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Artikel „Froumund von Tegernsee“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 150–151, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Froumund_von_Tegernsee&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 22:37 Uhr UTC)
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Froumund: zugenannt von Tegernsee, ein fahrender Dichter zu Ende des 10. Jahrhunderts, der mit den Mönchen des genannten Klosters in brieflichem und litterarischem Verkehr stand und eine für seine Zeit seltene und höchst [151] ausgebreitete Kenntniß der classischen Litteratur besaß. Er schrieb nicht nur Bücher ab, wie er denn auch im Besitz einer kostbaren Sammlung gewesen zu sein scheint, sondern war selbst poetisch schaffend thätig, besang die Tugenden der baiwarischen Herzöge und ihre Thaten und verfaßte eine stattliche Anzahl von lateinischen Gedichten, auch eine „Historia monasterii Tegernseensis“ hatte er begonnen. Sein Hauptwerk ist ein im zierlichsten Latein in der Zeit nach 990 verfaßtes episches Gedicht, welches später, im 16. Jahrhundert, durch die Scheere eines Buchbinders zerschnitten und zu Einbänden verwendet wurde, bis erst Docen und nach ihm Andreas Schmeller darauf aufmerksam wurden, die auf der Münchener Hof- und Staatsbibliothek gefundenen Reste ablösten und sammelten. Letzterer gab das köstliche, die Zeit seines Entstehens mit photographischer Wahrheit schildernde Gedicht, welches deshalb eine wahre Fundquelle für culturgeschichtliche Studien bildet, heraus und benannte dasselbe „Ruodlieb“ nach dem Haupthelden dieser leider große Lücken enthaltenden Fragmente. Vgl. J. Grimm u. Schmeller, Latein. Gedichte des 10. u. 11. Jahrhunderts, Göttingen 1838, S. 127–240, und Nachträge von Schmeller in Haupt’s Zeitschrift I, 401–23. Das Beste daraus verarbeitete K. Simrock mit poetischer Freiheit in den dritten Theil seines Amelungenliedes (im sechsten Band des Heldenbuches). Eine prosaische Inhaltsangabe mit weiteren Erläuterungen ist in meiner Geschichte der altdeutschen Dichtkunst in Baiern, Regensburg 1862, S. 51–77 versucht. Ein Theil der von F. in Versen und Prosa geführten Correspondenz mit Abt Gozbert († 1001), mit dem Magister Meginhalm, Ruotker, Pabo und anderen Zeitgenossen zu Tegernsee hat Pez im 6. Bd. s. Thesaurus in ungenügender Weise herausgegeben. Im J. 1017 nahm unser Dichter doch noch die Weihe des Priesteramtes auf sein Haupt und trat in das genannte damals so blühende Kloster, woselbst kurz vorher und vielleicht gleichzeitig mit dem „Ruodlieb“ die Broncethore und die Glasfenster für den Augsburger Dom (vgl. Herberger’s Abhandl. darüber Augsb. 1860) angefertigt und vielleicht auch schon ein botanischer Garten angelegt worden war. Froumund’s Geburts- und Todesjahr ist unbekannt.