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Artikel „Dühr, August“ von Heinrich Klenz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 141–142, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:D%C3%BChr,_August&oldid=- (Version vom 18. November 2024, 00:15 Uhr UTC)
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Dühr: August Gustav Friedrich D., Schulmann, Philolog und Dichter, geboren am 10. Mai 1806 zu Stargard in Mecklenburg-Strelitz, † am 5. September 1896 zu Friedland in Mecklenburg-Strelitz. D., eines Präpositus Sohn, besuchte das Gymnasium zu Neubrandenburg und studirte seit Michaelis 1824 in Berlin Theologie unter Neander, Hengstenberg und Schleiermacher, sowie classische Philologie unter Böckh und Geschichte unter Ranke. Ostern 1828 nahm er eine Hauslehrerstelle an und bereitete sich nebenbei für das erste theologische Examen vor, das er vor dem Consistorium zu Neustrelitz bestand. Im J. 1830 trat er in Condition beim Landrath v. Oertzen in Brunn, und als er dessen Sohn so weit gebracht hatte, daß derselbe in die Unterprima des Grauen Klosters zu Berlin aufgenommen werden konnte, legte er selbst in Berlin die Prüfung pro facultate docendi ab. Unmittelbar darauf wurde er am 5. Januar 1835 als Hilfslehrer beim Gymnasium zu Parchim in Mecklenburg-Schwerin angenommen und nach Verlauf eines Jahres als ordentlicher Lehrer daselbst angestellt. Ostern 1840 erhielt er einen Ruf als Prorector an das Gymnasium zu Friedland, wo er 1858 in die Stelle des Conrectors aufrückte, die er bis Ostern 1886 verwaltete. Erst dann trat er, nachdem er über 50 Jahre als öffentlicher Lehrer gewirkt hatte, in den wohlverdienten Ruhestand, behielt jedoch den hebräischen Unterricht in Prima und Obersecunda noch bis 1889 bei. Aus Anlaß seines 50jährigen Amtsjubiläums (5. Januar 1886) wurde er, – von anderen Ehrungen zu schweigen –, zum Ehrenbürger der Stadt Friedland ernannt. Bereits im J. 1857 war er von der philosophischen Facultät der Rostocker Universität zum Doctor promovirt worden, [142] und Neujahr 1863 hatte ihm der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz den Professortitel verliehen.

D. war „nicht bloß ein vortrefflicher Lehrer, sondern auch ein unermüdlicher Forscher und Gelehrter, für den Schule und Wissenschaft untrennbar in eines verschmolzen“ (Dörwald). Er besaß gründliche Kenntnisse in den alten wie auch in neuen Sprachen, wovon er in mehreren Schriften Zeugniß ablegte; dazu die selten gewordene Gabe, in lateinischer, griechischer, ja hebräischer Sprache zu dichten, abgesehen von seiner Gewandtheit in deutscher Dichtung. Auf der Friedländer Bibliothek befindet sich ein Sammelband in Quart, der 65 Gelegenheitsgedichte von ihm enthält, darunter eine Triglotte, die Uebersetzung des Lutherliedes: „Erhalt’ uns, Herr, bei Deinem Wort“ in lateinischer, griechischer und hebräischer Sprache. Besonders verstand er es, deutsche Dichtungen meisterhaft ins Griechische zu übertragen. Im Druck sind folgende Schriften von ihm erschienen: „Metrische Uebersetzung der fünf ersten Satiren des Persius.“ Progr., Friedland 1842; „Persii satira sexta Germanicis versibus reddita; accedit diss. de discrimine quod intercedit inter satiram Persianam et Horatianam.“ Progr., Friedland 1847; „Bemerkungen zu Hirzels französischer Grammatik.“ Zwei Theile. Progr., Friedland 1852, 59; „Gesetze für Zwei- und Vier-Schach.“ Friedland 1855; „An Alexander v. Humboldt, den Nestor und Fürsten der Naturforscher.“ Berlin 1859. (Eine Ode in alcäischer Strophenform); „Schachgedichte alter und neuer Zeit.“ Friedland 1860; „Miscellanea.“ Progr., Friedland 1865. (Darin: Metrische Uebersetzung der I. Olympischen Ode Pindar’s mit Anmerkungen, und: Uebersetzung und Studie über das hebräische Deboralied); „Ἐμμανουὴλ Γειβελίου Ἀναμνήσεις Ἑλλαδικαί.“ Neustrelitz 1867. (Geibel’s Erinnerungen an Griechenland. Ins Altgriechische übersetzt); „La nobla leyczon“, Text (altprovençalisch) und Uebersetzung nebst meist etymologischen Noten. Progr., Friedland 1869; „Ueber die Accentuation der Krasis im Griechischen.“ Progr., Friedland 1878; „Geibel’s Idyll Eutin. Ins Altgriechische übersetzt.“ Neustrelitz 1883; „Dr. Jakob Heussi … Erinnerungen aus dessen Leben.“ Leipzig 1884. (Eine Biographie seines früheren Collegen, des verdienten Physikers und Conrectors am Gymnasium zu Parchim); „Ueber Metrik und Rhythmik.“ Progr., Friedland 1885; „Goethe’s Hermann und Dorothea. Ins Altgriechische übersetzt.“ Gotha 1888. – – Einen Briefwechsel über wissenschaftliche Fragen führte D. u. a. mit Geibel, dem classischen Philologen Franz Volkmar Fritzsche, dem Alterthumsforscher Heinrich Schliemann und dem Hebraisten Emil Kautzsch.

„Ein echter Sohn seines Heimathlandes, verband D. mit unverfälschter Wahrhaftigkeit eine gewisse Natürlichkeit und Derbheit, die jedoch nicht verletzte … Durch und durch anspruchslos und schlicht, machte er von sich selbst nicht viel Aufhebens … Seine im festen Glauben an den gekreuzigten Gottessohn wurzelnde Religiosität und sein tiefer sittlicher Lebensernst wirkten wahrhaft vorbildlich, und seine glühende Vaterlandsliebe entzündete und nährte die Flamme des Patriotismus.“ (Dörwald.)

Vgl. die Friedländer Schulprogramme von 1886, S. 3 ff. und von 1887, S. 18, sowie Paul Dörwald’s Nekrolog in der Zeitschrift für das Gymnasialwesen 1898, S. 339–351.