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Artikel „Edlibach, Gerold“ von Georg von Wyß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 646–647, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Edlibach,_Gerold&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 23:29 Uhr UTC)
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Edlibach: Gerold E., Rath und Chronikschreiber in Zürich, † 28. Aug. 1530. Am 24. Septbr. 1454 geboren, Sohn des Stift-Einsiedeln’schen Rentamtmanns Ulrich E. in Zürich, aus einem alten angesehenen Geschlechte und seit 1464 Stiefsohn des nachmaligen berühmten Bürgermeister Waldmann, des zweiten Gatten seiner verwittweten Mutter, folgte E. 1473 diesem und seinem Vater als Amtmann des Stiftes Einsiedeln nach, trat 1480 in öffentliche Aemter, in welchen er 1487 bis zur Stelle eines Mitgliedes des Kleinen Rathes und Sekelmeisters stieg, verlor durch den tragischen Sturz Waldmanns 1489 diese Würden, wurde 1493 wieder in den Kleinen Rath, hierauf zu verschiedenen Vogteistellen im Landgebiete der Stadt, 1515 zum dritten Male in den Kleinen Rath berufen. In seinem 70. Lebensjahr, 1524, verlangte er seine Entlassung; die Obrigkeit entsprach ihm, wünschte aber, daß er seinen Sitz im Großen Rathe beibehalte, mit voller Freiheit davon Gebrauch zu machen oder nicht. Bis 1527 nahm er noch an Verwaltungsgeschäften Theil. In dieser langen Laufbahn und durch sein persönliches Verhältniß zu Waldmann mit den öffentlichen Angelegenheiten wohlvertraut, beschäftigte sich E. auch mit historischen und anderen mannigfachen Aufzeichnungen. Er schrieb 1485–86 eine zürcherische und eidgenössische Chronik von 1436 an bis auf diese Zeit, setzte dieselbe nachher, kürzer, bis 1517 fort und trug auch noch später Notizen dazu nach, von denen die letzte aus seinem Todesjahre stammt. Er verzeichnete in einer besonderen Schrift in kurzen Worten die kirchlichen Veränderungen, welche in Zürich in Folge der Reformation, 1520–26, eintraten, legte einen Sammelband historischer, heraldischer u. a. Notizen an, copirte die Legende des hl. Georg u. s. f. und versah die meisten dieser Handschriften mit illuminirten Zeichnungen von freilich sehr unbeholfenem und flüchtigem Gepräge. Von diesen Arbeiten, die in der Stadtbibliothek Zürich und der fürstlichen Bibliothek in Donaueschingen sich aufbewahrt finden, hat die Chronik bleibenden historischen Werth, vorzüglich in ihrem früheren Theile, da dieser Theil die Geschichte des großen Krieges der Eidgenossen wider Zürich und Oesterreich von 1436–50 von dem sonst selten vertretenen [647] zürcherischen Standpunkte aus beschreibt, und über die Ereignisse bis 1486 als Darstellung eines Zeitgenossen und theilweise Augenzeugen sich verbreitet; wie z. B. über Waldmann’s Sendung nach Mailand 1479, wobei E. letzteren begleitete. In der Geschichte des Krieges von 1436–50 mangelt es allerdings nicht an einzelnen, namentlich chronologischen Versehen, wie es bei später Niederschrift aus theilweise bloß mündlichen Ueberlieferungen – ungeachtet der zahlreichen eingerückten Actenstücke – unvermeidlich war. Fragmentarisch und sehr gedrängt sind die späteren Theile der Chronik und die Schrift Edlibach’s über die Kirchenänderung in Zürich. Der Tod Waldmann’s auf dem Schaffote 1489, die bittere Parteiung, die denselben herbeigeführt, und die tiefe Erschütterung, die nach den Ereignissen noch lange Jahre hindurch in Zürich nachzitterte, ließen ausführliche Darstellungen der Vorfälle in Zürich selbst noch nicht aufkommen; eine Chronik von J. v. Armbs wurde sogar auf obrigkeitlichen Befehl verbrannt. Zumal E. mußte sich zu vorsichtiger, ja ängstlicher Kürze gedrungen und genöthigt fühlen. Nur in wenigen Andeutungen und einzelnen späteren Einschaltungen in seine frühere Arbeit gibt sich der schmerzliche Eindruck kund, den Waldmann’s Geschick auf ihn machte. Mit der Reformation konnte sich der 65jährige, durch jene schweren Erfahrungen ohnehin tiefberührte Mann nicht befreunden; sein Austritt aus dem Rathe stand mit diesen Eindrücken im Zusammenhange, die er von den Ereignissen empfing, und sehr kurz und nicht ohne Besorgniß über die Folgen der Bewegung drückt er sich daher aus. Noch sah E., wie ein Religionskrieg zwischen Zürich und den katholischen 5 Orten der inneren Schweiz nur durch die größten Anstrengungen herbeigeeilter Vermittler für einmal abgewendet wurde (1529); den wirklichen Ausbruch desselben (1531) erlebte er nicht mehr. Am 28. Aug. 1530 starb E., 6 Monate nach seiner ihm 1472 angetrauten Gattin, Ursula Rönst, die ihm in 58jähriger glücklicher Ehe 19 Kinder geboren hatte, von denen sie 70 Enkel sahen. Edlibach’s Sohn, Ludwig E. († 1557), schrieb eine ergänzende Fortsetzung der Chronik seines Vaters.

Edlibach, Gerold, von Hch. Escher in der Encyklopädie von Ersch und Gruber, 1. Sect. Bd. XXXI, Leipzig 1838. – Gerold Edlibach’s Chronik (mit Einleitung von J. M. Usteri) in Mitth. der Antiqu. Gesellschaft in Zürich, IV. Bd., Zürich 1846. – Ueber eine Zürcher Chronik aus dem 15. Jahrhundert, von G. von Wyß, Zürich 1862. – Meyer v. Knonau im Anzeiger f. schw. Geschichte 1870, Nr. 4.