ADB:Friedrich III. (Burggraf von Nürnberg)

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Artikel „Friedrich III., Burggraf von Nürnberg“ von Theodor Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 570–571, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_III._(Burggraf_von_N%C3%BCrnberg)&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 13:49 Uhr UTC)
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Friedrich III., Burggraf von Nürnberg, geb. ca. 1218, † 15. August 1297. Sohn des Burggrafen Konrad III. und der Gräfin Clementia von Habsburg, war er schon bei Lebzeiten seines Vater Theilnehmer und seit etwa 1250 der eigentliche Träger des Reichsamtes, während sein jüngerer Bruder Konrad, obgleich er Burggraf hieß, auch nach dem Tode des Vaters seit 1261 nur an den Allodien Theil hatte und durch rücksichtslose Freigebigkeit an geistliche Stifter sich bemerklich machte, wie denn auch seine Familie dadurch, daß er seine drei Söhne in den geistlichen Stand treten ließ, bald ausstarb. F. dagegen bewährte sich in einem vielbewegten Leben, welches er theils den Reichsgeschäften, theils der Erweiterung und Bewirthschaftung seines Hausbesitzes widmete, allewegen als ein verständiger, nach dem Ausdrucke der Chronik Ottocar’s v. Horneck, „synnericher“ Mann. Seit 1246 mit Elisabeth, der Schwester des letzten männlichen Erben der reich begüterten Herzoge von Meran, Ottos II.[WS 1], vermählt wurde er zwar in die vieljährigen Fehden hineingezogen, welche seit 1248 nach dem Tode Ottos II. um die Erbschaft geführt wurden, erwarb jedoch bei der schließlichen Entscheidung (Januar 1255) zu günstiger Abrundung seiner fränkischen Güter die Landschaft Baireuth, wahrscheinlich auch die Landschaft Regnitz nebst der Stadt Hof. Da Friedrichs beide Söhne aus jener Ehe, schon als Kinder, wie eine Sage meldet, auf einem Jagdzuge in einem Aufstande, den ihre Jagdhunde veranlaßten, erschlagen wurden, so wurde des Burggrafen Politik längere Zeit durch das Bestreben bestimmt, seinen Töchtern auch für die Reichslehen das Erbrecht zuzuwenden. Nach dem Tode Konrads IV. bemühte er sich eifrigst, der in Deutschland einbrechenden Anarchie zu wehren und hielt sich von den schmachvollen Bestrebungen der Kurfürsten, das Reich an Fremde zu verhandeln, fern, vereinigte sich vielmehr schon 1256 mit mehreren Fürsten und bot in deren Namen dem Könige Ottokar II. von Böhmen, der wenigstens der Sohn einer Hohenstaufin war, die deutsche Krone an; als dieser sie ausschlug, suchte er dem letzten Sproß der Hohenstaufen, dem Knaben Konradin, das Reich dadurch zu bewahren, daß er nebst den anderen treugebliebenen Gibellinen, dessen Oheim und Vormund, den Pfalzgrafen Ludwig als Reichsvicar anerkannte; er hegte solches Vertrauen auf den endlichen Sieg der hohenstaufischen Sache, daß er die Erfüllung seiner persönlichen Wünsche an die Person Konradins knüpfte, welcher kurz vor seinem Abzuge nach Italien auf einem Besuche in Kadolzburg (28. Mai 1266) Friedrichs älteste Tochter, Maria, im Falle männliche Erben fehlten, mit der Burggrafschaft und allen väterlichen Reichsgütern belehnte. Als der Tod Konradins diese Hoffnungen zertrümmerte, griff F. entscheidend in die Geschicke Deutschlands ein, indem er in seinem Vetter, mit welchem er schon 1242 als Waffengenosse auf einem Römerzuge in Verbindung getreten war, Rudolf von Habsburg, den Mann erkannte, welcher als deutscher König eine kräftige Reichsgewalt wiederherzustellen im Stande sein würde. Nachdem er, unterstützt vom Erzbischofe Werner von Mainz, die Bedenklichkeiten der übrigen Kurfürsten, namentlich des Pfalzgrafen Ludwig, der sich für den zum Throne berechtigtesten hielt, beseitigt hatte, wurde ihm die Ehre zugetheilt, in Begleitung des Reichserbmarschalls dem im Lager vor Basel verweilenden Rudolf (21. Septbr. 1273) die auf jenen gefallene Wahl anzukündigen. Nachdem F. sodann am Tage darauf Rudolfs Streitigkeiten mit dem Bischof von Basel ausgeglichen hatte, folgte er demselben zur Krönung nach Aachen, woselbst Rudolf am Tage nach seiner Krönung es am 25. October zu seiner ersten Regentenhandlung machte, des Burggrafen Wunsch in Betreff der dereinstigen Belehnung [571] seiner Töchter durch einen Freibrief zu erfüllen. Bis zum Tode des Königs hat der Burggraf nicht nachgelassen, in erfolgreichen Handlungen seine Kraft für die Befestigung der deutschen Reichsgewalt und der Herrscherfamilie einzusetzen. Als Gesandter Rudolfs hat er im April 1274 demselben die Anerkennung des Papstes Gregor X. ausgewirkt, beim Beginn des böhmischen Krieges 1276 den Herzog Heinrich von Baiern, indem er ihn mit seinem Vetter, dem Pfalzgrafen Ludwig, versöhnte, für die Sache Rudolfs gewonnen. Er hat sodann nicht nur an der Entscheidungsschlacht an der March am 26. Aug. 1278, in welcher er an der Spitze der tapferen Steierer und Kärnthner, des Reiches Sturmfahne mit eigener Hand dem Heere vorantrug, an dem Siege einen hervorragenden Antheil gehabt, sondern auch durch seine Unterhandlungen die Zustimmung der Kurfürsten dafür gewonnen, daß der Hauptgewinn jener Schlacht, das Herzogthum Oesterreich am 27. Decbr. 1282 den beiden Söhnen des Königs, Albrecht und Rudolf, verliehen wurde. Als darauf nach hergestelltem Frieden noch einmal ein Betrüger, Dietrich Holzschuh, indem er sich für Kaiser Friedrich II. ausgab und vom Erzbischofe von Mainz und den wetterauischen Städten anerkannt wurde, einen gefährlichen Aufstand am Rheine 1285 erweckte, da hat der Burggraf die Gefahr beseitigt, indem er während der Belagerung von Wetzlar, wo der angebliche Hohenstaufe Hof hielt, sich das Geleit der Stadt erbat, unter dem Schutze desselben hineinrückte, sich vor den Prätendenten führen ließ und ihn durch seine Fragen in solche Verwirrung brachte, daß er als Betrüger auch von seinen Umgebungen erkannt, dem Burggrafen überliefert ward, der den durch das bestellte Gericht der Zauberei schuldig befundenen durch den Feuertod hinrichten ließ. Auch nach dem Tode König Rudolfs (15. Juli 1291) bethätigte er seine Liebe zu dem Verstorbenen, indem er die zwischen dessen Schwiegersöhnen, dem Könige von Böhmen und dem Pfalzgrafen bei Rhein ausgebrochene Zwietracht beilegte. Als es ihm aber dennoch nicht gelang, die Wahl Albrechts von Oesterreich durchzusetzen, begleitete F. zwar den neuen König Adolf von Nassau auf seinem Umzuge durch das Reich, ließ sich jedoch darauf weder durch die Verschwägerung, in die er 1295 durch Verlobung seiner Tochter Anna mit einem Vetter Adolfs, dem Grafen Emmicho von Nassau, getreten war, noch durch die Freigebigkeit, die Adolf gegen ihn in Ertheilung erledigter Reichslehen bewies, dazu bestimmen, an Reichsgeschäften theilzunehmen. Der persönliche Vortheil, den der Burggraf in seinen Reichsgeschäften viele Jahre hindurch erstrebt und auch gewonnen hatte, daß einer seiner Töchter die Nachfolge in seinem gesammten Besitz gesichert wurde, wurde ihm in den späteren Jahren werthlos, indem dem schon bejahrten Manne, als er nach dem Tode seiner ersten Gemahlin (18. Dec. 1272) ca. 1275 die Schwester Herzog Albrechts von Sachsen, Helena, heirathete, aus dieser Ehe zwei Söhne, Johann und Friedrich, geboren wurden. Doch mehrte sich auch sein Besitzthum, weniger in Folge der Vergabungen der deutschen Könige als dadurch, daß er für die durch gute Wirthschaft erübrigten Geldsummen im Laufe der Zeit 40 einzelne, größere oder kleinere Gütercomplexe ankaufte. In der Beschränkung der unter seinen Vorgängern üblichen Verschenkungen von Landgebiet an die Klöster, in der Begünstigung der damals eine freiere religiöse Richtung fördernden Minoriten, sowie in dem Vertrauen, das er bei seinen Nachbarn als ein gerechtigkeitsliebender Mann genoß, zeigt sich F. auch geistig auf der Höhe seiner Zeit stehend.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Otto II. († 1248), Sohn Otto des Älteren.