ADB:Eberhard I. (Erzbischof von Salzburg)
Friedrich I. und Papst Alexander III. einnahm und in Folge deren er wiederholt zum Vermittler zwischen den leidenschaftlich erbitterten Gegnern berufen wurde. Aus einem baierischen Adelsgeschlecht, das zu Stein (vielleicht dem heutigen Hiltpoldstein zwischen Eichstädt und Nürnberg) und Biburg begütert war, als fünfter Sohn kinderreicher Eltern um 1090 geboren, empfing E. eine gelehrte Erziehung zu Bamberg, wo er auch frühzeitig in den Genuß einer Domherrenpräbende trat, begab sich dann zur Vollendung seiner Studien nach Frankreich, wo er ohne Zweifel auch die Pariser Hochschule besucht haben wird, und wurde später Mönch in dem Kloster Prüfeningen. Auf seine Veranlassung und unter seiner Leitung stiftete seine Familie das von ihr reich ausgestattete Kloster Biburg, an dessen Spitze 1133 E. selbst als Abt trat: die Weihe als solcher empfing er aus der Hand Papst Innocenz’ II. in Rom, wohin er 1139 Eigilbert, den Nachfolger Otto’s I. von Bamberg, begleitete. Nach dem am 9. April 1147 erfolgten Tode Konrads I. von Salzburg wurde E. einstimmig zu dessen Nachfolger auf dem erzbischöflichen Stuhle gewählt und am 11. Mai ordinirt: unter den consecrirenden Bischöfen war Otto von Freising. Von der eifrigen und erfolgreichen Thätigkeit, welche E. als Erzbischof von Salzburg sowol in der kirchlichen Leitung seiner ausgedehnten Diöcese, als auch in der Wahrnehmung der weltlichen Interessen der ihm untergeordneten Kirchen und Klöster entfaltet hat, legt eine reiche Fülle auf uns gekommener Urkunden und Briefe ein rühmliches Zeugniß ab. Auch an den allgemeinen Angelegenheiten von Kirche und Reich nahm E. gebührenden Antheil: im März 1148 war er auf dem von Innocenz II. gehaltenen Concil in Rheims, im Mai 1149 empfing er den von dem unglücklichen zweiten Kreuzzug heimkehrenden König Konrad III. in Salzburg und begleitete denselben nach Regensburg; gegen Ende des Jahres 1150 hielt er eine Provinzialsynode in Salzburg. Papst Eugen III. erkannte die Verdienste Eberhards um die Kirche an, indem er demselben im März 1152 der Gewohnheit der Salzburger Kirche gemäß für gewisse Festtage den Gebrauch des Palliums bei der Messe zugestand und ihm die Metropolitanrechte über Regensburg, Passau, Freising, Brixen und Gurk bestätigte. In den ersten Jahren der Regierung Kaiser Friedrichs I. tritt E. auffallend wenig hervor: er erscheint am Hofe Friedrichs meist nur, wenn dieser im salzburgischen Sprengel verweilt; doch findet diese Thatsache eine völlig genügende Erklärung in der eigenthümlichen Stellung gerade der Salzburger Metropoliten und in den Aufgaben, welche der von ihnen geleiteten Kirche zunächst gestellt waren. Doch gehörte E. im Sommer 1152 zu den deutschen Bischöfen, welche in dem durch die Erhebung Wichmanns von Zeitz zum Erzbischof von Magdeburg entstandenen Streite zwischen Friedrich I. und Eugen III. entschieden für die Rechte des Königs eintraten und deshalb vom Papste, freilich vergeblich, zurechtgewiesen wurden. Auch ist er im September 1156 auf dem Reichstage zu Regensburg und unterzeichnet dort die Urkunde über die Erhebung Oesterreichs zum Herzogthum; ebenda wohnt er im Januar 1158 der Erhebung Wladislaws von Böhmen zum Könige bei. Kaiser und Papst stand E. damals gleich nahe: Hadrian IV. bestätigte und erweiterte ihm im Februar 1157 das Privilegium Eugens III., und Friedrich beauftragte ihn mit der Beilegung der [552] leidenschaftlichen Fehde, die zwischen Herzog Heinrich von Oesterreich und dem Bischof von Passau ausgebrochen war, wie E. später noch (1161) zwischen Heinrich dem Löwen und Hartwig von Regensburg eine heftige Fehde beilegte. Sein Verhältniß zu dem Kaiser aber änderte sich von dem Augenblicke an, wo in Folge der durch die kaiserlichen Sendlinge veranlaßten zwiespältigen Papstwahl das Schisma zwischen Alexander III. und Victor IV., dem kaiserlichen Papste, ausbrach. Unter den wenigen deutschen Kirchenfürsten, welche sich den kaiserlichen Entwürfen rückhaltlos entgegenstellten, nahm E. den hervorragendsten Platz ein: er erklärte sich sofort für Alexander III., den er beglückwünschte und dessen Sieg als die Bedingung für die Bewahrung der Einheit der Kirche er herbeiflehte. Der Kaiser wagte es nicht, gegen E. mit den sonst wol beliebten Zwangsmaßregeln vorzugehen, sondern hoffte, denselben zu gewinnen: er lud ihn zunächst zu dem für den Februar 1160 nach Pavia ausgeschriebenen Concil ein, das den Streit der beiden Päpste im kaiserlichen Sinne entscheiden sollte; auch trat E. die Reise dorthin an, blieb aber, als er merkte, daß es sich zu Pavia nur um einen neuen Gewaltact gegen die Kirche handelte, unter dem Vorwande von Krankheit in Treviso liegen und kehrte dann um, indem er den Propst Heinrich von Berchtesgaden mit Geschenken und Entschuldigungsschreiben an Friedrich schickte. Ebenso wenig leistete E. im Januar 1161 der Ladung des Gegenpapstes Victor IV. zu einem Concile nach Cremona Folge. Andererseits aber kam E. auch der Aufforderung Alexanders nicht nach, dem gebannten Kaiser, dem gegenüber die Unterthanen von allen Pflichten gelöst sein sollten, überhaupt in nichts mehr zu gehorsamen. Dennoch liefen damals alle die Fäden, welche im Geheimen die katholische Partei Deutschlands zusammenhielten und ihre Verbindung mit Alexander selbst und den außerdeutschen Anhängern desselben vermittelten, in der Hand des rastlos thätigen E. zusammen: namentlich hinderte E. durch seinen Einfluß den Abfall des Ungarnkönigs Geisa II. zu dem schismatischen Papste. Wiederholte Berufungen an den kaiserlichen Hof ließ E. unbeachtet, trotz des Zornes des Kaisers, der die Salzburger Lehnsleute gegen E. aufzuwiegeln versuchte. Auch zur Leistung der Heerfolge gegen Mailand war E. nicht zu bewegen. Endlich leistete E. der im Frühjahre wiederholten, dringenden und durch Androhung eines im Falle des Ungehorsams einzuleitenden Strafverfahrens verschärften Ladung des Kaisers an dessen Hof Folge und erschien – Ende März 1162 – in Begleitung seiner frommen Freunde Bischof Hartmann von Brixen und des Magister Gero von Reichersperg im kaiserlichen Lager vor Mailand und folgte Friedrich dann nach Pavia. Obgleich E. unterwegs in Cremona von dem dort weilenden Gegenpapst irgend welche Notiz zu nehmen sich entschieden geweigert hatte, wurde er vom Kaiser ebenso ehrenvoll wie gnädig aufgenommen: freimüthig bekannte er sich zu Alexander und suchte, in Ausführung eines ihm von diesem gewordenen Auftrages, den eben über Mailand triumphirenden Herrscher einer Versöhnung mit Alexander geneigt zu stimmen, natürlich vergeblich. Im Herbste 1162, als Friedrichs I. Versuch, Frankreich und England für das kaiserliche Gegenpapstthum zu gewinnen, gescheitert war, machte E. im Auftrage des in Frankreich weilenden Alexander dem Kaiser wiederum Vergleichsvorschläge, ohne besseren Erfolg. Günstigere Aussichten eröffneten sich einem dritten Vermittlungsversuche, welchen E., im Februar 1163 von Alexander zum päpstlichen Legaten für ganz Deutschland ernannt, gemeinsam mit Hartmann von Brixen, im April 1163 zu Mainz machte: es wurden wirklich Verhandlungen über die friedliche Lösung des Conflictes angeknüpft, dieselben zerschlugen sich jedoch schließlich ebenfalls. E. konnte nicht mehr auf seine friedlichen Bestrebungen zurückkommen: vom Kaiser unbehelligt, hochgeehrt von Alexander III., für dessen Sache er in Deutschland die einzige zuverlässige Stütze gewesen, [553] beschränkte sich E. seitdem auf die Leitung seiner Diöcese; einem Conflict mit dem Kaiser, der drohte, als er für Pfingsten 1164 zur Leistung der Heerfolge gegen Padua und Vicenza entboten wurde, wurde E. durch seinen am 22. Juni 1164 im Kloster Rein in Steiermark erfolgten Tod entrückt.
Eberhard I., Erzbischof von Salzburg 1147–64, einer der hervorragendsten deutschen Kirchenfürsten des 12. Jahrhunderts, vornehmlich bedeutend durch die unabhängige und überzeugungstreue Stellung, welche er zur Zeit des Streites zwischen Kaiser- Vgl. A. v. Meiller, Regesten zur Geschichte der Salzburger Erzbischöfe. Wien 1866. – W. Schmidt, Die Stellung der Erzbischöfe und des Erzstuhles von Salzburg zu Kirche und Reich unter Friedrich I. Wien 1865. – Höting, Vita Eberhardi I. Berlin 1854 (Dissertation). – H. Prutz, Kaiser Friedrich I. Bd. I.