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Artikel „Francke, Johann Michael“ von Franz Schnorr von Carolsfeld in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 237–238, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Francke,_Johann_Michael&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 02:10 Uhr UTC)
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Francke: Johann Michael F., Bibliothekar, geb. zu Niederebersbach bei Radeburg in Sachsen am 6. Jan. 1717, † zu Dresden am 19. Juni 1775, war ein Sohn des Pfarrers M. Michael F. in Niederebersbach, welcher 1714 dorthin vocirt, am 31. Mai 1728, 49 Jahre alt, daselbst verstarb. Er empfing seine Bildung auf der Schule zu Bautzen und studirte in Leipzig, wo Gellert zu seinen Universitätsfreunden gehörte. 1740 stellte ihn Graf Bünau bei seiner berühmten Privatbibliothek an, die grade damals nach Nöthnitz bei Dresden gebracht wurde, und verblieb er in deren Dienst, bis dieselbe im J. 1764 vom Kurfürsten von Sachsen angekauft und er selbst zum kurfürstlichen Bibliothekar ernannt ward. Aus der Zeit, während welcher er der Bünau’schen Bibliothek vorstand, ist der leider unvollendet gebliebene, in sieben Quartbänden erschienene „Catalogus bibliothecae Bunavianae“ (Lips. 1750–56), ein rühmliches Denkmal seines Fleißes und seiner Geschicklichkeit. Die kurfürstliche, nachmals königliche Bibliothek zu Dresden fand an ihm, als es galt, die großen Büchersammlungen der Grafen Bünau und Brühl mit ihr zu einer Einheit zu verschmelzen, einen Organisator, dessen Grundsätze sich so bewährten, daß sie in ununterbrochener Tradition bis zur Gegenwart geltend und seinen Amtsnachfolgern maßgebend bleiben konnten. Selbständige wissenschaftliche Arbeiten hat er, von Aufsätzen in den Dresdner gelehrten Anzeigen abgesehen, zwar nicht veröffentlicht. Denn die Angabe, daß er eine Schrift „von der nöthigen Verbesserung der Weltbeschreibungswissenschaft“ verfaßt habe, beruht auf einem Versehen und rührt eine derartige Schrift vielmehr von J. Mich. Franz her. Doch ist sein Name für die Nachwelt mit der Erinnerung an J. J. Winckelmann verknüpft, der 1748–52 neben ihm bei dem Grafen Bünau als Bibliothekar fungirte und dessen an ihn gerichtete Briefe aus den J. 1755–68 Daßdorf veröffentlichte. Selbst Winckelmann’s Lebensbeschreibung und eine Sammlung seiner Briefe herauszugeben, ward er durch den Tod gehindert.

Winckelmann’s Briefe an seine Freunde. Erster Theil. Herausgegeben von K. W. Daßdorf, Dresden 1777, S. 49–144. F. C. G. Hirsching, Histor. litter. Handbuch berühmter Personen, welche in dem 18. Jahrhundert gestorben sind, Bd. II. Abth. 1, Leipz. 1795, S. 280. Meusel, Lexikon. Ch. Joh. G. Haymann, Dresdens Schriftsteller, Dresden 1809, S. 204 f. [238] u. 334. F. A. Ebert, Geschichte und Beschreibung der königl. ö. Bibliothek zu Dresden, Leipz. 1822, S. 77 ff., 88 ff., 219 ff. Sachsens Kirchengalerie, Bd. VII, Großenhain etc., Dresden, o. J. S. 91.