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Artikel „Florin, Johann Heinrich“ von Friedrich Wilhelm Cuno in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 601, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Florin,_Johann_Heinrich&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 16:15 Uhr UTC)
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Florin: Johann Heinrich F., reformirter Theologe, ein tüchtiger Schulmann und Bekämpfer des Jesuitismus, geboren 1650 zu Niederneisen bei Dietz, † am 17. Januar 1700 in Herborn. Seine Studien machte er auf der Hohen Landesschule zu Herborn, wo sein Hauptlehrer in der Theologie der berühmte Professor Matthias Nethenus (s. A. D. B. XIII, 888) war. Im J. 1675 wurde er Collaborator d. i. Lehrer der Tertia am Herborner Pädagogium und zugleich Diakonus dasiger Kirchengemeinde. Am 11. Januar 1679 kam er als Rector und Prediger nach Siegen, von wo er 1687 als Pädagogearch und Professor der Beredsamkeit und Geschichte nach Herborn zurückberufen wurde. Im J. 1691 wurde er außerordentlicher und 1696, nach Johann a Lent’s Tode, ordentlicher Professor der Theologie und Pastor zu Herborn. Zur Erlangung der theologischen Doctorwürde machte er 1699 eine Reise nach Basel. Bald nach seiner Rückkehr starb er an einem Schlagflusse.

F. hat eine Reihe vortrefflicher theologischer Schriften, zumeist polemischen Charakters, hinterlassen, deren Spitze gegen die Kirche Roms und gegen die Jesuiten gerichtet ist. Von besonderer Bedeutung ist seine unter der Aufschrift „Corn-Sprew, das ist Christl. u. gründl. Unterricht, wodurch Allen, beydes Reformirt und Römisch-Catholischen gezeigt wird, daß das Examen des Jesuiten Ludwig Corn über den christl. Trost vom Grund der Seligkeit gegen den Clevischen Hofprediger Joh. Hund nichtig sei von J. Hircano Engelberthi“ 1684 erschienene Widerlegung des jesuitischen Machwerkes Corn’s , betitelt: „Catholisches Examen“, welches die Mitglieder genannten Ordens unentgeltlich in Siegen austheilten. Noch größere Beachtung fand aber die in Quart 1694 zu Herborn erschienene Schrift Florin’s: „Hyperaspistes sive Defensor Veritatis Adversus errores, quorum nuper Vir nobiliss. & Jurispr. fama Celeberr., D. Joh. Heserus Religionem Reformatam, ad incrustandam suam ab ea apostasiam, insimulare non dubitavit“. Kanzleidirector Joh. Heeser war im J. 1655, durch Jesuiten bearbeitet, von dem reformirten Bekenntnisse zum römisch-katholischen übergetreten. Nach seinem im J. 1690 zu Hadamar erfolgten Tode kam eine auf die Conversion dieses Beamten sich beziehende Schrift heraus unter dem Titel: „Belehrungsmotiven oder hellscheinende eysgraue katholische Wahrheit, welche weyland Joh. Heesern gezwungen, von der reform. ab & zu der alten kathol. Religion zu treten“, Cölln 1691, welche zur Steuer der Wahrheit F. zu widerlegen in obengenanntem Werke sich gedrungen fühlte. Unter seinen Dissertationen und Tractaten findet sich auch: „Papa mulier s. oratio de Johanna Papissa, sedem papalem Leonem IV. inter & Bened. III. sortita“, Herb. 1695. Eine prächtige philologische Schrift ist: „Fons latinitatis“, öfters aufgelegt. Seine übrigen Arbeiten hat Vogel aufgeführt. Schließlich sei noch erwähnt, daß F. die theologische Ansicht seines Lehrers Nethenus von Adam’s ewiger Verdammniß theilte. Seine große Bemühung, einem Werke desselben über dieses Thema zu einem Drucker und Verleger zu verhelfen, blieb ohne Erfolg.

Vogel, Archiv d. Nassauischen Kirchen- u. Gelehrtengeschichte. 1. (einziger) Band. Hadamar u. Coblenz 1818. – Cuno, Geschichte d. Stadt Siegen. Dillenb. 1872, S. 75 f. – Steubing, Geschichte d. Hohen Schule zu Herborn. Hadamar 1823. – Jöcher-Adelung. – v. d. Linde, Die Nassauer Drucke. Wiesbaden 1882. – Handschriftliches.