ADB:Fiedler, Franz
G. Hermann’s Leitung philologischen Studien widmete und 1818 die philosophische Doctorwürde erwarb. 1819 wurde er als Lehrer an der lateinischen [6] Schule des Waisenhauses in Halle, 1821 als Adjunct an der Klosterschule zu Roßleben, 1822 als Oberlehrer am Gymnasium zu Wesel angestellt; letzteres Amt verwaltete er, seit 1829 mit dem Titel „Professor“, bis zum J. 1865, lebte aber nach seiner Emeritirung noch in wissenschaftlicher Muße in der ihm zur zweiten Heimath gewordenen Stadt Wesel bis zum 18. April 1876. F. hat sich große Verdienste um die Erforschung der Geschichte und der Alterthümer der Rheinlande, insbesondere der römischen Ueberreste am Niederrhein erworben. Seine erste Arbeit auf diesem Gebiete war: „Geschichten und Alterthümer des unteren Germaniens oder des Landes am Niederrhein aus dem Zeitalter der römischen Herrschaft. Erstes Bändchen: Römische Denkmäler der Gegend von Xanten und Wesel am Niederrhein und an der Lippe“, Essen 1824. Für den Notar Phil. Houben in Xanten, der seit dem J. 1819 Ausgrabungen in der Umgebung von Xanten mit günstigstem Erfolg angestellt und die dabei gefundenen Denkmäler – Terracotten, Broncen, Gläser, Gemmen, Grabsteine u. a. m. – in einem eigenen Antiquarium zur öffentlichen Besichtigung aufgestellt hatte, schrieb er den erläuternden Text zu dem von demselben auf eigene Kosten veröffentlichten Werke: „Denkmäler von Castra vetera und Colonia Trajana in Ph. Houben’s Antiquarium zu Xanten abgebildet auf XLVIII colorirten Steindrucktafeln nebst einer topographischen Charte“, Xanten 1839, Fol. Ein Supplement dazu bildet das Werk: „Antike erotische Bildwerke in Houben’s römischem Antiquarium in Xanten abgebildet auf fünf Steindrucktafeln und erläutert von Dr. F.“, Xanten 1839, Fol. Auch die römischen Inschriften in Xanten veröffentlichte und erläuterte F. im Programm des Gymnasium zu Wesel für das Schuljahr 1839. Er gehörte ferner zu den Begründern des im J. 1842 gestifteten Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande, für dessen Jahrbücher (bis Ende des J. 1876 69 Hefte) er zahlreiche Beiträge, theils selbständige Aufsätze, theils eingehende und sachkundige Anzeigen von Schriften Anderer, geliefert hat; auch das vom Vorstande des Vereins zu Winckelmann’s Geburtstage am 9. December 1863 herausgegebene Festprogramm „Die Gripswalder Matronen- und Mercuriussteine“ ist von F. verfaßt. Daß er auch für die neuere Geschichte der Rheinlande Interesse hegte, hat er durch folgende beiden Schriften bewiesen: „Aus der Geschichte des clevischen Landes vor und nach dem 25. März 1609. Eine Denkschrift zur Erinnerung an die vor 250 Jahren erfolgte Besitznahme des Herzogthums Cleve durch Johann Sigismund, Kurfürsten von Brandenburg, und die am 16. Juni 1609 geleistete Huldigung“ (Wesel 1859) und die „Die Verurtheilung und Hinrichtung der elf preußischen Offiziere vom Schill’schen Corps durch die Franzosen bei Wesel den 16. September 1809“ (Wesel 1835). Ein anderes Gebiet, auf welchem F. mit Eifer und Erfolg als Schriftsteller thätig gewesen, ist das der römischen Geschichte. Schon 1821 veröffentlichte er u. d. T.: „Geschichte des römischen Staates und Volkes“ ein Lehrbuch für die oberen Classen der Gelehrtenschulen und für wissenschaftlich gebildete Leser überhaupt, mit Quellenangaben und einem Anhange von Urkunden und Stammtafeln, wovon 1832 die zweite, 1839 die dritte bedeutend umgearbeitete Auflage erschien; dazu „Zeittafeln der römischen Geschichte“ (Wesel 1827) und als eine Art Urkundenbuch eine Textausgabe der kleineren römischen Historiker („Scriptores historiae romanae minores sex. C. Velleius Paterculus. L. Annaeus Florus. Eutropius. Sex. Aurelius Victor. Sex. Rufus. Messalla Corvinus. Breves de vitis et libris scriptorum narrationes praemisit et secundum optimas editiones in usum scholarum curavit F. F.“, Wesel 1828). Auch für Realschulen und weitere Kreise gab er eine mehr populär gehaltene, mit zahlreichen häßlichen Holzschnitten illustrirte Darstellung der römischen Geschichte „zur Belehrung und Unterhaltung“ heraus u. d. T.: „Geschichte der Römer, ihrer Herrschaft und [7] Cultur von der Erbauung Roms bis zum Untergange des weströmischen Reiches“, Leipzig 1836, 2. berichtigte und vermehrte Auflage 1854. Zum Schluß führen wir die übrigen Schriften Fiedler’s, soweit sie uns bekannt geworden sind, in chronologischer Ordnung an: „Ueber Eleganz, Wortstellung und Aussprache im Lateinischen. Ein Beitrag zur Grammatik der lateinischen Sprache“, Halle und Berlin 1819. „Ludovici regis Bavariae augustissimi carmina quibus Italia et Sicilia celebrantur. Latine reddidit F. F.“, Wesel 1831. „Historisch-genealogische Tafeln der wichtigsten Regentenhäuser in dem Mittelalter und in der neueren Zeit“, Wesel 1834. „Geographie und Geschichte von Griechenland und seinen Colonien“, Leipzig 1843.
Fiedler: Franz F., Philolog und Alterthumsforscher, geboren den 1. April 1790 zu Spansberg bei Elsterwerda, bezog, auf der Fürstenschule zu St. Afra in Meißen vorgebildet, im J. 1816 die Universität Leipzig, wo er sich besonders unter