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Artikel „Geiger“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 505–506, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Geiger&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 01:06 Uhr UTC)
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Geiger (oder nach dem wechselnden Geschmack der Zeit auch Geyger), ein siegelmäßiges Bürgergeschlecht zu Rosenheim in Baiern, das durch große Leistungen in der Chirurgie und Medicin sich hervorthat. Der Gründer dieser Familie ist Hans Jakob G., welcher 1574 von der Reichsstadt Ueberlingen nach Rosenheim zog und daselbst in seiner Kunst des Bruch- und Steinschneidens, auch Staarstechens, sammt allerlei Wund- und Augenarzneien großen Ruhm gewann. Müde der vielfachen Häckeleien mit dem ehrsamen Rathe daselbst, kündete er 1598 sein Bürgerrecht und zog 1601 nach Augsburg, wo er sich 1614 ein Erbbegräbniß errichtete, aber doch 1616 zu Rosenheim gestorben zu sein scheint. Unter seinen 20 Kindern ragt Tobias G. hervor, geb. 1575, welcher im Hause des Vaters praktisch lernte, schon 1594 bei dem Markgrafen von Burgau auf seinem Zuge nach Ungarn als Feldscheerer diente, 1598 die Meisterprüfung als Wundarzt zu Rosenheim bestand, dann aber nach München ging, wo er 1601 als Stadtwundarzt in Ansehen stand und zu Operationen nach Rosenheim und Tirol gerne berufen wurde. Als Feldwundarzt machte er die Züge gegen Donauwörth 1607, Salzburg 1611 und Prag 1620 als Oberfeldarzt der baierischen Armee mit und war zur Zeit der Pest 1625 sehr thätig. Da er von Haus aus nicht studirt, sondern nur bei seinem Vater gelernt hatte, holte er das Versäumte während seiner Praxis 14 Jahre lang im Privatunterricht nach und erlangte nachträglich am 16. April 1614 den Doctorgrad der Medicin. Er starb um 1658, nachdem er in einem Alter von 82 Jahren bis zuletzt noch eigenhändig operirt hatte. Tobias G. machte zuerst auf das Vorhandensein und die Bedeutung des Küpferlings aufmerksam und wurde somit 1615 der Entdecker des heute noch florirenden Bades Rosenheim. Die Schicksale seines 1620 zu München gekauften Hauses erzählt Beda Stubenvoll in seiner „Geschichte des königlichen Erziehungsinstitutes“ München 1874. S. 357. Daniel G. (der jüngste Bruder des Tobias), geb. 1595, studirte zu Augsburg und Tübingen, promovirte als Doctor der Medizin zu Padua, zog 1629 nach Preßburg, erhielt von Kaiser Ferdinand III. den Adel, wurde Leibarzt des Königs von Ungarn, ging 1657 nach Regensburg, wo er am 14. Febr. 1664 starb. – Zwei Söhne des Tobias: Malachias (geb. 1606) und Esaias (geb. 1607) widmeten sich gleichfalls der Medizin; beide bezogen die Hochschule zu Löwen (wo Esaias vor vollendeten Studien starb). Nachdem Malachias in Paris noch Anatomie gehört, ging er nach München, wurde Leibarzt des Kurfürsten Maximilian und starb daselbst am 23. Septbr. 1671. Malachias war [506] ein Freund des Dichters Balde, welchem er 1647 in heftiger Krankheit das Leben rettete (Westermayer 1868. S. 85). Malachias G. schrieb „Vorsichtsmaßregeln gegen die Pest“, eine Schrift über Gemüthskrankheiten, außerdem eine „Fontigraphia oder Brunnen-Beschreibung des Heilbronnens bey Benedictbeuren“, München 1636 und „Margaritologia sive dissertatio in qua demonstratur, margaritas Bavaricas in usu medicinali aequivalere orientalibus et occidentalibus“, Monachii 1637.

Vgl. Denk-Leß-Würdigkeiten zur Fortführung des sog. Parnassi Bojci, 1737. II. mit den drei in Kupfer gestochenen Porträtmedaillen des Daniel, Tobias und Malachias Geiger, u. O. T. von Hefner: Chronik von Rosenheim, 1860. S. 176, wo das Porträt des Tobias G. und dessen Wappen in Holzschnitt.