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Artikel „Gelinek, Joseph“ von Moritz Fürstenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 543–544, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gelinek,_Josef&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 23:19 Uhr UTC)
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Gelinek: Abbé Joseph G., geb. zu Selez in Böhmen am 3. December 1758, besuchte die Jesuitenschule zu Przibram, dann die Universität zu Prag, wo ihm der rühmlichst bekannte Organist Segert[1] Orgel- und Compositionsunterricht ertheilte, wodurch sein schon früh erwachtes Talent für Musik sehr gefördert wurde. 1783 trat G. ins Generalseminar zu Prag ein und erhielt 1786 die Priesterweihe. Um diese Zeit kam Mozart nach Prag, um dort seinen Don Juan aufzuführen. Der Meister lernte G. beim Grafen Philipp Kinsky kennen und empfahl ihn diesem, so daß derselbe ihn zu seinem Hauscaplan und Claviermeister ernannte. Nach ungefähr 2 Jahren begleitete G. die gräfliche Familie nach Wien, wo er in die Dienste des Fürsten Joseph Kinsky trat, in dessen Hause er 13 Jahre lang Lehrer der Familie blieb. In Wien nahm er noch theoretischen Unterricht bei Albrechtsberger und hatte das Glück in noch engere freundschaftliche Verbindung mit Mozart zu treten. Er fing seine schöpferische Laufbahn zuerst mit Variationen über Themen des großen Meisters an und kam bald als Componist solch leichteren Genres und auch als Pianist und Lehrer zu großem Ruf. Diese für ihn glänzende Epoche dauerte bis ungefähr 1810. Die Zahl von Gelinek’s Compositionen, unter denen sich sehr viel Variationen befinden, ist außerordentlich groß. Man schätzt die Menge der geschriebenen und gedruckten Werke auf nahezu 1000. Schimmer nennt ihn den „Variationen-Heros“. Der Raum verbietet, seine Compositionen hier sämmtlich [544] aufzuzählen; es befinden sich darunter 2 Trio’s für Piano und Streichinstrumente (op. 10. u. 25), 3 Sonaten für Pianoforte mit Streichinstrumenten (op. 11. 13. 35), viele Sonaten, Phantasien, Rondo’s, Potpourri’s etc. für Piano allein; gegen 125 variirte Themen, gedruckt in den verschiedensten Städten von nur einiger Bedeutung. Bei André in Offenbach ist ein thematischer Katalog dieser Variationen erschienen, der bis zu Nummer 100 geht. Außerdem sind aber viel derartige Compositionen unter dem Namen Gelinek’s erschienen, die gar nicht von ihm sind. Die Pariser Musikalienhändler hatten Musiker im Solde, welche für sie „Musik von Gelinek“ fabrizirten, die einzige, welche damals die Modenwelt spielen wollte. Uebrigens entbehren diese Compositionen kleineren Genre’s nicht einer gewissen Eleganz und Leichtigkeit: Eigenschaften, welche dem Componisten so raschen, wenn auch schnell verblassenden Ruhm verschafften. G. starb am 13. April 1825 in Wien und hinterließ, obwol er bei Lebzeiten einen Theil seines Vermögens eingebüßt, den dürftigen Verwandten, die er zeitlebens unterstützt hatte, noch ein Vermögen von 42000 Gulden, welches er durch seine Compositionen erworben hatte.

Wurzbach, Biogr. Lexikon 5. Theil.[2] Fétis’ Biogr. univers. des Musiciens. T. III. Paris 1862.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. vgl. Joseph Zekert (~1720–1787) in Wurzbachs Biographischem Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
  2. Gelinek, Joseph in Wurzbachs Biographischem Lexikon des Kaiserthums Oesterreich