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Artikel „Gmelin, Leopold“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 272–273, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gmelin,_Leopold&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 18:20 Uhr UTC)
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Gmelin: Leopold G., Sohn von Johann Friedrich G., Professor der Chemie in Göttingen, und Enkel von Philipp Friedrich G., Chemiker und Arzt, am 2. August 1788 in Göttingen geboren, widmete sich in Göttingen, später in Tübingen dem Studium der Chemie und Medicin und erlangte in seiner Vaterstadt, unter Vertheidigung seiner Dissertation über die chemische Natur des Augenpigmentes („Diss. sistens indagationem chemicam pigmenti nigri oculorum taurinorum et vitulinorum“ etc.) 1812 die medicinische Doctorwürde. Im J. 1813 habilitirte er sich, nachdem er kurze Zeit als Assistent im chemischen Laboratorium von Stromeyer in Göttingen thätig gewesen war, als Docent der Chemie in Heidelberg, wurde hier 1814 zum Prof. extraord. und 1817, nachdem er einen Ruf auf den durch Klaproth’s Tod vacant gewordenen Lehrstuhl der Chemie in Berlin ausgeschlagen hatte, zum Prof. ord. der Chemie und Medicin ernannt und verblieb in dieser Stellung bis zum J. 1851, in welchem er seine Entlassung nahm; er ist am 13. April 1853 gestorben. – G. ist einer der ersten Vertreter der organischen und speciell der physiologischen Chemie in Deutschland und nimmt auf diesem Gebiete, nächst Liebig und Wöhler, auf dessen Entwickelungsgang er gerade nach dieser Richtung hin einen sehr entscheidenden Einfluß ausgeübt hat, eine würdige Stelle ein. Der obengenannten, trefflichen Arbeit über das schwarze Augenpigment in zweiter Bearbeitung 1814 und in deutscher Uebersetzung in Tromsdorff, Journal der Pharmac., XXIII. S. 280, erschienen) folgten sein „Handbuch der theoretischen Chemie“ (in drei Bänden, 1817–19), in dessen letztem Bande die organischen Verbindungen behandelt werden, und das, als eines der geschätztesten Handbücher dieser Wissenschaft, in vier vermehrten Auflagen (die letzte in 5 Bänden in den J. 1843–52) erschienen ist, sodann die Resultate seiner in Gemeinschaft mit Tiedemann angestellten classischen Untersuchungen über die Verdauung („Versuche über die Wege, auf welchen Substanzen aus dem Magen und Darmcanale ins Blut gelangen, über die Verrichtung der Milz und die geheimen Harnwege“, 1820, „Die Verdauung nach Versuchen“, 2 Bde., 1826. 1827, und „Ueber einige neue Bestandtheile der Galle des Ochsen“ in Poggendorff, Annalen der Physik, 1827, IX. 326) und eine Reihe kleiner physiologischer Arbeiten, von welchen namentlich die Untersuchungen über „Einige im Gehirne der Menschen und Thiere vorkommenden Fettarten“ (in Tiedemann, Zeitschrift für Physiologie, 1824, I. 119), über die „Chemische Umwandelung der organischen Verbindungen“ (ib. 1829, III. 173) und die „Versuche über das Blut“ (ib. 1833, V. 1) hervorgehoben werden sollen. – Von seinen Leistungen im Gebiete der anorganischen Chemie und der Mineralogie verdienen vorzugsweise seine Untersuchungen über Cyanverbindungen (G. ist der Entdecker des rothen Cyaneisenkaliums, über welches er die ersten Mittheilungen in Schweigger’s Journal für Chemie und Physik, 1822, XXXIV. [273] S. 325, niedergelegt hat) und sein „Versuch eines neuen Mineralsystems“, 1825, genannt zu werden, in welchem er, im Anschlusse an Beudant, und auf Grund des von ihm in der electrischen Reihenfolge der Mineralien nachgewiesenen inneren Zusammenhanges der äußeren (physikalischen) Eigenschaften und der chemischen Zusammensetzung derselben eine Classification des Mineralsystems nach beiden Principien hin entworfen hat.

Stammbaum S. LXI.