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Artikel „Engelhusen, Dietrich“ von Albert Schumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 141–142, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Engelhus,_Dietrich&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 00:20 Uhr UTC)
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Engelhusen: Dietrich E., auch Engelhus oder von Engelhausen genannt.[1] Um die Mitte des 14. Jahrh. zu Eimbeck geboren, ist er wahrscheinlich auf dem jener Zeit üblichen Wege zum Priesteramte und zu einer Canonikerstelle in Hildesheim gelangt, nachdem er sich, wie die Führung des Magistertitels schließen läßt, durch Universitätsstudien eine gründlichere wissenschaftliche Bildung angeeignet hatte. Daß er auch in seinem späteren Leben einer dem entsprechenden litterarischen Thätigkeit sich befleißigt, setzen die von ihm erhaltenen Schriften für uns außer allen Zweifel, doch hat auch die Mitwelt seiner Zeit seine Wirksamkeit in Schrift und vielleicht auch durch entsprechende Leistungen das Wort in hervorragender Weise gekannt und anerkannt. Die Beinamen „vir magnificus“, „Saxo eximius“, „lumen Saxoniae“, die ihm seine Landsleute und Zeitgenossen spenden, gestatten die Folgerung, daß er für die damaligen Verhältnisse etwas Außerordentliches geleistet haben muß. Als Pfarrer zu Wittenburg im Hannöver’schen entwickelte er einen besonders lebhaften Eifer für die in den zwanziger Jahren des 15. Jahrh. mehr und mehr durchdringenden Pläne einer inneren Reform des Benedictinerordens. Obwol damals nur erst dem Kloster seines Pfarrortes als Ordensverwandter, als „donatus“, verbunden, begleitete E. den Abt Johann von Clus, der nachmals als Oberhirt von Bursfelde ein Hauptträger und Vertreter jener Reformbewegung wurde, nach dem Kloster Bödingen im Kölnischen und nach dem holländischen Windsheim, wo die strengere Richtung wol bereits festen Boden gewonnen hatte. Auch eine Anwesenheit Engelhusen’s im J. 1423 in Sobernheim möchte wol auf diese Reise zu beziehen sein und ihren Umfang noch etwas mehr beleuchten. Strenge Zucht und Ordnung seines heimathlichen Klosters sind es dann gewiß gewesen, die ihn noch später, im J. 1434, bewogen, am Sonntage Judica das Ordensgewand in aller Form zu nehmen; doch nicht einmal zwei volle Monate war es ihm vergönnt, dasselbe zu tragen, denn wie ehedem die Aufschrift seines Grabes zu Wittenburg auswies, verstarb er bereits wenige Tage nach dem Godehardifeste (5. Mai) jenes Jahres. Von seinen Schriften sind ein Commentar zu den Psalmen und ein Vocabularium kaum mehr als dem Titel nach bekannt, können indeß noch handschriftlich in Wolfenbüttel erhalten sein; trotz seiner praktischen geistlichen Richtung hat er sich litterarisch überhaupt mehr um Geschichtsschreibung, als um die Theologie verdient gemacht. Kann zwar auch weder eine in einer hannöverschen Handschrift erhaltene Erfurter Chronik von 438–1422 ihm jetzt noch als Verfasser zugeschrieben, noch sein Antheil an einer später bis ins 16. Jahrh. fortgesetzten Geschichte [142] der Bischöfe von Hildesheim und Aebte von St. Michael (Leibnitz, SS. rer. Brunsv. II. 785–806) genau bestimmt werden, so sichert ihm seine „Chronica nova“ oder „Chronicon chronicorum“, einer der letzten, aber nicht der schlechtesten Ausläufer der im Mittelalter so beliebten Weltchroniken, einen hervorragenden Platz in der Historiographie jener Zeit. Ein gewisser Zusammenhang dieses Werkes mit Engelhusen’s Interesse für die klösterlichen Reformen ließe sich allerdings wol insofern construiren, als er in der Vorrede seine Chronik als Handbuch für Predigt, Disputationen und Lösung akademischer Fragen empfiehlt, durch sie zu geistigem Kampfe anspornen und ein ewiges Gesetz der Vergeltung in der Weltgeschichte erweisen will; davon ist freilich im eigentlichen Texte wenig zu bemerken, aber die Zahl der von ihm zusammengebrachten Quellenwerke und deren Benutzung verdient selbst heute noch alle Anerkennung; unter den letzteren befindet sich sogar manches uns nicht mehr handschriftlich Erhaltenes. Ursprünglich mit dem J. 1422 abschließend, hat er dem Werke selbst zwei verschiedene Fortsetzungen – die eine bis 1428, die andere bis 1433 – angefügt und dabei auch den Grundstock verschiedenen Correcturen unterworfen; die Nachrichten, die er aus diesen selbstdurchlebten Zeiten gibt, beschränken sich keineswegs, wie das sonst oft bei ähnlichen Werken der Fall ist, auf die Grenzen der eigenen Heimath. Die Darstellung der ältesten Zeiten beliebt er öfters durch eingeschaltete Verse zu unterbrechen, doch stets ohne deren Herkunft zu verschweigen; eine Reihe dieser poetischen Einschiebsel, die er zumeist als „Versus T. E.“ bezeichnete, war man früher geneigt, ihm selbst zuzuschreiben, doch werden sie jetzt wol mit besserem Rechte dem Goslarer und Eimbecker Canonicus Dietrich Lange zugesprochen. Mit der Chronik findet sich handschriftlich vereinigt auch noch eine kurze, jedoch nicht ganz werthlose „Genealogia ducum Brunsvicensium illorum qui Eimbeck, Osterrot et Duderstat cum attinentiis possederunt“, deren Abfassung durch E. wol nicht zu bezweifeln ist.

Die besten Notizen über Engelhusen’s Lebensverhältnisse geben Johann Busch in seiner bei Leibnitz SS. rer. Brunsv. Bd. II. abgedruckten Geschichte der Reformation der sächsischen Klöster und Leibnitz in der Introductio zu der in demselben Bande (p. 20 u. 21) herausgegebenen Genealogia und der p. 977–1143 folgenden „Chronica nova“; auch Ottokar Lorenz gedenkt Engelhusen’s in den Geschichtsquellen S. 136 u. 151.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 141. Z. 18 v. o.: Engelhusen. Er selbst nannte sich nur Engelhus, Engelhusius. Ueber ihn und seine – nun erst festgestellten – Schriften, auch über die Verfasser der von ihm gebrauchten Denkverse, Dietrich Lange, Canonicus zu Einbeck, und Heinrich Rosla, vgl. jetzt Dr. Karl Grube in Hüffner’s Histor. Jahrbuch III (1882), S. 49 ff. [Bd. 18, S. 794]