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Artikel „Fabricius, Anna Cäcilie“ von Henning Ratjen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 504–505, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fabricius,_Anna_C%C3%A4cilie&oldid=- (Version vom 7. Dezember 2024, 23:04 Uhr UTC)
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Fabricius: Anna Cäcilie F., geb. Ambrosius (ihr Vater war ein wohlhabender Kaufmann in Flensburg), die Gattin von Johann Christ. F. (s. u.), den sie 1771 heirathete, † 1820. Von den zwei Söhnen ihrer Ehe (eine Tochter starb infolge eines unglücklichen Sturzes auf dem Pont-Neuf in Paris) war der ältere († 1823 als Arzt in Plön) der Vater des nachmals als Philhellene genannten F. Anna F. übersetzte 1797 aus dem Französischen des L. M. Reveillière-Lepaux „Betrachtungen über den Gottesdienst, bürgerliche Gebräuche und Nationalfeste“. Der Verfasser hält Lehrsätze und gottesdienstliche Gebräuche zwar für nöthig, nur dürfe die Religion nicht damit überladen sein. Es sei eine Chimäre, meint er, zu fürchten, die römische Geistlichkeit werde je wieder in Frankreich einen vom Staate anerkannten Stand ausmachen. (Auszüge dieser Uebersetzung in „Gottesverehrung der Neufranken“ 1798.) Auch ein Trauerspiel der F. wird genannt: „Heinrich der vielgeliebte oder die Würde der Protestanten“. 1802. In ihrem Testament vermachte sie der Kieler Universitätsbibliothek ein Legat von jährlich 240 Thalern Preuß., welches 1869 erlosch. (Vgl. Chronik d. Kiel. Univers., 1856 S. 24, 1867 S. 27, 1869 S. 8.) Nach Steffens „Was ich erlebte“, Bd. III. S. 199 ff. verwandte sich die F. beim König von Preußen – freilich vergebens – für Lafayette, als dieser in Olmütz gefangen saß. – Es ist aber ein anderer Umstand, der sie hauptsächlich nennenswerth macht. In den „Kieler Blättern“, Bd. I. (1816) S. 53–73, ließ Professor Heinrich mehrere Briefe Klopstock’s aus den Jahren 1767 und 68 an eine ungenannte Dame drucken. Er wolle „die liebsüße edle Empfängerin“ vorerst bloß errathen lassen, bis sie selbst gestatte, daß ihr Name bekannt werde. Die Briefe sind mit anderen an dieselbe Dame in den von Lappenberg und Weiland 1867 herausgegebenen Briefen von und an Klopstock wieder gedruckt. Sie sind vom 29. Aug. 1767 bis 20. Oct. 1770 in und bei Kopenhagen geschrieben. Die Herausgeber zweifeln nicht, daß sie an Anna Cäcilie Ambrosius gerichtet waren. Klopstock hatte sie nie gesehen; er kennt nicht einmal ihren Vornamen. „Heißen Sie etwa Cäcilie?“ schreibt er einmal, „lieben Sie mich, Cilie? Wie wenig fehlt, so heißt es Cidli. Wollen Sie mich denn immer lieben?“ Im ersten Brief heißt es: „M. (die Herausgeber wissen nicht, wer hiermit gemeint ist) versichert mich, daß er Sie allen Frauenzimmern vorzieht.“ Klopstock theilt ihr seine Gedichte mit, schreibt von seinen Bemühungen, beim Kaiser Unterstützung für die Wissenschaften zu finden. Daneben schreibt er voll zärtlicher Empfindung: „Sie haben es vielleicht aus meinem letzten Brief gesehen, daß Ihnen mein Herz mehr zugehört, als ich sagen mag“, S. 175. „Ihr Freund will ich [505] immer in dem allereigentlichsten Sinne des Wortes sein und will Sie auch lieben, so lange Sie mir es erlauben“, S. 176. „Ich habe außer Meta kein Mädchen gekannt, das mein Herz so nahe anginge. Allein was ist das überhaupt für ein falscher Satz, daß Sie sich eben jetzt gleich verheirathen sollen und müssen?“ S. 178. – So nahm Klopstock, zuerst der Vertraute des Mädchens in Herzensangelegenheiten, dies Herz später für sich selbst in Anspruch. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß der Grund zur Entscheidung und zum Abbruch des eigenthümlichen Verhältnisses in der Unsicherheit der äußeren Verhältnisse Klopstock’s zu suchen ist, in die er 1770 durch Bernstorff’s Entlassung aus dem dänischen Staatsdienst gerieth. Die Briefe Klopstock’s an die nie gesehene Dame sind eigenartig, nicht ohne Tändeleien. Geringe Aehnlichkeit finde ich mit Goethe’s bekannten Briefen an die Gräfin Auguste Stolberg.

Ratjen, Anna Cäc. Ambrosius verheir. Fabricius in der Zeitschr. d. Ges. f. Schlesw.-Holst.-Lauenb. Gesch. Bd. VII, S. 171 ff.