltete der vielgefeierte und ausgezeichnete Maler eine Collection seiner älteren Schöpfungen, nachdem er seiner ausübenden Kunst schon früher Valet gesagt hatte. Der außerordentlich liebenswürdige, gesellige, anregende und heitere Mann schied ohne Krankheit und Schmerz ruhig aus dem Leben. Seine zahlreichen Freunde betteten ihm neben Kirchner und Ebert unter vielen Kränzen und Abschiedsworten die letzte Rast. Sein ganzer Nachlaß wurde am 17. Juni 1890 durch J. Steuber in einer Auction nach allen Winden zerstreut.

Vgl. Raczynski 1840. II, 400, 572 ff. – Nagler 1837. V, 315. – Fr. Pecht, Gesch. der Münchener Kunst, 1888, S. 142 und in v. Weech, Bad. Biographien, 1891. IV, 158 f. – Kunstvereins-Bericht f. 1889, S. 73. – Fr. v. Bötticher, 1895. I, 404 ff.