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Artikel „Fischer, Karl Philipp“ von Richard Falckenberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 574–575, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fischer,_Karl_Philipp&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:16 Uhr UTC)
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Fischer: Karl Philipp F., Philosoph, ist am 5. März 1807 in Herrenberg in Württemberg als Sohn eines Amtssubstituten geboren und am 25. Februar 1885 in der Heilanstalt Winnenthal gestorben. Der Willenskraft des für den Apothekerberuf Bestimmten gelang es, im Kampfe mit widrigen Umständen, die sich der Befriedigung seines lebhaften Wissenstriebes entgegenstellten, die für den Universitätsbesuch erforderliche Vorbildung zu erwerben. Er studirte in Tübingen und München, wo er von Schelling und Baader bestimmende Einflüsse empfing, daneben auch Oken hörte, und ließ sich am 3. März 1834 als Privatdocent der Philosophie in Tübingen nieder. Trotz der bei den dortigen Studenten herrschenden Begeisterung für Hegel erfreute er sich eines ansehnlichen Hörerkreises und wurde im Februar 1837 zum außerordentlichen Professor befördert. Für October 1841 erhielt er die Ernennung zum Ordinarius in Erlangen als Nachfolger des im Vorjahre verstorbenen Hofrathes Mehmel. Auch hier hat er mit gutem Lehrerfolge gewirkt, bis ihn zunehmende Kränklichkeit nach mehrmaligem, in Cannstatt verbrachtem Urlaub zeitlichen Ruhestand für zwei Jahre nachzusuchen zwang. Reactivirt (1865) nahm er seine Lehrthätigkeit, die sich auf Logik und Metaphysik, Religionsphilosophie, das Wesen des Christenthums, Encyklopädie, auch Geschichte der Philosophie erstreckte, wieder auf; wegen seines Nervenleidens im Winter sich meist auf zwei Stunden wöchentlich beschränkend, hat er der Universität bis zu der nach Vollendung des siebenzigsten Lebensjahres erfolgten Quiescirung 1877 angehört. Aus seiner Ehe mit Karoline geb. Geiger ist ein Sohn hervorgegangen. Ein Nekrolog rühmt ihm reiches Wissen, Entschiedenheit der Ueberzeugung und Tiefe des Gemüths nach, womit sich Erregbarkeit des Affects und manches Sonderliche im äußeren Auftreten und im geselligen Verkehr verbunden habe.

F. gehört zu der Gruppe der Theisten, welche, an Stelle des Absoluten den freien Gottesgeist setzend, die Mittel der Schelling-Hegel’schen Speculation der Ausgestaltung einer christlichen Weltanschauung dienstbar zu machen suchten; neben Schelling haben auch Baader und Schleiermacher auf ihn gewirkt. Der Schrift über die Idee der Gottheit hat Trendelenburg Lob gespendet; auch der Kritik, die F. an Hegel und Strauß geübt, hat es nicht an Beifall gefehlt. Von systematischem Talent zeugt die vierbändige Encyklopädie; ein geplantes Werk über die Wahrheit des Christenthums ist unausgeführt geblieben.

Schriften: „Die Freiheit des menschlichen Willens im Fortschritt ihrer Momente“, Tübingen 1833; „Die Wissenschaft der Metaphysik im Grundrisse“, Stuttgart 1834; „De hellenicae philosophiae principiis“, 1836; „Die Idee der Gottheit“, Stuttg. 1839; „Versuch einer wissenschaftlichen Begründung der Idee der Unsterblichkeit“, 2 Artikel (in Fichte’s Zeitschr. f. Philos., Bd. 6 u. 7) 1840–41; „Die speculative Dogmatik von D. Fr. Strauß“, Tüb. 1841, 42; „Worte der Erinnerung an Herder“ (in: J. G. v. Herder’s 100jährige Geburtstagsfeier, [575] 3 Festschriften von Fischer, Mönnich und Bläsing), Erlangen 1844; „De principiis aristotelicae de anima doctrinae loci in senatu academico rite obtinendi causa commentatus est“, 1845; „De platonica de animi immortalitate doctrina commentationem pro loco in facultate philosophica rite obtinendi causa scripsit“, 1845; „Speculative Charakteristik und Kritik des Hegel’schen Systems und Begründung der Umgestaltung der Philosophie zur objectiven Vernunftwissenschaft“, Erlangen 1845; „Ueber Luther“, 1846; „Grundzüge des Systems der Philosophie“, drei Theile in vier Bänden: I. Grundzüge der Logik und Philosophie der Natur, Erl. 1848, II, 1. Anthropologie, 1850, – 2. Ethik, 1851, III. Religionsphilosophie, 1855; „Die Unwahrheit des Sensualismus und Materialismus“, Erlangen 1853; „Ueber die Unmöglichkeit, den Naturalismus zum ergänzenden Theil der Wissenschaft zu erheben“, 1854 (gegen Joh. Ed. Erdmann, der mit seinem „Denkzettel“, Halle 1854, derb erwiderte); „Charakteristik der Theosophie Franz von Baaders, Erlangen 1865.

Leop. Schmid, Grundzüge der Einleitung in die Philosophie, mit einer Beleuchtung der durch K. Ph. Fischer, Sengler und Fortlage ermöglichten Philosophie der That, Gießen 1860, S. 87–141. – Joh. Ed. Erdmann, Grundriß der Geschichte der Philosophie, 4. Aufl., Berlin 1896, § 332, 5; 342, 3; 346, 8. – Nachruf auf C. Ph. Fischer in der Münchener Allgemeinen Zeitung vom 5. October 1886, S. 4066.