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Artikel „Grünwald, Martin“ von Heinrich Julius Kämmel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 59–60, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gr%C3%BCnwald,_Martin&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 04:29 Uhr UTC)
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Grünwald: Martin G., unter den Epigonen der lutherischen Orthodoxie einer der wackersten und durch seine Thätigkeit für Waisenpflege und Volksschulwesen in engerem Kreise ein sehr verdienter Mann, geb. zu Zittau den 26. April 1664, † daselbst den 2. April 1716. Sohn eines Leinwebers, wurde er doch früh für wissenschaftliche Studien bestimmt, die er am Gymnasium der Vaterstadt und an der Universität Leipzig absolvirte. Dann (1690) Conrector des Gymnasiums in Bautzen geworden, trug er durch rastlose Thätigkeit viel zur Hebung dieser Anstalt bei. In seinem Unterrichte machte er auch den Versuch, die Geschichte seines Heimathlandes, der Lausitz, zu behandeln, wobei er zugleich eine genauere Landkarte dieser Landschaft bearbeitete. Unerfreulich aber waren dann die Angriffe, die er wider den ehemaligen Mitschüler Joh. Hübner in seiner „Richtigen Beschreibung der beiden Markgrafthümer Ober- und Nieder-Lausitz“ (1696) und in seinem Reim-Lexicon (1695) richtete. Dafür erwarb er sich durch die 1698 unternommene Begründung eines Waisenhauses in Bautzen unverkennbare Verdienste. Aber schon 1699 übernahm er das neugeschaffene und mit dem Pfarramte eines einsamen Gebirgsdorfs verbundene Katechetenamt in Zittau, dem er dann durch eine Reihe von Jahren hingebende Treue gewidmet hat. Die damals weit und breit eingeführten Katechismus-Examina dürften wenige mit gleichem Eifer besorgt haben. Er hat zugleich eine ganze Reihe katechetischer Schriften [60] verfaßt, die besonders auch dem unter seiner Mitwirkung eingerichteten Waisenhause in Zittau förderlich werden sollten. Vgl. seine „Ausführliche Beschreibung des Zittauer Waysenhauses“ (1710). Den Schluß dieser Arbeiten bildete die „Kurzgefaßte Haus- und Schulpostille über die Sonn- und Festtags-Evangelien und Episteln“ (1716). Seine im Auftrage des Stadtraths abgefaßte Schulordnung vom J. 1706 verdient in der Geschichte des deutschen Volksschulwesens eine Stelle. Als ascetischer Schriftsteller ist er im Geiste Christian Scriver’s und Heinrich Müller’s thätig gewesen, wie er auch bei der Herausgabe des Zittauischen Gesangbuchs mitgearbeitet hat. Was er als Prediger leistete, zeigt sein Hauptwerk „Standhafftiger Lutheraner“ (Bautzen 1716. 4). Zu Löscher’s unschuldigen Nachrichten scheint er viel beigesteuert zu haben. Er hatte mehrfache Berufungen abgelehnt, als er 1710 Mittagsprediger an der zweiten Kirche seiner Vaterstadt wurde; 1715 kam er als Archidiaconus an die Hauptkirche; aber wenige Monate nachher starb er nach schmerzvoller Krankheit.

S. Dietmann, Die der Augsb. Confession zugethane Priesterschaft im Markgrafenthum Oberlausitz (1777) 376 ff. Otto, Lexicon der Oberlaus. Schriftsteller I, 543 ff. H. Kaemmel in vier Programmen, J. 1859 u. 61. Vgl. auch Koch, Gesch. des Kirchenlieds V, 444 ff.