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Artikel „Georg von Österreich“ von Heinrich Ritter von Zeißberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 637–638, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Georg_von_%C3%96sterreich&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 14:13 Uhr UTC)
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Georg von Oesterreich, 1525–39 Bischof von Brixen, dann Erzbischof von Valencia, seit 17. Aug. 1544 Bischof von Lüttich, war ein natürlicher Sohn des Kaisers Maximilian I. von einer Salzburgerin. Da Maximilian diesem einzigen unter seinen unehelichen Kindern erlaubt hatte, den Titel von Oesterreich zu führen, so wurde er mit Karl und Ferdinand in den Niederlanden erzogen und kam von dort nach Spanien, wo er eine Pension aus den bischöflichen Einkünften von Toledo und Tarragona genoß und wo er sich eben aufhielt, als er unmittelbar nach der Unterdrückung des Tiroler Bauernaufstandes auf Wunsch der Landesfürsten zum Bischof von Brixen postulirt wurde. Er war damals 21 Jahre alt und hatte die höheren Weihen noch nicht empfangen. Am 8. Nov. 1526 kam er selbst nach Brixen, doch hielt er sich meist nicht hier, sondern in Italien und in den Niederlanden auf. Am 28. Aug. 1528 hielt er eine Diöcesansynode zu Brixen ab, im Januar 1529 wohnte er dem Landtage zu Innsbruck bei, auf welchem er im Verein mit dem Bischofe von Trient die Aufhebung der gegen den Clerus gerichteten Landesordnung von 1525 erwirkte. Die Türkengefahr veranlaßte ihn, sich zu Innsbruck einen schwarzen Harnisch schlagen zu lassen, da er Willens war, selbst ins Feld zu ziehen. Dazu kam es jedoch nicht, sondern er eilte vielmehr in Begleitung kaiserlichen Kriegsvolkes Karl V. nach Italien entgegen, mit welchem er zu Piacenza zusammentraf. G. begleitete denselben nach Bologna und wohnte auch am 24. Febr. 1530 dessen Kaiserkrönung bei. Dann eilte er nach Brixen voraus, um hier alles für den Empfang des Kaisers vorzubereiten, der ihm daselbst am 2. Mai die Regalien verlieh. Am 9. Mai wohnte er dem Landtage bei, der zu Hall von Erzherzog Ferdinand eröffnet wurde und begleitete sodann den letzteren auf den Reichstag zu Augsburg. Am 25. Nov. kehrte G. nach Brixen zurück, begleitete aber im Febr. 1531 die verwittwete Königin Maria von Ungarn nach den Niederlanden und sah erst nach einem Jahre sein Bisthum wieder (23. Febr. 1532). Doch schon im November des folgenden Jahres erhielt er von dem Kaiser den Auftrag zu einer neuen Reise nach den Niederlanden an den Hof der Statthalterin Maria von Ungarn, bei der er diesmal bis 1535 blieb, während er die Sorge für das Bisthum Brixen seinen Statthaltern überließ. 1534 ging er im Auftrage der Statthalterin der Niederlande als Gesandter nach Hamburg und nach Dänemark, um die Partei des Königs Christian II., der mit Marias Schwester, Isabella, vermählt war, zu unterstützen, was sich jedoch als vergeblich erwies, da die Dänen vielmehr Christian III. auf den Thron erhoben. Nachdem er sodann noch dem Pfalzgrafen bei Rhein Friedrich seine dänische Braut zugeführt hatte, reiste er über Brixen dem Kaiser in Gesellschaft der Brüder, Friedrich, Dompropstes zu Würzburg, und Johann Albrecht, Markgrafen von Brandenburg, bis Neapel entgegen und wohnte am 17. April 1536 der berühmten Rede bei, welche Karl V. zu Rom in dem Consistorium der Cardinäle hielt. Er begleitete hierauf den Kaiser nach Oberitalien, kehrte aber, als dieser seinen Zug nach Frankreich fortsetzte, nach Brixen zurück, das er am 3. Octbr. 1536 für immer verließ, um neuerdings sich nach Brüssel zu begeben. In Tirol war man damit sehr unzufrieden, wie man aus den bitteren Bemerkungen Kirchmair’s zum J. 1538 ersieht. Denn in der That wüthete zwar die geistliche Regierung in Brixen, namentlich gegen die Widertäufer, mit Feuer und Schwert; aber für die sittliche Hebung des Clerus geschah fast nichts. G. selbst verfiel zu Brüssel alsbald in eine schwere Krankheit, die ihn dritthalb Jahre an Händen und Füßen lähmte. Die zunehmenden Klagen über seine stete Abwesenheit aus Tirol [638] bewirkten endlich, daß G. auf das Bisthum Brixen resignirte, nachdem ihm der Kaiser auf Bitten der Königin Maria das Erzbisthum Valencia in Spanien, das der im J. 1538 verstorbene Cardinal von Lüttich in absentia gehabt, übertragen hatte. 1539–41 weilte G. in Spanien. Allein auch hier war nicht seines Bleibens. Denn der Kaiser, dem es bei seinen Kriegen mit Frankreich darauf ankam, das Bisthum Lüttich in zuverlässigen Händen zu wissen, bewirkte, daß G. 1540 zum Domherrn, bald darnach zum Coadjutor, 1544 zum Bischof von Lüttich erhoben wurde, wobei derselbe zugleich auf Valencia resignirte. Als G. 1541 aus Spanien durch Frankreich nach Lüttich reisen wollte, wurde er zu Lyon auf Befehl des Königs Franz I., der sich wegen der bekannten Ermordung seiner Unterhändler zu einem neuen Kriege wider den Kaiser vorbereitete, angehalten und festgesetzt. Erst nach 22 Monaten wurde er gegen ein hohes Lösegeld freigelassen und traf 1543 in Brüssel ein. Auch als Bischof von Lüttich eiferte G. gegen die Widertäufer, während sein Fürstenthum unter den Durchzügen der kaiserlichen Truppen und den Angriffen von Seiten Frankreichs viel zu leiden hatte. Die Festung Bouillon fiel (1552) durch Verrath den Franzosen in die Hände, während der Kaiser und sein Sohn die Festungen Marienburg, Charlemont und Philippeville auf lüttichschem Gebiete erbauen ließen. G. starb am 5. Mai 1557 und wurde in der Domkirche zu Lüttich beigesetzt. (Vgl. Heergott, Taphograph. I. 291. Münzen Georgs als B. von Lüttich bei Heergott, Nummotheca P. I. T. II. 61.)

Vgl. Sinnacher, Beiträge zur Gesch. v. Säben u. Brixen VII. – Chapeauille, Qui gesta pontificum Leodiensium scripserunt, Leodii 1616. p. 342 ss.