ADB:Förner, Friedrich
[158] Vortrag des Wortes Gottes und durch seine Schriften der Welt bekannt war.
Forner: Friedrich F. (Förner), geb. zu Weißmain, studirte im Colleg. germanicum zu Rom, wurde 1592 erster Magister der Weltweisheit zu Würzburg, dann Doctor der Theologie, Canonicus zu St. Stephan in Bamberg und im J. 1599 Pfarrverweser zu U. L. Frau daselbst. Durch 36 Jahre lang, vom J. 1594–1630 wirkte er als Domprediger. Seine lateinisch geschriebenen Predigten wurden, nach allgemeiner Sitte der Zeit, von ihm deutsch gehalten. Nebstdem predigte er in seiner Pfarrkirche, und seit dem Jahre 1614 in der Kirche zum heil. Martin. Im J. 1610 wurde er Weihbischof von Bamberg, aber erst am 7. Oct. 1612 als Bischof von Hebron geweiht. Mit dieser Würde war die Stelle eines Pfarrers von St. Martin verbunden. In dieser Stellung als Weihbischof, Pfarrer und Domprediger blieb er bis zu seinem Tode am 5. Dec. 1630. Seine Grabschrift sagte u. a., daß er durch seinen fleckenlosen Wandel, durch Eifer für die Religion, durch seine Gesandtschaften (nach Rom und Regensburg), durch die Weisheit seiner Rathschläge, durch den lebhaftenSeine Thätigkeit als Schriftsteller begann mit dem J. 1599. Er schrieb: „Vom Ablaß- und Jubeljahr. Orthodox. und Summarischer Bericht“, Ingolstadt 1599. Diesem folgte im J. 1600 „Nothwehr und Ehrenrettung der katholischen Religion“, Ingolstadt, 441 S. 4°., gegen den Prediger Barthol. Rülich zu Augsburg, der 9 Predigten gegen Forner’s „Jubeljahr“ herausgegeben hatte. – Im J. 1603 erschienen am gleichen Orte: „Libri 4 de Temulantiae malo“, 500 S. 8°. – Er nennt die „Temulantia“ „unserer Nation gemeinsames Laster“. Eine neue Ausgabe des selten gewordenen Buches erschien zu Bamberg im Jahre 1627. – Im J. 1612 erschien „Christlich-katholische Liederlehre für die Jugend deß Stiffts Bamberg“, kl. 8°. 155 Bl. Dieser Katechismus ist kaum mehr aufzufinden. – 102 Reden gab er zu Ingolstadt im J. 1618 unter dem Titel heraus: „Rex Hebronensis ac postea Hierosolymitanus, conciones in psalmum miserere etc.“ (und wieder Ingolstadt 1630). – Im J. 1620 erschien zu Köln eine Sammlung von Wundern, die an dem Wallfahrtsorte Marienweiher geschehen. Im J. 1620 widmete er dem Kaiser Ferdinand II. die Schrift: „Palma triumphalis Miraculorum Ecclesiae catholicae, et inprimis glorios. Dei genit. V. Mariae Libr. V.“ die zu Ingolstadt nicht vor dem J. 1622 erschien. Es ist ein reichhaltiges Repertorium der verschiedenen Wallfahrtsorte. – Im J. 1624 ließ er zu Ingolstadt erscheinen: „Paradisus malorum Punicorum cum pomorum fructibus“, Reden über das Leiden und die Auferstehung des Herrn t. 1. Es sind 107 Passionsreden, wovon 1625 der zweite Band, 107 Reden – erschien. Er erzählt hier, daß er zu Rom mehr als vier, in Bamberg im Dom und in seiner Martinskirche mehr als 26 Jahre gepredigt habe. – Wichtig für die Geschichte ist die „Historia hactenus sepulta colloquii Wormatiensis 1557 instituti“, Ingolstadt 1624. Im nächsten Jahre erschien seine „Panoplia armaturae Dei adversus omnem superstitionum, divinationum, excantationum daemonolatriam“, 35 Predigten über das Hexenwesen. Er widmete sie dem Fürstbischof Johann Christoph[WS 1] zu Eichstädt, welchem er seinen Bruder, Johann F., Professor zu Ingolstadt, empfahl. Er klagt über den damals in Bamberg grassirenden Aberglauben, über den Walpurgistag, über die vielverbreitete Geschichte des Doctor Faust u. a. – Im J. 1627 (und wieder 1631) erschien auch sein Marien-Dreißiger, d. i. 30 Marien-Predigten, die er etwa 30 Jahre früher in der Frauenkirche zu Bamberg gehalten; in demselben Jahre „30 Reden über die Natur und Verehrung der heiligen Schutzengel“, Bamb. 1627. Zwei andere Werke erschienen anonym oder pseudonym; ein „Bericht über die zu Nürnberg aufbewahrten Insignien des Reichs“, 1629, und „Norimberga in flore avitae Romano-catholicae religionis“, d. i. Nürnberg zur Zeit des dort blühenden Katholicismus, von welchem Werke es fünf Ausgaben gibt.
Aus einer Sammlung von Handschriften aus dem Nachlasse des baierschen Raths Christoph Gewold († 1631) hat Ant. Ruland kürzlich 20 Originalbriefe Forner’s an denselben mitgetheilt, die von großem Werthe für die Geschichte Bambergs sind, dieselben fangen mit dem J. 1608 an. Wir erfahren aus ihnen u. a, daß, als F. seine Firmungs- und Visitationsreise antrat, er in zahlreiche Gemeinden kam, die zeitlebens keinen Bischof gesehen, und daß er Leute gefirmt habe, die 100 und mehr Jahre alt waren. Die Correspondenz schließt im April 1615. – F. war auch Rath des Kaisers Ferdinand II. und des Kurfürsten Max I. Fast ein Menschenalter war er wol die hervorragendste und einflußreichste Persönlichkeit im Bamberger Bisthum, dessen unermüdete Thätigkeit mit seiner Geschäftsgewandtheit gleichen Schritt hielt. Neben einer Stiftung für Studirende vermachte [159] er die eine Hälfte seines Vermögens seiner Martinskirche, die andere der Kirche der Jesuiten, welchen auch seine schöne Bibliothek zufiel.
- A. A. Schellenberger, Geschichte der Pfarre zu U. L. Frauen in Bamberg, Bb. 1787, F. 110–15. – J. G. Jäck, Pantheon der Literaten und Künstler Bambergs, Bamb. 1812, II. Heft, S. 278–80 (wo 18 Schriften Forner’s aufgeführt werden). – Schematismus des Erzbisthums Bamberg, 1829, S. 7. – Briefe des Bamberger Dompredigers und spätern Weihbischofs Friedrich Forner, vom Oberbibl. Dr. Anton Ruland im: 34. Bericht über den historischen Verein für Oberfranken zu Bamberg im J. 1871. Bamb. 1872, S. 147–281.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Johann Christoph von Westerstetten (1563–1637), 1612–1637 Fürstbischof von Eichstätt, nachdrücklicher Gegenreformator.