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Artikel „Gerlach, Franz Dorotheus“ von Jacob Achilles Mähly in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 14–15, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gerlach,_Franz_Dorotheus&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 08:23 Uhr UTC)
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Gerlach: Franz Dorotheus G., bekannter Philologe, geboren den 18. Juli 1793 zu Wolfsbehringen im Gothaischen als Sohn eines Pfarrers, gestorben am 31. October 1876. Seine wissenschaftliche Vorbildung erhielt er unter Döring’s bewährter Leitung am Gymnasium illustre zu Gotha und bezog hierauf (nach vorübergehendem Aufenthalt in Leipzig) die Universität Göttingen, um hier, wie das zu jener Zeit der noch nicht völlig mündigen Philologie Sitte war, Theologie und als deren Anhängsel die Alterthumswissenschaft zu studiren (1813–1816). Eine mit dem ersten Preis gekrönte Arbeit aus dem Gebiet der griechischen Philosophie verschaffte ihm neben Heeren’s Protection die Stelle eines Collaborators am Gymnasium zu Göttingen (1816), aber bald vertauschte er diesen Wirkungskreis mit dem eines Lehrers an der Cantonsschule in Aarau (Schweiz), 1817. Im J. 1819 finden wir ihn in Basel als Professor der lateinischen Literatur und alten Geschichte an der Universität und am höheren Gymnasium (Pädagogium) daselbst wirkend. Auch die Stelle eines Oberbibliothekars ward ihm 1829 übertragen und erst in seinem hohen Alter wieder abgenommen. Die Wahl Gerlach’s in den Erziehungsrath (1835) bewies, welch’ großes Zutrauen man in seine pädagogischen Erfahrungen und Principien setzte. Als Zweiundachtzigjähriger zog er sich 1875 in den Ruhestand zurück. Es war in den letzten Jahren öde um ihn her geworden; er lebte ja, ein wahrer homerischer Nestor, im dritten Menschenalter, und neue Freunde suchte er keine. Auch die Wissenschaft hatte vielfach andere Wege eingeschlagen, als die waren, auf denen seine Jugend und sein Mannesalter gewandelt war; seiner zäh-conservativen Eigenart widerstrebte es, sich Neuem anzubequemen, und so hielt er bis [15] zu seinem Tode an der Wahrheit der Tradition über die römische Geschichte fest. War nun auch die kritische Schärfe und Akribie nicht seine Hauptstärke, so zeichnete er sich durch ein ungewöhnliches Lehrtalent, durch jugendlichen Schwung und geistige Frische aus und zwar bis in sein hohes und höchstes Alter. – Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: die Ausgabe des Sallustius (1823–31, 3 Bde; 1852, 2 Bde; 1870, 1 Bd.); der Germania des Tacitus (1835), der eine Uebersetzung mit Commentar (1837) folgte, leider aber W. Wackernagel’s Mitwirkung versagt blieb; des mit C. L. Roth bearbeiteten Grammatikers Nonius Marcellus (1842). Von historischen Arbeiten sind zu nennen (außer seiner Mitwirkung an dem Schweizerischen Museum für historische Wissenschaften, Frauenfeld 1837–39, 3 Bde.): „Historische Studien“ (1841), „Geschichtliche Forschung und Darstellung“ (1847); „Die Geschichte der Römer“ (in Gemeinschaft mit J. J. Bachofen bearbeitet, unvollendet, 2 Bde., 1851); „Die Geschichtschreiber der Römer bis auf Orosius“ (1855); „Vorgeschichte, Gründung und Entwicklung des römischen Staats in Umrissen“ (1863); „P. Cornelius Scipio und seine Zeit“ (1868); endlich zahlreiche Abhandlungen über römisches und griechisches Alterthum (Dodona, Marcellus, Zaleukus und Charondas, Pythagoras, Aemilius Paulus, Scipio Aemilianus, Marius, Sulla, Cicero, Cato, Horatius, Cosmus v. Medici, Zeitalter des Augustus u. a.).