ADB:Dietrich, Friedrich Freiherr von

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Artikel „Dietrich, Friedrich Freiherr von“ von M. Eimer. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 687–692, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dietrich,_Friedrich_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 06:58 Uhr UTC)
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Dietrich: Philipp Friedrich Baron von D., erster Maire von Straßburg, geboren daselbst am 14. November 1748, hingerichtet zu Paris den 29. December 1793. D. war der Sohn des in den Adelstand erhobenen Stettmeisters honorarius des Straßburger Magistrats, Johann Friedrich D., des Besitzers der Eisenwerke in der Nähe von Niederbronn. Sein Urgroßvater, Dominicus D. hatte als Ammeister im J. 1681 die Capitulation von Straßburg unterzeichnet. – Friedrich v. D. hatte eine ausgezeichnete Bildung und Erziehung genossen und sich bald, in Straßburg und Paris, mineralogischen Studien zugewandt, deren Tiefe und Ausdehnung ihn als einen hervorragenden Fachmann, ja als einen Pionier auf diesem Gebiete, sowie auf dem der physischen Geographie (Vorrede zu seiner Uebersetzung von Trebra: Observations sur l’intérieur des montagnes, 1787) erscheinen lassen, zumal da er sie in verschiedener Weise praktisch verwerthete. Einerseits wurde er, nachdem er schon in früher Jugend größere Reisen unternommen, mehrfach als kgl. Commissar beauftragt, die Berg- und Hüttenwerke und Waldungen Frankreichs, Korsikas und Englands in Augenschein zu nehmen. Auf Grund dieser Anschauungen [688] übersetzte und verfaßte er sodann eine Reihe einschlägiger Schriften, von denen das Werk: „Description des gîtes de minerai, des forges et des salines des Pyrénées“ für das bedeutendste gilt (6 Theile, 1786–1800). Es sollte, fortgesetzt, ganz Frankreich umfassen. Zu erwähnen sind ferner noch die Schriften: „Description des minerais, forges, salines, verreries, tréfileries, fabriques de fer-blanc, porcelaine, faïence de la Lorraine et de la Basse-Alsace“ und „Description des volcans découverts en 1774 dans le Brisgaw“ (in: Recueil des savants étrangers de l’Académie des sciences, vol. 10). Sein Ruf als Gelehrter verschaffte ihm die Mitgliedschaft der Pariser Akademie der Wissenschaften, sowie der Gesellschaft der naturforschenden Freunde zu Berlin und Göttingen. In Paris stand er den angesehensten Kreisen nahe. Der Einfluß seines Vaters hatte ihm (1773) dessen Stelle eines sécrétaire-interprète (geheimen Dolmetschers) de l’Institution du Mérite-militaire verschafft; 1779 war er ferner zum Secretär der Schweizergarde des Grafen von Artois in Paris ernannt worden. So verblieb er in der Hauptstadt und gehörte zum nahen Freundeskreise Turgot’s, Lafayette’s, Lavoisier’s und Condorcet’s. So lebte er in den Ideen der Aufklärung, und wurde von ihnen erfüllt. Da er schon 1765 Mitglied des Kleinen Raths seiner Vaterstadt geworden war, lag ihm die Anwendung solcher Ideen auf das praktische Gebiet der Verwaltung nicht ferne, wobei der in dieser Richtung in ihm erwachte Wunsch, bei dem ihm eigenen Ehrgeiz, nicht in einer geringfügigen Rolle befriedigt werden konnte. Als nun die Revolution sich zu regen begann, trat der Wendepunkt in seinen Lebenszielen ein. Er wandte sein Augenmerk wieder lebhaft der Stellung Straßburgs zu, das fast alle seine reichsstädtischen Rechte durch die Capitulation von 1681 gewahrt und aufrecht erhalten hatte. Seinen Verbindungen in Paris verdankte er es, daß er als kgl. Commissar zur Vertretung des erkrankten Prätors Anfang Juli 1789 nach Straßburg gesandt wurde. Die Stimmung war dort gerade damals äußerst gespannt, weil der oligarchische Magistrat mit den Zünften in ernste Schwierigkeiten wegen der Wünsche gerathen war, welche die letzteren bei der Abfassung der Beschwerdenhefte aufgestellt hatten. D. stellte sich zunächst auf den Boden der Erhaltung der bisherigen Stadtverfassung, und bewahrte im übrigen eine unauffällige, abwartende Haltung. Am 19. Juli brach ein sehr bedrohlicher Aufruhr in Straßburg aus. D., der schon hohes Ansehen genoß, vermittelte mit großem Geschick zwischen den Parteien. Auch als der alte Magistrat nach dem 4. August seine Entlassung nahm und eine Zwischenverwaltung eingerichtet wurde, vermied er alles, was einem Druck auf die Widerstrebenden gleichsah. Allerhand Verleumdungen, sowie der Rücktritt seines ebenfalls angegriffenen Vaters von seinem Amte machten ihn nicht irre. Die ihm andererseits von einer Zunft angebotene Einsetzung als Maire schlug er aus. Er hielt es damals (Herbst 1789) augenscheinlich noch nicht für zeitgemäß, diese Würde anzutreten. Erst nach der Annahme des Gesetzes betr. die neue Gemeindeordnung trat er plötzlich thätig und bestimmend als Anhänger des Neuen, doch keineswegs als Antiroyalist, hervor und brach durch zwei energische Reden den Widerstand der Altreichsstädter (1. December 1789, 2. Januar 1790). Ob die Verschmelzung des Elsaß mit Frankreich von Anfang an sein Plan gewesen, ist nicht zu erweisen. Jedenfalls war er von nun an ihr eifrigster Verfechter. Er ließ sich von der Zeitströmung mehr tragen, als daß er sie zu lenken versuchte. – Am 18. März 1790 ward er als Maire das Oberhaupt der neuen Municipalität. Diese Stellung behielt er bis zum August 1792. Durch das Eingehen der Intendantur war diese Stellung aber weit einflußreicher, als sonst. Auch funktionirte D. eine Zeit lang als Friedensrichter. Nicht nur durch sein ausgezeichnetes Verwaltungsgeschick, das [689] Ordnung in all dem Wirrwarr stiftete, der im Gefolge der Beschlüsse der Gesetzgebenden Versammlung entstand, sondern auch durch sein erfolgreiches Eingreifen außerhalb, z. B. in Hagenau, endlich auch durch seine ausgedehnte und eifrige Correspondenz mit hochgestellten Persönlichkeiten in und außerhalb Frankreichs, verschaffte er sich bald einen bekannten Namen und ein geradezu gefeiertes Ansehen. Indem er jedermann, der sich an ihn wandte, hülfreich entgegenkam, erwarb er sich eine glänzende Vertrauensstellung, kraft deren er den Gemeinsinn der Bürger zu festigen im Stande war. Sein Rednertalent gewann ihm viele Herzen im Sturm, so z. B. bei dem großen Bundesfest (Juni 1790). So führte er Straßburg in verhältnißmäßiger Ruhe durch die aufgeregte Zeit, trotz der im Elsaß besonders schwierigen Verhältnisse. Die Ansprüche der deutschen Fürsten im Elsaß, die Forderungen der Juden, Soldatenunruhen, der Widerstand des Clerus und besonders des ausgewanderten Cardinals Rohan gegen den Verfassungseid, die Schwierigkeiten für den Handel infolge der Verlegung der Zollgrenze von den Vogesen an den Rhein –, all dies, neben den Anfeindungen, denen er als Protestant auch von seiten der constitutionell gesinnten Katholiken ausgesetzt war, und schließlich auch die bedrohliche Nähe der Emigranten, erschütterten seine Umsicht und seine Stellung zunächst nicht. Auf die Sicherung der Grenze richtete er sein ganz besonderes Augenmerk und suchte, durch Verbreitung der Menschenrechte in besonderem Druck, die Soldaten der deutschen Reichsarmee für die Sache der Aufklärung zu gewinnen. Wie er sich aber einerseits gegen die Emigranten und andererseits gegen alle österreichischen Sympathien, die im Elsaß auftauchen mochten, ablehnend verhielt, so nahm er Solche, die wegen ihrer Aufklärungsideen andere Staaten verließen, in Straßburg auf, und verschloß ihnen auch den Eintritt in den daselbst bestehenden Club der Constitutionsfreunde nicht. Unter ihnen begünstigte er vor allem Eulogius Schneider. Dies, sowie die Uebernahme der führenden Stellung im Club, gereichte ihm zum Verderben. Daß aber sein offener Beitritt zur herrschenden Partei ein besonderer Fehler gewesen sei, wird man nicht aufrecht erhalten wollen. D. war ein so eifriger Verfechter der constitutionellen Idee, daß er selbst den Wünschen der Protestanten im Elsaß nach Erhaltung ihrer Privilegien ablehnend gegenüberstand. Die Entwicklung, die der Straßburger Club durchmachte, konnte er dagegen nicht wol voraussehen. – Die Flucht des Königs (Juni 1791) veranlaßte Rüstungen im Elsaß. D. war sehr thätig bei der Organisation der Vertheidigung und erntete als zweiter Bürge für die Sicherheit der Grenzfestung das hohe Lob Narbonne’s. Bei der Feier der Annahme der Verfassung durch den König krönte er mit dem ihm überreichten Eichenkranz die vor ihm liegende Verfassung. Noch war sein Stern im Aufsteigen. Es verlautete sogar, er sei zum Minister des Innern ausersehen. Da erklärte sich Leopold II. für die Ansprüche der geschädigten deutschen Fürsten im Elsaß, und D. verlangte, angesichts des nahenden Sturmes, die Verhängung des Kriegszustandes über Straßburg. Indessen hatten die Radicalen schon begonnen, sich zu regen, und D. hatte sich Feinde unter ihnen gemacht. Sie erfaßten die Gelegenheit, gegen ihn zu intriguiren, und warfen ihm vor, er verlange den Belagerungszustand, d. h. die Auslieferung der Stadt an die Armeegewalt. Nun spaltete sich der Club; D. aber, der zu den Gemäßigten hielt, war von da an der Gegenstand öffentlicher Angriffe durch Pamphlete und Zeitungsartikel, z. B. von der Hand seines ehemaligen Schützlings Eulogius Schneider. Während die Jakobiner ihn sogar direct in Paris anklagten, achtete er selbst, nach vergeblichem Versuch zur Vereinigung der Parteien, auf den Krieg, und beaufsichtigte die Bildung von Freiwilligenbataillonen. [690] Die Anklage ward im Juni 1792 wiederholt. Er wollte sich persönlich in Paris vertheidigen; jedoch die Bürger, die ihn früher aus demselben Grunde nicht zum Deputirten gewählt hatten, ließen ihn, da er unentbehrlich sei, nicht ziehen. Sein Protest aber ward von der Gesetzgebenden Versammlung nicht beachtet. Einen folgenschweren Schritt unternahm er trotzdem, bei der bevorstehenden Absetzung des Königs, am 7. August: er documentirte sich selbst als Feind der siegreichen Partei, indem er seitens der Verwaltungscollegien eine Adresse an den König und eine andere an die Versammlung absenden ließ, in welch letzterer die Verpflichtungen Straßburgs gegenüber Frankreich für gelöst erklärt wurden, falls die Grundlagen der Verfassung umgestürzt würden. Außerdem ließ er – und dies war wol der schwerste Fehler – die Clubs schließen. Diese kurzsichtige, wol in der den Girondisten eigenthümlichen Unterschätzung der radicalen Strömung bedingte, von dem großen Zutrauen auf die Macht seiner Persönlichkeit getragene Handlungsweise führte seinen Sturz herbei. Die nach Straßburg geschickten Commissäre ließen sich die Adressen vorlegen und setzten darauf die Departementsverwaltung und die nicht widerrufenden Gemeinderäthe ab. D. aber verhielt sich ganz ähnlich, wie im Sommer 1789: wie er damals, allerdings im rechten Augenblicke, der herrschenden constitutionellen Richtung sich anschloß, so versprach er nun den Commissären, seinen Einfluß dahin geltend zu machen, daß die Bürger der Gesetzgebenden Versammlung gehorsam seien, wie er selbst im Grunde mehr Republikaner als Royalist sei. Aber diesmal kam der Umschwung zu spät. Die Commissäre betonten zwar, wie sehr ihnen dies Entgegenkommen ihre Thätigkeit erleichtert habe; sie suspendirten ihn nicht und suchten ihn gegenüber erneuten, von seiten der Clubmänner nach Paris gerichteten Anklagen zu halten. Aber am 22. September unterzeichnete Roland Dietrich’s Amtsenthebung, infolge einer anonymen Anklage, auf Grund deren das Conventsmitglied Rühl Dietrich’s Vorladung erwirkte. Thatsächlich war Dietrich’s Einfluß in Straßburg noch sehr groß. Seine Amtsenthebung drohte zu Tumulten zu führen. Und da D., wie aus einem Briefe Biron’s hervorgeht, eine allmächtige Stellung einnahm, ja als ein fast zu fürchtender Factor in der nächsten Zukunftspolitik erschien, so hätte er diese Erregung vielleicht für sich ausnützen können. Daß er es nicht that, scheint darauf hinzudeuten, daß auch die Verleugnung bisheriger Anschauungen bei diesem Manne, dessen Ehrgeiz im übrigen unbestritten ist, weniger bloßer Selbstsucht, als vielmehr politischem Takt zuzuschreiben ist, der das Eine um des Anderen willen opfert. Der Kriegszustand des Landes, dem er stets ernste Sorgfalt gewidmet, dürfte den an sich auffallenden Umschwung mit herbeigeführt haben. D. wollte dem Staate keine weiteren Schwierigkeiten bereiten, und ermahnte die erregten Bürger mit Erfolg zur Ruhe. Er war im Begriff, sich nach Paris zu begeben, als er erfuhr, daß eine Verzögerung seiner Abreise zu einem Verhaftbefehl und dem Entschluß, ihn durch Gendarmerie nach Paris zu bringen, geführt habe. Er entwich nun in die Schweiz, wo er schließlich, wol um den Emigranten in Basel aus dem Wege zu gehen, in Winterthur wohnte. Indessen ward er selbst als Emigrant gebrandmarkt. Sein Vermögen sollte confiscirt werden. Um seiner Familie willen ängstigte ihn dies sehr. Als sich daher die Wogen in Frankreich etwas gelegt, ging er Anfang November 1792 freiwillig dorthin zurück, wurde jedoch in Paris nicht angehört, sondern vor das Gericht in Straßburg verwiesen. In dem Anklageact war neben einem angeblichen Complott mit Lafayette die erwähnte Adresse einer der Hauptpunkte. Auch die Schließung der Clubs und die Maßregelung einiger Jakobiner rechnete man [691] ihm als Verbrechen an. Unbegründeterweise wurde er als Freund Oesterreichs, als Assignatenfälscher und Aufwiegler hingestellt. Thörichte Sympathiebezeugungen seiner Mitbürger verschlimmerten in Straßburg seine Lage. Zudem war einer seiner Freunde zum Maire und eine Anzahl seiner Anhänger zu Gemeinderäthen ernannt worden. Die Jakobiner sahen darin eine Gefahr der Beeinflussung der Gerichte zu seinen Gunsten und einen Triumph des angeblich von D. begünstigten „germanischen Elements“. D. ward daher dem Gericht zu Besançon überwiesen (19. December). Trotzdem sein persönlicher Feind, Karl von Hessen, dort Commandant war, wurde dem Anklageact keine weitere Folge gegeben, als daß er (7. März 1793) zum Emigranten erklärt ward. Als aber die Macht der Girondisten sank, nahmen für D. die Verhältnisse eine schlimme Wendung. Er wurde in die Abtei übergeführt. Im Convent verlangte, einem Antrag Fouquier-Tinville’s zufolge, Robespierre seine Hinrichtung auf Grund der alten Anklagen. Daraufhin wurde er auf das Schaffot gebracht (29. December 1793), nachdem er es verschmäht hatte, sich zu vertheidigen. Im J. 1795 erreichte sein Sohn seine Rechtfertigung und die Rückgabe der väterlichen Güter. D. selbst hatte stets seine Unschuld betheuert. – Ohne Zweifel ist mit D. eine bedeutende Persönlichkeit vom Schauplatz der Revolution verschwunden. Sein Hauptverdienst als Maire ist kurz als die Erhaltung der Festung Straßburg für Frankreich infolge seines administrativen Talents und persönlichen Einflusses zu bezeichnen. Friedrich von Dietrich’s Charakter bietet manches Räthselhafte. Patriotische Begeisterung und Ehrgeiz waren die Haupttriebfedern seiner Handlungen. Eine gewisse Unbeständigkeit in seinen Grundsätzen ist ihm nicht abzustreiten. Er besaß etwas von der Gewandtheit des französischen Hofmannes. Auch das Theatralische des Franzosen lag ihm nicht stets fern. Auf der anderen Seite war er von echt deutscher Gründlichkeit. Sein Geschick, sein Rednertalent und sein Muth, seine Ruhe, seine Unermüdlichkeit und Regsamkeit befähigten ihn zu einer hervorragenden Stellung. Damit vereinigten sich seine günstige äußere Lage, seine vielbewunderte Bildung, seine mannigfachen Beziehungen, seine Bereitwilligkeit und Toleranz, seine Liebenswürdigkeit und Herablassung, die ihn schon früh zu Ansehen brachten. Durch die Art und Weise, wie er dies Alles geltend zu machen wußte, war er für die Leitung der Verwaltung einer so exponirten, von vielen Wünschen und Interessen durchkreuzten Stadt wie Straßburg gerade wie geschaffen. Andererseits konnte er eben hier die Augen Vieler auf sich ziehen, und so die Grundlage zu weiterem Emporsteigen gewinnen. Sein Haus in Straßburg (heute Broglieplatz 5) war ein Mittelpunkt schöngeistigen Verkehrs. D. selbst übte sich in musikalischer Composition, und verkehrte freundschaftlich mit dem jungen Rouget de l’Isle. In Dietrich’s Haus war es denn auch, wo die Kriegshymne des Lieutenants, die später sogenannte „Marseillaise“ , in einer Abendgesellschaft zum ersten Male erklang, eingegeben durch die Begeisterung der eben eingetroffenen Kriegserklärung (24. April 1792).

A. W. Strobel, Vaterländische Geschichte des Elsaßes, fortgesetzt von Engelhardt, V, VI (1846, 1849). Daselbst ist in den Anmerkungen die einschlägige zeitgenössische Litteratur verzeichnet. – M. Koch, Histoire abrégée des traités de paix, hrsg. von Schöll (1817). I, S. XXVI ff. – Louis Spach, Frédéric de Dietrich, premier maire de Strasbourg (1857, mit Dietrich’s Bildniß); – Derselbe, Histoire de la Basse-Alsace et de la ville de Strasbourg (1858). – E. Muller, Le Magistrat de la ville de Strasbourg (1862. S. 67 u. 135). – Heinrich von Sybel, Gesch. der Revolutionszeit, [692] 3. Aufl. 1865. I, 338. – Rodolphe Reuß, L’Alsace pendant la révolution française. Correspondance des députés de Strasbourg etc. (I, 1880. II, 1898). – H. Klélé, Hagenau zur Zeit der Revolution (1885). S. 68 f. – Correspondance générale de Carnot, publiée etc. par Etienne Charavay, (1892) I; vgl. das Register. – E. Mühlenbeck, Euloge Schneider, 1793 (1896). S. 30 ff. – Manfred Eimer, Die politischen Verhältnisse und Bewegungen in Straßburg im J. 1789 (1897). S. 52 ff. – Conrad Varrentrapp, Die Straßburger Universität in der Zeit der französischen Revolution (Ztschr. f. d. Gesch. des Oberrheins. N. F. Bd. XIII, Heft 3. 1898). – Biographie universelle, XIV, 17 ff. – Nouvelle Biographie générale, XIV, 154 f. (hier Aufzählung seiner Werke und Uebersetzungen).
M. Eimer.