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Artikel „Feldmann, Leopold“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 513–514, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Feldmann,_Leopold&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 16:39 Uhr UTC)
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Feldmann: Leopold F., Lustspieldichter, wurde am 22. März 1802 in München von jüdischen Eltern geboren und zeigte schon in seiner Jugend poetisches Talent, das sich in Gedichten an seine Mitschülerinnen äußerte, die ihm indeß harte Zurechtweisung von seiten seiner Lehrer eintrugen. Infolge eines Rescripts der bairischen Regierung, wonach jüdische Eltern ihre Kinder mehr, als bisher geschehen war, dem Handwerkerstande zuführen sollten, brachte ihn sein Vater nach beendeter Schulzeit zu einem Sattler und später, da er wegen schwächlichen Körpers von diesem bald wieder entlassen wurde, zu einem Schuhmacher in die Lehre. Nach einem Jahre auch von diesem fortgeschickt, weil er ein Gedicht auf ein schönes Mädchen gefertigt und es auf die Sohle eines ihrer Schuhe geklebt hatte, besuchte F. von neuem die Schule und schrieb 1817 ein bunt zusammengewürfeltes Schauspiel „Der falsche Eid“, das auf dem sogenannten Lipperltheater in München vor seinen Schulkameraden aufgeführt ward, eine Knabenarbeit, die aber Talent verrieth. F. erlernte darauf in Pappenheim die Handlung und wurde 1820 Gehülfe in einer großen Bijouteriehandlung Münchens. Hier begann er für verschiedene Journale humoristische und satirische Genrebilder zu schreiben, die allgemein gefielen, ja seine in einem Nürnberger Journal 1829 veröffentlichten „Spaziergänge in und um München“ erregten sogar ein gewisses Aufsehen. In diesem Jahre lernte er den berühmten Humoristen Saphir kennen, und dieser überredete ihn, seinen bisherigen Beruf aufzugeben und sich gänzlich der Schriftstellerei zu widmen. Im J. 1835 erschienen Feldmann’s „Höllenlieder“, Gedichte, die unter der Maske der Satire das tiefe Weh unglücklicher Liebe bergen, und bald danach wurde sein erstes Lustspiel, „Der Sohn auf Reisen“, in München mit Erfolg aufgeführt. Unmittelbar darauf trieb ihn die bis dahin schmerzlich zurückgedrängte Wanderlust in die Ferne; er reiste nach Athen, wo zwei seiner Brüder lebten, und durchstreifte von hier aus Griechenland nach allen Richtungen, machte während dieser Zeit auch die Bekanntschaft Geibel’s und des Fürsten Pückler von Muskau. „Reisebilder“ für Lewald’s viel gelesene „Europa“ und Correspondenzen für die „Allgemeine Zeitung“ waren die Frucht dieser Reise. Im April 1840 verließ F. Athen und kehrte über Wien nach München zurück, wo man inzwischen ihn und sein Lustspiel gänzlich vergessen hatte. Erst als im folgenden Jahre Holbein den „Sohn auf Reisen“ auf das Burgtheater brachte, war Feldmann’s Weg zu allen deutschen Bühnen geebnet. Im J. 1845 begann er die Herausgabe seiner „Deutschen Original-Lustspiele“, von denen bis 1857 acht Bände erschienen, welche 43 dramatische Arbeiten enthalten. Inzwischen war F., der seit 1848 auch dem Prüfungscomité des Münchener Hoftheaters angehört hatte, am 1. April 1850 nach Wien übergesiedelt und hatte hier die Stelle eines Dramaturgen beim Nationaltheater an der Wien übernommen; die lästige Verpflichtung aber, sich von jetzt an mehr der Posse zuzuwenden, wurde ihm schließlich unbequem, und so gab er schon Ende 1854 seine Stellung wieder auf. Ohne dem Drama ganz ungetreu zu werden, beschäftigte er sich fortan meist mit journalistischen Arbeiten und zog sich mehr und mehr in die Einsamkeit zurück. [514] Erst bei der Feier seines 80. Geburtstages wurde er wieder in die breite Oeffentlichkeit gezogen und ihm an diesem Tage unzählige Beweise der Anerkennung gegeben. Am 26. März 1882 ist er nach längerem Krankenlager in Wien gestorben.

Feldmann’s dramatische Arbeiten sind von sehr verschiedenem Werthe, und unzweifelhaft ist er nach seinem ersten Auftreten überschätzt worden. Es soll nicht geleugnet werden, daß er reich an komischen Einfällen ist, daß beinahe alle seine Lustspiele ergötzliche Situationen darbieten, und daß er dieselben mit Geschick herbeizuführen weiß; aber es findet sich doch auch manches Stück, das an wesentlichen Mängeln leidet, unter welchen namentlich der hervorzuheben ist, daß sich in der Mitte Scenen eingefügt finden, die wegen ihrer Gehaltlosigkeit alle Wirkung zu zerstören drohen, und daß der Schluß meist überstürzt und nicht gehörig motivirt ist. Wenn dennoch die meisten Stücke (z. B. Der Sohn auf Reisen – Das Portrait der Geliebten – Die freie Wahl – Die selige Gräfin – Ein Filz als Prasser – Ein höflicher Mann u. a.) auf der Bühne ihre Wirkung nicht verfehlen, so ist dies ausschließlich dem flotten Spiel der Darsteller zu danken.

H. Kurz, Gesch. d. dtsch. Litteratur IV, 574. – Wurzbach’s Biogr. Lexikon IV, 169. – Wiener Tagesblätter aus d. März 1881.