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Artikel „Funke, Karl Philipp“ von Friedrich August Eckstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 202–203, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Funke,_Karl_Philipp&oldid=- (Version vom 4. Dezember 2024, 09:49 Uhr UTC)
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Funke: Karl Philipp F., Schulmann, geb. am 13. Juli 1752 in Görtzschke bei Brandenburg, † am 9. Juni 1807 auf einer Geschäftsreise in Altona. Durch eine zweite Verheirathung seiner Mutter kam er als vierjähriger Knabe nach Raguhn im Herzogthum Anhalt. Als er zehn Jahre alt war, wurde er in die Waisenanstalt zu Halle aufgenommen und erhielt durch diese Vergünstigung Gelegenheit, seine wissenschaftliche Ausbildung auf der lateinischen Schule zu erlangen. Ostern 1770 bezog er die Universität in Halle, um Theologie zu studiren. Da er mittellos war, sah er sich genöthigt, an den Schulen der [203] Franckischen Stiftungen Unterricht zu ertheilen und begann damit im Mai 1771 an den sogenannten Mittelwachischen Schule, aber bereits im November desselben Jahres ging er an die lateinische Schule über, wo man seine gelehrten Kenntnisse besser verwerthen zu können meinte. In dieser Stellung blieb er bis zum Juli 1776; da wurde er als Inspector und Lehrer der alten Sprachen an die Friedrichsschule in Breslau berufen. Michaelis 1781 wurde er Conrector an der Gelehrtenschule in Dessau und 1785 Inspector des dortigen Schullehrerseminars. 1806 erhielt er einen Ruf als Director einer in Erfurt zu errichtenden Provinzialschule, aber der Einmarsch der Franzosen vereitelte die Ausführung dieses Planes. 1804 hatte ihm der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt[WS 1] den Titel eines Erziehungsrathes ertheilt. Erst in Dessau begann er seine Schriftstellerei, die sich auf sehr verschiedene Gebiete erstreckte und die Verbreitung dessen, was man damals gemeinnützige Kenntnisse nannte, bezweckte. Die Nachwirkungen des Philanthropins sieht man besonders in den pädagogischen Schriften, den Lesebüchern für Kinder, dem neuen Elementarbuch zum Gebrauche beim Privatunterricht in vier Theilen (seit 1797), dem Lesebuche für Bürgerschulen in zwei Theilen (seit 1788), der Fibel (seit 1786), dem Lehrbuch zum Unterricht der Töchter vornehmlich in mittleren Ständen in zwei Bänden (1800). Damit ist der ausführliche Text zu Bertuch’s Bilderbuche zu verbinden, welcher in fünf Bänden (seit 1798) Eltern und Lehrern einen Commentar bei der Benutzung jenes Werks bieten sollte. Wenn er schon hier nicht ohne die Mitwirkung Anderer die mannigfaltigen Bilder erklären konnte, so bedurfte er derselben noch mehr zu den zwei encyklopädischen Werken, welche seinen Namen erhalten haben; es ist das „neue Realschullexikon“ in fünf Bänden (Braunschweig 1805) und das „kleine Realschullexikon“ in zwei Theilen (seit 1804 öfter gedruckt); ebenso das „Wörterbuch der alten Erdbeschreibung“ (Weimar 1801), wozu auch ein Atlas der alten Welt gehört. Sein Schwiegersohn, der Pfarrer Lippold[WS 2] und besonders der gelehrte Prorector Richter[WS 3] in Dessau waren die Hauptmitarbeiter. Mehr Selbständigkeit zeigen die naturwissenschaftlichen und technologischen Werke, vor allem die „Naturgeschichte und Technologie“ in drei Theilen, von der seit 1790–1813 sechs Auflagen und mehrere Wiener Nachdrücke erschienen sind; dazu die „Praktische Geschichte des Menschen“ seit 1793 in fünf Auflagen, der kurze Entwurf der „Naturgeschichte für Kinder“, 1808. Ein Handbuch der Physik hat seit 1797 mehrere Auflagen erlebt. Nach seinem Tode gab Lippold 1808 auch eine Mythologie für Schüler heraus. Damit sind die Schriften des fleißigen Mannes keineswegs erschöpft (man kann sie in den verschiedenen Bänden von Meusel oder in Schmidt’s[WS 4] Anhaltischem Schriftstellerlexikon verzeichnet finden), aber doch die wesentlichsten hervorgehoben.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe Wikipedia: Ludwig Friedrich II. (Schwarzburg-Rudolstadt) (1767–1807)
  2. Georg Heinrich Christian Lippold (1767–1841), Pfarrer, Schriftsteller und Naturforscher
  3. Johann Andreas Lebrecht Richter (1772–1844), Magister, Lehrer der Mathematik in Jena und seit 1801 am Friedrichsgymnasium in Dessau (seit 1826 als Rektor)
  4. Andreas Gottfried Schmidt (1794–1851)