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Artikel „Eylert, Rulemann Friedrich“ von Eismann. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 458–459, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Eylert,_Rulemann&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 00:03 Uhr UTC)
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Eylert: Rulemann Friedrich E. ist geboren am 5. April 1770 zu Hamm in der Grafschaft Mark, wo sein Vater Professor am Gymnasium und reformirter Prediger war. In Halle studirte er Theologie und wurde mit der dort herrschenden rationalistischen Glaubensrichtung erfüllt, welche den Problemen der christlichen Heilslehre aus dem Wege ging, statt die Lösung zu versuchen, und in verflachender Ausdrucksweise einer eudämonistischen Lebensanschauung diente. Diesen Standpunkt hielt er auch als Prediger zu Hamm, wohin er als Nachfolger seines Vaters berufen wurde, fest. Durch die Empfehlung des Ministers v. Stein wurde er 1806 Hof- und Garnisonprediger in Potsdam. In dieser Stellung erlangte er hohe Aemter und Würden: zunächst wurde er Inspector der reformirten Gemeinden des Havellandes und Consistorialrath, darauf 1817 evangelischer Bischof, vortragender Rath im Ministerium der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten und Mitglied des Staatsraths. Aber mehr als das, er wurde der Vertraute und geistliche Berather des Königs Friedrich Wilhelm III. Dieser war ursprünglich ebenfalls von dem flachen Rationalismus der Zeit erfüllt gewesen, indessen durch die unglücklichen Ereignisse von 1806 und 1807 und durch den Tod der Königin Luise war ein tieferes Glaubensleben in ihm erwacht und durch die Einwirkung des evangelischen Erzbischofs Borowski gefördert worden. Daher beschäftigte er sich nach den Freiheitskriegen gern und viel mit theologischen Studien, besonders mit der heiligen Schrift und den Werken Luther’s und widmete sich mit Vorliebe kirchlichen Einrichtungen. Dabei war E. sein vertrauter Rathgeber; freilich nicht in dem Sinne, als ob der König von ihm neue Anregungen oder neue Ideen erhalten hätte, aber er besprach die aus dem eigenen Studium gewonnenen Gedanken mit diesem, der in einer besonders geschickten und anschmiegenden Art der Vermittler und Vollzieher [459] der alsdann von dem Könige erstrebten und befohlenen Einrichtungen wurde. In dieser Stellung hat E. eine bleibende Bedeutung für die preußische Landeskirche gewonnen. Zwar hat er bei der Abfassung der neuen preußischen Agende, welche des Königs eigenstes Werk ist, nicht mitgewirkt; im Gegentheil, Friedrich Wilhelm hat einen Entwurf Eylert’s abgelehnt, weil die Haltung nicht genug biblisch und kirchlich war. Aber die Einführung und Verbreitung derselben hat E. in einer alle Schroffheit und Härte vermeidenden Weise ins Werk gesetzt und sich damit um die Einheit der Liturgie in der preußischen Landeskirche verdient gemacht. In ähnlicher Weise ist er bei Einführung der Union, die seinem jede Bestimmtheit in der Lehre ablehnenden Standpunkt völlig entsprach, thätig gewesen. Doch hat er hierbei durch die falsche Beurtheilung des Pastor Scheibel in Breslau, dessen Lutherthum er nicht verstand und dessen Kampf gegen die Union er durchaus unlautere Beweggründe unterlegen wollte, zu der allmählich immer schroffer werdenden Haltung des Königs gegen die Lutheraner in Schlesien, die sich der Union nicht anschließen wollten, viel beigetragen. Auch litterarisch ist er thätig gewesen. Er hat verschiedene Predigtsammlungen herausgegeben: „Betrachtungen über die trostvollen Wahrheiten des Christenthums bei der letzten Trennung von den Unsrigen“, 1803; „Homilien über die Parabeln Jesu“, 1806; „Predigten über Bedürfnisse unseres Herzens und Verhältnisse unseres Lebens“, 1805. – Mit Dräseke vereint gab er das „Magazin von Fest-, Gelegenheits- und anderen Predigten“ heraus. Die eigenen Predigten zeichnen sich aus durch klare, durchsichtige Anordnung und blühende Sprache, ihr Inhalt ist aber dürftig und unlebendig; in der Lehre sind sie der Vertiefung des allgemeinen religiösen Zeitbewußtseins durch Anschluß an die Ausdruckszweise der heiligen Schrift gerecht geworden. – Seinen Standpunkt in der Sache der neuen Agende und der Union vertrat er durch die Schriften: „Ueber den Werth und die Wirkung der für die evangelische Kirche bestimmten Liturgie und Agende“, 1830 und „Das gute Werk der Union“. – Sein litterarisches Hauptwerk ist jedoch: „Charakterzüge und historische Fragmente aus dem Leben Friedrich Wilhelms III.“, 3 Thle. 1846. In dieser Schrift treten zwar die Charakterzüge des Königs unter den Erörterungen, in denen Eylert’s eigene Persönlichkeit sich breit macht, durchaus nicht deutlich und plastisch hervor, auch hat E. dem König viel Eigenes in den Mund gelegt, doch gewinnt man ein Bild der strengen Gerechtigkeitsliebe und der aufrichtigen Frömmigkeit des Königs, hinter der der Biograph selbst zurücksteht. 1844 trat er in den Ruhestand. Dem treuen Freunde des königlichen Hauses war es noch beschieden, den einzigen Sohn 1848 unter den Barrikadenkämpfern zu sehen. 1852 endlich ist E. zu Potsdam gestorben.

Eismann.