ADB:Esterházy von Galántha, Nikolaus

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Artikel „Eszterhazy von Gálántha, Nikolaus Graf“ von Wilhelm Edler von Janko in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 386–387, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Esterh%C3%A1zy_von_Gal%C3%A1ntha,_Nikolaus&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 17:25 Uhr UTC)
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Eszterhazy: Nikolaus Graf E. von Gálántha, Graf von Beregh. Palatin des Königreichs Ungarn, geb. am 8. April 1582 zu Gálántha im Preßburger Comitat, † den 11. Septbr. 1645. In der reformirten Lehre erzogen, wissenschaftlich auf der hohen Schule zu Tyrnau herangebildet, trat E. hier zur katholischen Kirche über, wodurch er sich aber so sehr den Zorn seines eifrig protestantischen Vaters zuzog, daß er aus dessen Hause fliehen und mitten im Vaterlande lange in bitterster Noth herumirren mußte. In dieser Zeit der Verbannung bildete er sich für den Kriegsdienst, namentlich in der Kunst des kleinen Krieges unter dem tapfern Commandanten Kaschau’s Franz Magoczy aus und bewährte sich bei allen Zügen sowol wider die Türken, als Siebenbürger und abtrünnigen Ungarn. Durch seine Waffenthaten sowol als seine sonstigen persönlichen Eigenschaften, namentlich aber durch seine guten Dienste am Linzer Ständeversammlungstage, hatte sich E. das Wohlwollen Kaiser Matthias’ derart zu erringen gewußt, daß er ihn 1617 zum Grafen von Beregh und 1618 zum Obergespan[WS 1] des Sohler Comitates und Magister curiae regiae (Reichsmarschall) erhob. In noch höherem Grade erwarb er sich das Vertrauen Ferdinands II., der ihn zum Befehlshaber an den Grenzen Ungarns ernannte. Mit seinen wenigen Truppen vermochte er der Uebermacht Bethlen Gabor’s nicht zu widerstehen, hielt sich aber doch im Schlosse Lackenbach so lange, bis ihn Dampierre entsetzte; später bewog er Bethlen zum Friedensschluß, wofür er die zweite Reichswürde, die des judex curiae, erhielt (aus Bescheidenheit hatte er die Palatinatswürde ausgeschlagen). Nach dem bald wieder ausgebrochenen Kriege gegen Bethlen, dessen Schaaren auch durch türkische verstärkt waren, hatte E. wegen ihrer Ueberlegenheit wieder harte Kämpfe zu bestehen, nichtsdestoweniger gelang es ihm 1623 nicht nur Türken und Tataren bei ihrem Uebergange über den Neutrafluß total zu schlagen, sondern auch Bethlen Abbruch zu thun. Für seine vielfachen Verdienste wurde E. jetzt (1625) zum Palatin des Reiches und Erbobergespan [387] Oedenburgs[WS 2] erhoben und 1628 erhielt er von Philipp IV. von Spanien das goldene Vließ. Zur Stillung der inneren Unruhen seines von Parteisucht so oft und schwer heimgesuchten Vaterlandes führte E. 1630 und 1644 den Oberbefehl über die gesammten kaiserlichen Truppen in Ungarn mit gewohnter Treue und Hingebung und wußte auch durch weise Anstalten Georg Rakoczy I.[WS 3] in Achtung zu halten. Erschöpft von Arbeiten und Sorgen seines thätigen ganz dem Vaterlande geweihten Lebens, ward er aus demselben 1645 abberufen und liegt mit seinen beiden Frauen Ursula Tersffy von Szerdahely, Wittwe nach Franz Magoczy, und Christiane, Tochter des berühmten Paul Niáry in der Jesuitenkirche zu Tyrnau begraben. Nikolaus E., der unbestritten zu den größten und verdienstvollsten Palatins Ungarns gehörte, welcher durch bleibende Folgen seiner tüchtigen Verwaltung und Verwendung sowol als Staatsmann, wie als Heerführer sich seiner Nation unendlich nützlich und unvergeßlich gemacht hat, hinterließ in seinem Sohne Paul den zweiten Palatin aus diesem Hause und den ersten Fürsten desselben.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Gespan (slawisch „župan“), ursprünglich ein mittelalterlicher Stammesführer im west- und südslawischen Raum
  2. ungarischer Name: Sopron
  3. Georg I. Rákóczi (1593–1648), ab 1630 Fürst von Siebenbürgen