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Artikel „Gmelin, Karl Christian“ von Moriz Gmelin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 271–272, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gmelin,_Karl_Christian&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 12:35 Uhr UTC)
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Gmelin: Karl Christian G., Professor der Naturgeschichte und Director des Naturaliencabinets zu Karlsruhe, geboren zu Badenweiler am 18. März 1762, gestorben zu Karlsruhe am 26. Juni 1837, der jüngere Bruder des Kupferstechers Wilhelm Friedrich G. Nach sechsjährigem Studium der Medicin, mit besonderer Bevorzugung der Naturwissenschaften, auf den Universitäten Straßburg und Erlangen, erwarb sich Karl Christian 1784 zu Erlangen den Doctorgrad und zu Karlsruhe die Licenz als praktischer Arzt, fast gleichzeitig auch die Anstellung als Lehrer der Naturgeschichte am dortigen Gymnasium, ein Amt, das er neben seinen anderen Verwendungen volle 50 Jahre versah. Im J. 1786 wurde ihm auch die Direction des fürstlichen Naturaliencabinets und die Aufsicht über die botanischen Gärten übertragen. Den zum Ankauf von Merinosschafen nach Spanien von der badischen Regierung abgesandten Kammerauditor Volz durfte G., mit einer staatlichen Geldunterstützung versehen, 1789 begleiten. Er benützte diese Reise vorzugsweise zu botanischen Studien in den königlichen Gärten und selbst in den Pyrenäen. Die Stürme der französischen Revolution nöthigten zu schnellerer Rückkehr und ließen ihm auch in der Heimath nur wenig Zeit zur stillen Berufsthätigkeit. 1794 hatte er die werthvollen fürstlichen Sammlungen nach Ansbach zu geleiten. Die 2½ Jahre, die er mit den geflüchteten Schätzen dort verblieb, benützte er zur Wiederaufnahme seiner Studien in dem nahen Erlangen, besonders bei dem Botaniker Schreber. Bald nach seiner Rückkehr nach Karlsruhe wurde ihm die Visitation der Apotheken und die Theilnahme an der Prüfung der Aerzte und Pharmaceuten übertragen. 1803 wurde er Mitglied der neuerrichteten General-Sanitäts-Commission, 1814 Mitglied der Bergwerks-Commission. Von Großherzog Leopold wurde er kurz nach seinem Regierungsantritt zum Geh. Rath zweiter Classe ernannt. Als Lehrer ward ihm die Freude, einen Alexander Braun aus der Zahl seiner Schüler hervorgehen und diesen Lieblingsschüler zum vielbewährten Freunde werden zu sehen. In dem wachsenden Reichthum des Naturalien-Cabinets lagen die Beweise seines überlegten Sammeleifers deutlich vor; der seiner Leitung anvertraute botanische Garten stand in den Kreisen der Naturforscher in hohem Ansehen. Dem Garten galten auch Gmelin’s erste Schriften: die beiden Auflagen des „Catalogus plantarum horti Carlsruhani“ (1791 und 1800), denen 1811 noch ein „Hortus Magni Duci Badarum Carlsruhanus“ von seiner Hand folgte. Eine im J. 1805 begonnene und mit zahlreichen sorgfältig colorirten Kupfern versehene „Gemeinnützige systematische Naturgeschichte“ hörte mit dem J. 1815 auf zu erscheinen, nachdem sie in fünf Bänden die vier Classen der Wirbelthiere in ausführlicher Darstellung gebracht hatte. Gmelin’s Hauptwerk ist die „Flora Badensis Alsatica et confinium regionum cis et transrhenana“, wovon 1805 der erste Band erschien. Mit den 1806 und 1808 folgenden Bänden und dem 1826 erschienenen Supplementbande waren die phanerogamischen Pflanzen abgeschlossen. Das Werk war durch gute Speciesbeschreibung und sorgfältige Citation der älteren Literatur für seine Zeit mustergiltig. Die Beschreibung der badischen Kryptogamen wollte er unter Mitwirkung Alexander Braun’s folgen lassen, doch blieb die Arbeit unvollendet, da bei Gmelin’s Tode erst wenige Bogen gedruckt waren. Zur Sammlung seines Materials hatte G. alljährlich Reisen im Heimathlande gemacht, wozu ihm von der Regierung Urlaub und Geldmittel verwilligt wurden. Einen ganz besonderen Werth legte er noch in späten Jahren auf sein im J. 1809 erschienenes Buch: „Ueber den Einfluß der Naturwissenschaften auf das gesammte Staatswohl“, in welchem er allerlei für die damalige Zeit kühne Wahrheiten verkündete, aber auch manchen später bewährten [272] Rath ertheilte, vor allem den auf geologische Beobachtungen gegründeten, in der Pfalz, ferner bei Kandern, sowie in der Baar nach Steinsalz zu suchen. Ebenso unmittelbar praktische Zwecke verfolgte seine im Februar des Theuerungsjahres 1817 veröffentlichte Schrift: „Nothhülfe gegen Mangel aus Mißwachs“. Hebel, der mit G. eng befreundet und dessen eifriger Excursionsgenosse war, weiß in humoristischer Weise wiederholt in seinen Erzählungen und Gedichten von einem Zuge des „Gehülfen des Hausfreundes“, des „Schlangenfängers“ oder des „Chrüterma vo Badewiler“ zu berichten, dessen Erzählungen im Rufe poetischer Ausschmückung standen.

Vierordt, Karlsruher Lyceums-Programm, 1837. – Badische Biographieen von Fr. v. Weech I. 304–307 (von Gmelin’s Enkel, dem k. preuß. Generalarzt a. D. Dr. Ad. Hoffmann). – Stammbaum S. LI–LII.