Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Glenck, Karl Christian Friedrich“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 233–235, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Glenck,_Friedrich&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 03:13 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Gleim, Ludwig
Nächster>>>
Gletting, Benedict
Band 9 (1879), S. 233–235 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Carl Christian Friedrich Glenck in der Wikipedia
Carl Christian Friedrich Glenck in Wikidata
GND-Nummer 12490341X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|9|233|235|Glenck, Karl Christian Friedrich|Wilhelm von Gümbel|ADB:Glenck, Friedrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=12490341X}}    

Glenck: Karl Christian Friedrich G., ausgezeichneter Salinist, geb. am 13. April 1779 zu Schwäbisch Hall, gest. am 21. November 1845 zu Gotha. Die vielfache Beschäftigung seines Vaters, eines Salinen-Inspectors, mit mineralogischen Studien erweckte schon frühzeitig in dem Sohne die Neigung zur Mineralogie. G. legte zunächst in der Karlsschule in Stuttgart einen tiefen Grund zu seiner vortrefflichen Bildung, die er 1796 auf der Universität Erlangen vervollständigte. Er hatte die Jurisprudenz zu seinem Brotstudium gewählt, beschäftigte sich aber überdies eifrig mit Mineralogie und Geognosie. Um sich in diesen Fächern vollständig auszubilden, besuchte er zwei Jahre lang die Freiberger Bergakademie. Dann trat er eine Stelle als Privatsecretär des Fürsten von Hohenlohe-Ingelfingen an, den er auf vielen Reisen begleitete. 1803 wurde G. zum hohenlohe’schen Justiz- und Rentamtmann zu Niederhall am Kocher ernannt und fand nun in diesem Dienste, zu dem auch die Verwaltung der Saline Niederhall und Weißbach gehörte, Gelegenheit, sich mit der Salinentechnik eingehend zu befassen. Die Mediatisirung Hohenlohe’s 1806 veranlaßte seine Pension, da er aus alter Anhänglichkeit an das fürstliche Haus in würtembergische Dienste zu treten verschmähte. Dadurch gerieth G. in sehr mißliche Verhältnisse, die ihn jedoch nicht abhielten, seine wissenschaftlich praktischen Studien [234] fortzusetzen, namentlich über die ursprüngliche Lagerstätte des Salzes die sorgfältigsten geognostischen Untersuchungen anzustellen, während er durch juristische Arbeiten seinen Lebensunterhalt zu verdienen suchte. Seine sichere Erwartung, die Urstätte des Salzes zu entdecken, täuschte ihn in der That nicht. Denn als 1817 eine Gesellschaft die früher von G. bewirthschaftete Saline Weißbach erworben und ihn zu deren Director berufen hatte, begann er sofort Bohrversuche auf Steinsalz und hatte die Freude bei Wimpfen seine Vermuthungen rasch und glänzend bestätigt zu sehen. G. errichtete 1819 die große Saline Ludwigshall bei Wimpfen, welche er mit der vortrefflichsten Einrichtung versah. Von dieser Zeit datirt eine neue Periode des Salinenbetriebs in der unteren Neckargegend, welche ihren Ursprung und ihr rasches Emporblühen allein der geistreichen Speculation Glenck’s zu verdanken hat. G. suchte nun auch in anderen Gegenden seine so erfolgreichen Erfahrungen zu verwerthen und unternahm mit einem rastlosen Eifer, der fast an Ueberstürzung grenzte und in manchen Fällen selbst den Schein eines Schwindlers auf ihn warf, an zahlreichen Punkten in Thüringen, im Reußischen, in Böhmen, in der Schweiz, im Königreich Sachsen, theils auf eigene Kosten, theils im Auftrage von Gesellschaften oder Regierungen Bohrungen auf Steinsalz. Nebenbei betrieb er die von ihm gepachteten Salinen Lindenau und Büdingen. Manchmal stand es mit seinen Hilfsquellen schlimm, aber G. hatte ein felsenfestes Vertrauen auf das Gelingen seiner Unternehmungen. In der That glückten ihm nach einander drei seiner Versuche, die er auf eigene Gefahr übernommen hatte, nämlich jene bei Bufleben im Gothaischen 1828, welchem die Saline Ernsthall ihre Entstehung verdankt, dann 1829 jener bei Stotternheim im Weimarischen, in einer für damals und bei der zu jener Zeit üblichen mangelhaften Bohrmethode erstaunlichen Tiefe von 350 Meter, wo in Folge des Fundes die Saline Louisenhall gegründet wurde, und 1831 jener bei Köstritz im Reußischen, welcher die Errichtung der Saline Heinrichshall zur Folge hatte. Um seine vielverzweigten Geschäfte besser leiten zu können, siedelte G. 1828 nach Gotha über. Weniger günstiger Erfolge hatte G. sich bei seinen Bohrungen in Sachsen, welche die politischen Wirren 1830 zum Einstellen brachten, und in Böhmen zu erfreuen. Auch in der Schweiz schien ihn sein Glückstern zu verlassen. Aber G. wankte nicht, selbst nachdem verschiedene Versuche da und dort ohne entscheidenden Erfolg aufgegeben werden mußten. Endlich 1837 gelang es ihm dennoch auch in Basellandschaft Steinsalz zu erbohren; es wurde dort die Saline Schweizerhall errichtet, welche G. mit sehr zweckentsprechenden Einrichtungen ausstattete. Noch war es ihm vergönnt, diese Saline, die größte und schönste, aber auch unter den größten Schwierigkeiten ins Leben gerufene Schöpfung zur schönsten Blüthe sich entfalten zu sehen, als die Ueberanstrengung früherer Tage rasch seine Gesundheit zum Wanken brachte und seinen Tod am 21. November 1845 herbeiführte. G. gehört unstreitig zu den tüchtigsten Salinisten der Neuzeit, welcher, wie kein Zweiter, es verstand, mit eiserner Energie die auf wissenschaftlichem Wege gewonnenen geognostischen Kenntnisse praktisch zu verwerthen. In der Bohrtechnik leistete er Vorzügliches und bereicherte sie durch zahlreiche neue Einrichtungen und Instrumente. 56 Bohrlöcher wurden unter seiner Leitung niedergestoßen, viele bis zu einer Tiefe von über 300 Meter. Sein Name war daher bei allen Fachgenossen von bestem Klange. Auch ehrten ihn vielfache Auszeichnungen; von Hohenlohe erhielt er den Hofrathstitel, von Darmstadt das Ehrenbürgerrecht, von Weimar den Orden vom weißen Falken, von Gotha den Titel eines Oberbergrathes und das Ritterkreuz des Ernestinischen Hausordens. Leider kam G. nicht dazu, seine reichen Erfahrungen auch schriftlich niederzulegen und zum Gemeingut zu machen. Wir besitzen von ihm keinen schriftlichen Nachlaß.

[235] Neuer Nekrolog der Deutschen, XXIII. Jahrg., 1845, I. 867.