ADB:Eisenmenger, Johann Andreas

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Artikel „Eisenmenger, Johann Andreas“ von Carl Gustav Adolf Siegfried in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 772–773, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Eisenmenger,_Johann_Andreas&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 23:58 Uhr UTC)
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Eisenmenger: Johann Andreas E., geb. 1654 zu Mannheim, wo sein Vater kurfürstlich-pfälzischer Einnehmer war (über s. Vorfahren s. Rödiger in Ersch und Gruber Encykl. I, 33, S. 11), ward ausgebildet zu Heidelberg im Collegium Sapientiae. Dort durch hebräische Sprachkenntniß ausgezeichnet, ward er vom Kurfürsten Karl Ludwig zu einer Reise in den Orient ausersehen, zu der er sich in Holland und England weiter vorzubilden beschloß. Da inzwischen der Kurfürst starb, ging er 1680 nach Amsterdam zurück, wo er das Studium der morgenländischen Sprachen eifrig fortsetzte. Hier hörte er Lästerworte des Rabbiners David Lide gegen das Christenthum und erlebte es , daß im J. 1681 drei Christen, deren einer ein Studiosus von Prag war, sich beschneiden ließen (Entdecktes Judenth. II. 996). Das veranlaßte ihn, Stoff zu einem großen polemischen Werk gegen das Judenthum zu sammeln. Er ging nach Heidelberg zurück, mußte aber bei der Einnahme der Stadt durch die Franzosen 1693 flüchten und begab sich mit dem Hofe nach Frankfurt a./M., wo er das Amt eines [773] Registrators bei der kurfürstlichen Canzlei verwaltete. – Nachdem er 19 Jahre lang gesammelt hatte, entschloß er sich zur Herausgabe seines Werkes. Der Kurfürst Johann Wilhelm gab seine Einwilligung dazu und ernannte ihn zum Professor der orientalischen Sprachen zu Heidelberg. Als der Druck schon fast beendigt war, wußten die Juden nach einander drei Verbote des Kaisers gegen die Veröffentlichung des Werkes auszuwirken. Und so lag denn fast die ganze Auflage (2000 Exemplare) unter Arrest zu Frankfurt. Die Juden boten ihm 12000 Fl. dafür, er aber wollte 30000 Fl. haben. Ueber diesen Verhandlungen starb E. dahin, ein Schlagfluß raffte ihn am 20. Dec. 1704 hinweg. Nach wiederholten Vorstellungen beim Kaiser (s. Schudt, Jüdische Merkwürdigkeiten. 3. Thl. S. 1 ff.) und nachdem 1711 schon ein anderweiter Druck besorgt war, gelang es endlich die Frankfurter Exemplare wieder frei zu bekommen. So erschien denn nunmehr das Buch, jedoch mit der Jahreszahl 1700, unter dem Titel: „Das bei 40 Jahr von der Judenschaft mit Arrest bestrikt gewesene nunmehr aber durch Autorität eines hohen Reichsvicariats relaxirte J. A. Eisenmenger’s Entdecktes Judenthum oder gründlicher und wahrhafter Bericht, welchergestalt die verstockten Juden die hohe heilige Dreyeinigkeit Gott Vater, Sohn und heiliger Geist, erschrecklicher Weise lästern und verunehren, die heil. Mutter Christi verschmähen, das neue Testament, die Evangelisten und Aposteln, die christliche Religion spöttlich durchziehen und die gantze Christenheit auf das äußerste verachten und verfluchen; dabey noch viele andere bishero unter den Christen entweder gar nicht oder nur zum Theil bekannt gewesene Dinge und große Irrthüme der jüdischen Religion und Theologie wie auch viel lächerliche und kurtzweilige Fabeln und andere ungereimte Sachen an den Tag kommen; Alles aus ihren eigenen und zwar sehr vielen mit großer Mühe und unverdroßenem Fleiß durchlesenen Büchern mit Anziehung der hebräischen Worte und deren treuen Uebersetzung in die teutsche Sprach kräfftiglich erwiesen“.

Im Beginn des ersten Theils steht das Verzeichniß der Quellen. Es sind 182 hebräische, 13 deutsch-hebräische und 8 Bücher von bekehrten Juden daselbst – von ihm aufgezählt. Im Ganzen ist es eine Sammlung der Scandalosa. Manches ist mißverstanden, manches verdreht, manches durch gehässige Consequenzmacherei erst in das Judenthum hineingetragen. Aber auch wenn das letztere nicht wäre, eine richtige Erkenntniß des Judenthums konnte ein Werk nicht bringen, das sich lediglich die Schilderung der Schattenseite zur Aufgabe gestellt hatte. Judenhaß wird es in unserer Zeit nicht mehr erregen, da die Stimmung fehlt, aus welcher es hervorging und welche es voraussetzte. Bedenklicher ist, daß noch immer christliche Gelehrte es wie eine Art Quelle behandeln, aus der man die Erkenntniß jüdischer Dinge schöpfen könnte und sich in Folge dessen des Studiums der wirklichen Quellen überhoben erachten. – Außerdem besorgte E. im Verein mit Leusden eine unpunktirte hebräische Bibel, Frankfurt a./M. 1694. – Sein „Lexicon orientale harmonicum“ blieb ungedruckt.