Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Feldhütter, Ferdinand“ von Ludwig Julius Fränkel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 511–513, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Feldh%C3%BCtter,_Ferdinand&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 20:16 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Felder, Franz Karl
Nächster>>>
Feldmann, Leopold
Band 48 (1904), S. 511–513 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ferdinand Feldhütter in der Wikipedia
Ferdinand Feldhütter in Wikidata
GND-Nummer 133523071
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|48|511|513|Feldhütter, Ferdinand|Ludwig Julius Fränkel|ADB:Feldhütter, Ferdinand}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=133523071}}    

Feldhütter: Ferdinand F., Landschaftsmaler, wurde am 7. April 1842 zu München geboren und starb in eben dieser seiner Heimat, an der seine Seele, sein durchaus oberbairisches Naturell hingen, am 8. December 1898. Sohn einfacher Eltern, verbrachte er eine bescheidene Jugend. Er lernte leicht, ohne eine bessere Anstalt besuchen zu können, mit dem Geiste der Kunst, die früh ihn rege anzog, wie die unvergleichlichen Museen seiner Vaterstadt. Vom zugedachten Berufe des Decorationsmalers wandte er sich bald der Landschafterei zu; ganz aus eigener Kraft vollzog er diesen Uebergang, ohne Lehre und Lehrer, und so auch mit dem Strebeeifer des selbsterwachsenen künstlerischen self made man. Allem Philiströsen, allem Eingezirkelten fremd und ferne, verstand er, im Gegensatze zu vielen Genossen, das Segensreiche normaler bürgerlicher Lebensführung. 21 Jahre war er beim Tode glücklich in zweiter Ehe verheirathet, und die Kinder erzog er zum Ernste des Lebens und Wirkens. Freilich, goldene Berge hat ihm der Pinsel nicht erobert, nur starken Beifall zu seinem rastlosen Streben, Anerkennung der liebevoll fertiggestellten Werke, einen geachteten, allseitig geehrten Namen als Künstler und Mensch. Seine Frohnatur, in Jodlern und Schnadahüpferln gern hervorbrechend, sein herzlicher Humor, bei allen lustigen Festen der Münchener Künstlerschaft stark bethätigt, vergoldeten ihm und den Seinigen das Dasein, den Freunden und Genossen die Geselligkeit und den Verkehr. Noch im Herbste 1898 jubilirte er am Chiemsee, wo er Frische und neue Ideen und Themen holen wollte; den Heimgekehrten ergriff das alte böse Herzleiden [512] mit verstärktem Druck, und Anfang December sank die schaffensfreudige Hand für immer schlaff herab.

Einfach und lauter, ungezwungen nach Münchner Art, ehrlich und gerad als echter Bajuware, ein unverwüstlicher Optimist, der stets nach der schönen Seite der Dinge auslugte und an den Menschen, den Ereignissen, den Kunstgebilden stets das Gute abzulesen suchte – so war sein Charakter. Das kennzeichnet sein ganzes Wesen, auch die sonnige Phantasie, die ihm auf der Lippe wie in den Fingern waltete. Ein heiterer Morgen der blühenden Natur, oder ein Nachmittag, den die Sonnenstrahlen durchweben, das waren seine Lieblingsvorwürfe, während er davor scheute, in seine Serie solcher mit einem Hauche sinniger Verklärung übergossenen Aufnahmen Wechsel durch Abend- und Nachtstimmungen oder gar durch Regen- und Sturmscenen hineinzumischen. Seinem eigenen Wesen gemäß stand ihm die Schöpfung stets mit freundlichem Antlitz vor Augen. Dem geschickten Münchener Landschafter Julius Lange (1817–78; s. A. D. B. XVII, 644 f.) sich anlehnend, hatte F. sich auf die idyllische Landschaft beschränkt. In außerordentlich großer Anzahl schuf er Gebirgspartien, mit Vorliebe und besonders gelungen Seenstücke, das meiste in seinen geliebten oberbairischen Alpen oder über der Tiroler Grenze drüben erschaut, einiges aus der Schweiz oder Oberitalien im Kopfe gemodelt. Das Wasser in seinen verschiedenen Erscheinungsformen der Alpenwelt reizte ihn immer wieder. Aus der Reihe der vielen hergehörigen Bilder seien beispielsweise genannt: „Der Walchensee“ (1877), „Der Vierwaldstätter See“ (1881), „Der Hallstätter See“, 1898 vom Münchener Kunstverein angekauft, der unmittelbar nach Feldhütter’s Tode, im Januar 1899 einen trefflichen Blick von ihm auf den Lago Maggiore vor die Oeffentlichkeit brachte; „Gebirgsschlucht“ (1884), eine Partie „Bei Inzell“ und „Mauthhäusel“ (Berchtesgadener Ländel); der „Hohe Göll bei Berchtesgaden“ ward durch eine Holzschnitt-Wiedergabe in „Vom Fels zum Meer“ XI, 26. Heft, „Die Kuhflucht“ (bei Garmisch in Oberbaiern) durch die Reproduction in „Ueber Land und Meer“ 74. Bd. (1895) Nr. 49 weiteren Kreisen zugänglich. Die größeren Ausstellungen Deutschlands kannten ihn regelmäßig. Der „Münchener Kunstverein“ brachte ihn immer wieder vor die Oeffentlichkeit, verlooste Werke von ihm, stiftete ihm durch den Maler Max Scholz einen schönen Nachruf im „Rechenschaftsbericht der Vorstandschaft“ für 1898, S. 72–74 und veranstaltete Anfangs Mai 1899 aus dem Nachlasse eine reiche Ausstellung von sehr anziehenden fertigen Bildern, Skizzen und Studien. Im Todesjahr erlangte eine „Partie von Sachran [bei Kufstein]“ die goldene Medaille auf der Internationalen Ausstellung zu Barcelona.

Klar, reif, sonnig, urwüchsig, wahr wie sein Charakter, wie seine Bilder, wuchs und klang seine Rede. Einzigartig und eine Berühmtheit in München war sein launiger Vortrag von „Erlebnissen“, die er, in den verschiedensten Dialekten gerecht, unter Kameraden und bei den Künstlerkneipen zu allgemeinstem Jubel zum besten zu geben pflegte: ein Verlust, daß diese feinbeobachteten, auch in der äußeren Wiedergabe eindrucksvoll pointirten Humoresken zwar unter den Hörern, die einst an seinen Lippen gehangen, nicht vergessen, aber, weil ungedruckt, verweht sind. Aufs Grab legte seine Genossengruppe den Lorbeer „dem lieben, guten Freunde und Collegen mit dem goldenen Herzen und dem göttlichen Humor als Dank und Ehrung!“ Noch viele werden sich an den stimmungdurchleuchteten Gemälden erquicken, die er in der Scenerie seiner engeren Heimath, im Bergthal und am Voralpensee erdacht und dann inmitten des Tagesgetriebes seiner lieben „Münchnerstadt“ auf die Leinwand gebannt hat: noch wandern gar manche seiner Werke umher, eine würdige Stätte suchend, nachdem die Wittwe nach der erwähnten Ausstellung [513] im Sommer 1899 leider daran gehen mußte, einzeln zu veräußern was vom künstlerischen Nachlasse materiell irgend verwerthbar war.

Vgl. außer Scholz’ (s. o.) Nachruf die Notiz von R., Münchn. Neuest. Nachrichten v. 12. Mai 1899 Nr. 219 unter „Kunst und Wissenschaft“; sowie Hyacinth Holland’s knappen gediegenen Artikel im Biogr. Jahrb. u. Dtsch. Nekrolog III, 140 f. – Einige persönliche Angaben der Wittwe Frau Maria Feldhütter in München August 1899.