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Artikel „Godl“ von David von Schönherr in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 319–321, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Godl&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 17:49 Uhr UTC)
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Godl: Stefan, Michael, Melchior, Bernhard, Ruprecht und Heinrich G. Stefan G., Rothschmied, wird zum erstenmale urkundlich erwähnt 1508, in welchem Jahre er von Kaiser Maximilian I. aus Nürnberg nach Innsbruck berufen wurde, um hier als Erzgießer sich niederzulassen und speciell Tiroler in seiner Kunst zu unterrichten. Er kam mit 3 Gesellen und seinem Werkzeug, erhielt ein jährliches Wart- und Dienstgeld von 32 fl. rh. und die weitere Bezahlung nach dem Gewichte der gelieferten Arbeit. Seine Heimath ist wahrscheinlich Hötting bei Innsbruck, wo gegen Ende des 15. Jahrhunderts, urkundlich 1486, ein Michael G. als Erzgießer sich bemerkbar machte und wo auch Stefan G. zuerst seine Werkstätte eröffnete. Nachdem Gilg Seßlschreiber, welcher die Herstellung des Grabmals Kaiser Maximilians [320] contractmäßig übernommen und zu diesem Zwecke die Gießhütte in Mühlen (Mühlau bei Innsbruck) eingeräumt erhalten hatte, wegen Saumseligkeit in der Arbeit entlassen worden war, erhielt 1518 Stefan G. die weitere Ausführung dieses großartigen Unternehmens. Mit Ausnahme der 11 großen Erzbilder, Kaiser Ferdinand, König Philipp, Ernst, Theodobert, Eleonora, Cimburgis, König Rudolf, Elisabeth, M. v. Burgund, Kunigunde und König Ladislaus, welche Seßlschreibers Werk sind, ferner der beiden von Peter Vischer gegossenen Statuen Arthur und Theodorich und des Löffler’schen Erzbildes Chlodwig, wurden die sämmtlichen großen Erzbilder der Hofkirche zu Innsbruck, die das kaiserliche Grabmal umstehen, ferner die kleineren Erzbilder, welche in der sog. silbernen Capelle aufgestellt sind, von Stefan G. gegossen. Die letzteren hatte er schon bei seiner Ankunft in Innsbruck zu gießen übernommen und 1518 neunzehn derselben vollendet. Durch den Tod des Kaisers († 1519)wurde die Erzgießerei auf einige Zeit lahm gelegt, es fehlte namentlich an Geld. Godl’s Reisen nach Augsburg 1520 und nach Worms 1521 um die Unterstützung der beiden Enkel und Erben des Kaisers zu erwirken, hatten keinen weiteren Erfolg, als daß ihm die Vollendung eines von ihm bereits in Angriff genommenen Bildes gestattet wurde. Erst 1523 erhielt G. einen neuen Auftrag und zwar jedes Jahr zwei Statuen zu gießen. Bald darauf finden wir den Meister mit fünf Gesellen bei dem großen Unternehmen bethätigt. Im J. 1529 erhöhte Kaiser Ferdinand sein Wart- und Dienstgeld sehr bedeutend und stellte zur Förderung des Werkes auch einen Bruder Stefan Godl’s, den Erzgießer Melchior G. an, sowie einen Bildschnitzer Namens Leonhart Magt. Wie es scheint, hat Melchior G. ebenfalls in Nürnberg seine weitere Ausbildung erhalten, da gleichzeitig mit seinem Eintritt in die landesfürstliche Erzgießerei verschiedene Werkzeuge der Gießkunst aus Nürnberg hier eintrafen. Melchior G. starb jedoch noch im selben Jahre oder in den ersten Tagen des J. 1530, da bereits unterm 26. Jan. Melchior Godl’s sel. Hausfrau, Margret, erscheint. Er hatte an dem Guß einer einzigen Statue, die Mutter des Königs Ladislaus vorstellend und 1530 gegossen, Antheil genommen. Die von Stefan G. gegossenen Statuen verrathen einen trefflichen Gießer. Ihr sonstiger Kunstwerth hat jedoch nicht die Bedeutung der vor ihm vollendeten Werke. Der dem Stefan G. beigesellte Modelleur Leonhart Magt wurde seiner Aufgabe nur in sehr bescheidenem Maße gerecht. Zu den Werken Godl’s zählt auch die in Erz gegossene Denktafel, welche zur Erinnerung an die Begegnung Karls V. und Ferdinands I. auf dem Brenner aufgestellt wurde. Dieses nach Versicherung verschiedener alter Autoren bedeutsame Werk gerieth schon im vorigen Jahrhundert in Verlust. Ebenso scheint jenes Erzbild sich nicht erhalten zu haben, welches ihm Kaiser Ferdinand mit der Weisung zu gießen auftrug, seine ganze Kunst dabei zu bethätigen. Die Aufgabe war ein nackter Mann in idealer Schönheit. 1534 goß er vier silberne Statuen, von denen sich eine unter den Schätzen der Hofkirche erhalten zu haben scheint. Die Beschwerlichkeit der Kunst, die er übte, scheint früh seine Gesundheit untergraben zu haben. Schon 1531 klagt er, daß „die schwere und große Hitze, dabei er mit dieser Arbeit des Gießens sein müsse, ihn beschwerlich schwäche und bekranke“. Er starb im März des Jahres 1534. Der kunstsinnige Kaiser Ferdinand war ihm in Gnaden zugethan und versicherte noch 1531 dem biedern Meister, sein und seiner beiden Söhne „Herr und Vater“ sein zu wollen. Ob Bernhart G., welcher nach dem Tode des Meisters Stefan als Gießer und Aufseher in der Gießhütte zu Mühlau angestellt erscheint, einer der beiden Söhne desselben war, ist nicht festzustellen. Die Thätigkeit dieses Gießers beschränkte sich jedoch auf den Guß einzelner Piedestale zu den großen Statuen und auf sonstige kleinere Gegenstände von untergeordneter Bedeutung. Bernhart [321] G. hatte übrigens schon seit Jahren in der Mühlauer Gießhütte Beschäftigung erhalten und wurde ihm schon seit 1533 sein Sold erhöht. Mit ihm starb der letzte Erzgießer oder Rothschmied aus dieser Familie. Außer den vier Erzgießern G. haben sich noch zwei andere dieses Namens, Ruprecht und Heinrich, Vettern des Stefan G., durch Verdienste um den Staat hervorgethan. Ersterer zeichnete sich unter Kaiser Maximilian als Büchsenmeister in den Kriegen gegen Venedig aus, letzterer in gleicher Eigenschaft gegen die Türken. Im Feldzug von 1542 gerieth Heinrich G. in türkische Gefangenschaft, aus welcher er erst 1551 erlöst wurde. Diese beiden G. hatten ihren Wohnsitz in Hall bei Innsbruck und hinterließen zahlreiche Kinder, welche von Kaiser Ferdinand in Rücksicht der Verdienstes ihrer Väter noch lange unterstützt wurden.