ADB:Fürstenau, Moritz
Hasse’s und der Faustina, behandelt. F. ist es allein zu danken, daß wir über die sächsischen Musikverhältnisse so vortrefflich und alles umfassend unterrichtet sind. Auch im praktischen Leben machte er sich durch Gründung des Tonkünstler-Vereins, der heute in so gesicherten Zuständen sich befindet, verdient und war bis zu seinem Tode dessen Vorsitzender. Ferner gründete er in den 70er Jahren den Dresdner Wagner-Verein, war Delegirter des Allgemeinen deutschen Musikerverbandes, saß im Ausschusse der Hofcapelle, welche die Programme zu den Sinfonie-Concerten feststellte und war seit Gründung des Dresdner Königl. Conservatoriums für Musik Lehrer des Flötenspiels. So wirkte er bis an seinen plötzlich herantretenden Tod im Interesse der Kunst.
Fürstenau: Moritz F. stammt aus einer Musikerfamilie, die während eines Zeitraums von 100 Jahren sich als Flötisten auszeichneten. Moritz wurde zu Dresden am 26. Juli 1824 geboren und starb ebendort am 27. März 1889. Sein Vater, Anton Bernhard, war seit 1820 an der sächsischen Hofcapelle erster Flötist, und es wurde wie selbstverständlich angenommen, daß der Sohn, den Traditionen der Familie nach, sich ebenfalls zum Flötisten ausbildete. Schon am 26. October 1832 trat er in einem Concerte seines Vaters als Virtuose auf und erntete reichen Beifall. Angespornt durch diesen Erfolg, machte er in Begleitung seines Vaters fast alljährlich Concertreisen; bis er am 1. Januar 1842 als Flötist in die kgl. Dresdener Hofcapelle aufgenommen wurde. Nach des Vaters Tode 1852 rückte er in dessen Stelle als erster Flötist ein. Neben dieser praktischen Ausübung der Kunst entwickelte er aber auch ein lebhaftes Interesse für die historische Seite der Musik und besonders für archivalische Studien. So entstanden im J. 1849 die „Beiträge zur Geschichte der Kgl. sächsischen musikalischen Kapelle“ (Dresden), welche von 1545 bis 1848 die Entwicklung und Ausbildung der Dresdener Hofcapelle in Mitgliederverzeichnissen, Biographien und allerlei Beschreibungen von Festlichkeiten u. A. in documentarischer Weise darstellen. Leider fehlte ihm die nöthige Vorbildung im Lesen von alten Handschriften, auch die Fertigkeit sich gewandt auszudrücken, sodaß vielfach die Namen der Capellmitglieder falsch gelesen sind und die Kritik unbarmherzig über die Herstellungsweise herfiel. Doch statt daß ihn dies entmuthigte, spornte ihn der Tadel an, seine Kenntnisse durch fleißige Studien zu bereichern, so daß er in Einzelartikeln in Zeitschriften, besonders im Archiv f. die sächsische Geschichte, in den Mittheilungen des Kgl. sächs. Alterthumsvereins und in den Monatsheften f. Musikgeschichte, zahlreiche und archivalisch begründete Thatsachen über Mitglieder und Vorkommnisse in der sächsischen Hofcapelle berichtete. Im Jahre 1861/62 folgte ein zweites Werk in 2 Bänden, welches zur Vervollständigung des ersten diente, doch nur den Zeitraum von 1656 bis ca. 1763, der Entlassung- Selbstbiographie in Mendel-Reißmann’s Musik-Lexikon.