ADB:Gobel, Jean Baptiste Joseph

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Gobel, Johann Baptist“ von Wilhelm Gisi in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 296–297, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gobel,_Jean_Baptiste_Joseph&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 07:41 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Goar, Moritz
Nächster>>>
Gobel, Konrad
Band 9 (1879), S. 296–297 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Jean Baptiste Joseph Gobel in der Wikipedia
Jean Baptiste Joseph Gobel in Wikidata
GND-Nummer 120665603
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|9|296|297|Gobel, Johann Baptist|Wilhelm Gisi|ADB:Gobel, Jean Baptiste Joseph}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=120665603}}    

Gobel: Johann Baptist G., französischer Bischof, geb. in Thann am 1. Septbr. 1727 als Sohn des Franz Joseph G., Mitglieds des souveränen Raths des Elsaßes und der Marie Therese geb. Haus. Schon mit fünfzehn Jahren ward er, da sein mütterlicher Oheim, J. B. Haus, Bischof i. p. von Messala und Coadjutor des Bischofs von Basel, zu seinen Gunsten auf diese Pfründe verzichtete, Canonicus am Chorherrenstift in Delsberg, heut. Kt. Bern. Am 28. Octbr. 1743 ward er darauf, nachdem er seine Vorbildung in Colmar genossen, in das Collegium Germanicum in Rom aufgenommen, in welchem er sich durch musterhaftes Betragen und Frömmigkeit auszeichnete, und welches er am 6. Septbr. 1747 als Dr. theol. und phil. verließ. Infolge seiner außerordentlichen Begabung und wahrhaft erstaunlichen Thätigkeit und Dank der wirksamen Protection seines Oheims stieg G. sehr rasch von Stufe zu Stufe. Seit 1755 Official des Bischofs von Basel ward er bald Canonicus an der Kathedrale in Pruntrut, Generalvicar und Coadjutor für den französischen Theil der Diöcese, in Folge dessen er zumeist im Elsaß residirte und ward am 27. Jan. 1772 zum Bischof i. p. von Lydda geweiht. Als Factotum der Bischöfe von Frohberg, von Wangen und von Roggenbach (seit 1782) war er der thatsächliche Regent des Landes und führte namentlich alle Unterhandlungen mit dem Auslande, so diejenigen, welche 1780 zur Erneuerung des Allianzvertrages mit Frankreich führten, zu welchem Zwecke er sich damals längere Zeit in Paris aufhielt. Durch seinen Aufwand und seine ungeordnete Lebensweise gerieth er aber bald in eine drückende Schuldenlast, für welche sein Neffe, der Hofrath und Geheimsecretär des Bischofs, Joseph Anton Rengger[WS 1], mit einem bedeutenden Theil seines Vermögens als Bürge einstand und welche auch sein späteres Verhalten in der französischen Revolution veranlaßte. Im Jahre 1789 von der Geistlichkeit des Oberelsaßes in die Generalstände abgeordnet, war er einer der ersten, der den Eid auf die Civilverfassung des Clerus leistete (3. Januar 1791). Infolge dessen kurz nachher gleichzeitig zum Bischof von Paris, Colmar und Langres ernannt, optirte er am 14. März 1791 für den ersteren Sitz und ward, nachdem die Metropoliten von Sens und Orleans sich dessen geweigert, von Talleyrand, Bischof von Autun, installirt. Sofort nach Gobels Abreise nach Paris und im Einverständniß mit ihm hatte Rengger im Bisthum Basel begonnen die Einberufung der Landstände zu betreiben. Als, wie er hatte voraussehen können, der Bischof sich hierauf nicht einließ, brach unter dem Volke, das schon durch die Ereignisse in der französischen Nachbarschaft vorbereitet war, und durch zahlreiche von Rengger und dem Schweizer Club in Paris ausgehende [297] Pamphlete noch aufgehetzt wurde, eine allgemeine Gährung aus. Der Bischof rief den Schutz der verbündeten eidgenössischen Stände und des Reichsoberhaupts an, und in der That ließ Kaiser Leopold im März 1791 500 Mann Oesterreicher einrücken. Umsonst trat G. in der Nationalversammlung gegen diesen Einmarsch auf, umsonst verlangte er die französische Occupation des Landes. Jene begnügte sich mit der Anordnung einer Untersuchung durch den Legationssecretär Bacher in Basel, und erst nachdem sie am 24. April 1792 Oesterreich den Krieg erklärt hatte, erfolgte die Invasion des Bisthums. Nach kurzem Bestande als „rauracische Republik" erklärte sich die Volksversammlung am 7. März 1793 für den Anschluß an Frankreich und das bisherige Reichsland ward dann zunächst als Departement du Montterrible, später als Bestandtheil des Departements des Oberrheins mit der französischen Republik vereinigt. Bald darauf wurde G. als Civilcommissär nach dem Pruntrutischen abgeordnet, mußte aber dasselbe, da er von einer Deputation in Paris wegen Amtsmisbrauchs angeklagt wurde, kurz nachher wieder verlassen. Am 7. Novbr. 1793 gab er dann unter großem Pomp im Nationalconvent die bekannte Erklärung ab, daß er auf alle kirchliche Wirksamkeit als eines philosophischen Zeitalters unwürdig, verzichte, und hinfort keinen anderen Cultus als den der Freiheit und Gleichheit anerkenne. Aber schon nach 5 Monaten ward er nach dem Sturz Heberts und Danton’s wegen Atheismus angeklagt und am 24. Germina an II (14. April 1794) mit letzteren in Paris guillotinirt.

Briefliche Mittheilungen von Staatsarchivar X. Kohler in Pruntrut. Relation fidèle de la manière, dont s’est passée la Révolution du pays de Porrentruy et sa réunion à la France (Hist. parlementaire Vol. V). Mémoires de l’Abbé Georgel Vol. III (Paris 1817). Vautrey, histoire du Collége de Porrentruy. Dazu die allgemeinen Werke von Thiers, Barante, Hottinger u. A.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Joseph-Antoine Rengger (Rengguer), siehe HLS