ADB:Sesslschreiber, Gilg
Maximilian trat, mit der Verpflichtung für ihn allein zu arbeiten. Er erhielt den Auftrag, nach den Angaben des Kaisers die Zeichnungen zu dem Grabmal herzustellen, welches dieser sich selbst setzen wollte, sowie auch die Modellirung und den Guß der dazu gehörigen Statuen zu leiten. Erst 1508 siedelte S. nach Innsbruck über, um hier nach seinen Zeichnungen, die er 1504 begonnen hatte, die Ausführung des Grabmonuments in Angriff zu nehmen. Im Jahre 1511 hatte er erst eine Statue fertig, welche durch Peter Löffler gegossen war. Es ist die Statue des Königs Ferdinand, die später auf Theodebert umgetauft wurde. Als er, trotz fortwährender Ansprüche auf Zahlungen und Materiallieferungen bis Ende 1515 noch keine weitere Statue fertig gestellt hatte und die Räthe des Regiments zu Innsbruck auf Befehl des Kaisers ihn deßhalb zu Rede stellen wollten, machte er sich aus dem Staube, worauf sein Sohn Christoph S. sich anbot und auch den Auftrag erhielt, die von seinem Vater theils nahezu fertig gestellten, theils begonnenen Arbeiten zu vollenden. (15. Februar 1516.)
Sesslschreiber: Gilg S., Maler aus München, der laut erhaltener Urkunde (Statthaltereiarchiv Innsbruck) am 7. März 1502 in den Dienst des KaisersDiese Statuen sind, nach einem am 3. Juni 1516 von den Räthen des Kaisers aufgenommenen Inventar, folgende: 1. Nahezu fertig gegossen, abgesehen von einzelnen zugehörigen Bestandtheilen an Schmuck, Sockeln etc. Frau Maria von Burgund, König Philipp, Herzog Ernst von Oestreich, Margarethe Maultasch, Theodebert. 2. Geformt und „in Formen stehend": Limburgis von Massovien, Eleonora von Portugal, König Rudolf von Habsburg, Kaiser Maximilian [45] (Letzterer nicht zum Grabmonument gehörig). 3. Geschnitten. Kaiser Friedrich, Frau Kunigunde, Schwester des Kaisers, König Ladislaus.
Christoph S. und Gilg’s Schwiegersohn, Sebastian Häusserer, die mit der Vollendung dieser Arbeiten betraut wurden, zeigten sich jedoch an Saumseligkeit ihres Vaters und Schwiegervaters durchaus würdig. Mittlerweile war auf Befehl des Kaisers Meister Gilg in Augsburg, wohin er sich zurückgezogen hatte, aufgegriffen und am 22. Juni 1516 nach Innsbruck geführt worden. wo er in den „Kräuterthurm“, das Untersuchungsgefängniß gesperrt wurde. Am 27. Juli wurde er wieder „ausgelassen“, jedoch in dem Dorf Natters oberhalb Innsbruck internirt, welches er nur von Zeit zu Zeit verlassen durfte, um die Arbeit an seinen Statuen zu beaufsichtigen. Vater, Sohn und Schwiegersohn legten wieder ein feierliches Gelöbniß ab, die Arbeiten bis Weihnachten fertig zu stellen, trotzdem waren sie im folgenden Frühjahr 1517 noch nicht fertig. Auch ritt Meister Gilg eines Tages wieder auf und davon und besuchte den Kaiser in Mecheln, wo er ihm klagte, daß die Regierung von Innsbruck nicht mit ihm und seinen Söhnen abrechnen wolle, ehe die 12 Statuen fertig seien, er aber von Gläubigern verfolgt sei etc. Kaiser Max trug der Regierung auf, ihn für ein Jahr vor seinen Gläubigern zu schützen, damit er die Arbeit ohne Sorgen vollenden könne. Im November 1518 entschloß sich endlich der Kaiser, Gilg sammt Sippe zu entlassen und die Fortsetzung der Arbeiten anderen zu übertragen. Er war noch so großmüthig, ihn bis zu Beendigung der Abrechnung vor seinen Gläubigern schützen und ihm dann sicheres Geleite nach seiner Heimath, München, geben zu lassen. Vom Jahre 1520 datirt noch eine Urkunde, in welcher Gilg erklärt, auf alle Ansprüche zu Gunsten seiner Söhne zu verzichten und sich mit der Abfindungssumme von fl. 350 zufrieden zu geben. Von Christoph S. findet sich ein 1524 datirtes handschriftliches Werk in der k. bair. Staatsbibliothek, worin unter Beigabe von Zeichnungen die Kunst des Gießens von Glocken und Geschützen, die Kunstfeuerwerkerei, verschiedene Maschinen und Werkzeuge und zum Schluß Wasserkünste und Brunnen beschrieben werden. Die Zeichnungen Gilg Sesslschreiber’s zu den Erzstatuen des Grabmonumentes sind im Cod. 8329 der k. k. Hofbibliothek in Wien erhalten. Es geht daraus hervor, daß die Mehrzahl der ausgeführten Statuen eine freie Wiedergabe dieser Entwürfe darstellt. Was nun den künstlerischen Werth der von S. selbst ausgeführten Statuen betrifft, welche zum Theil in dem unfertigen Zustand aufgestellt wurden, wie er sie verlassen (theils nicht ciselirt, theils ohne Sockel, theils mit fehlenden Schmucktheilen), so gelangt man durch Vergleichung derselben (es sind die oben im Inventar genannten) mit denjenigen, welche nach ihm der Maler Jörg Kölderer, mit dem Bildschnitzer Leonhard Mayr und dem Gießer Stephan Godl ausführte, zu dem Resultat, daß Gilg oder sein Schnitzer doch an künstlerischem Talente seinen Nachfolger bedeutend überragte. Die besten Statuen sind freilich diejenigen, welche Peter Vischer im Jahre 1513 (die Könige Theoderich und Arthur) sowie Gregor Löffler, nach einer Zeichnung des Malers Christoph Amberger und mit Hülfe des Modelleurs Veit Arnberger von Brixen (König Chlodwig) im Jahre 1550 gossen.
- D. Schönherr, Geschichte des Grabmals Kaiser Maximilian’s I und der Hofkirche zu Innsbruck, im Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerh. östr. Kaiserhauses XI.