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Artikel „Döbler, Georg“ von Rudolf Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 271–272, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:D%C3%B6bler,_Georg&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 04:27 Uhr UTC)
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Döbler: Georg D., Kupferstecher, geb. zu Prag 1789, gest. zu Neuhaus[1] 1845, Schüler der Prager Akademie unter Bergler und zugleich Lehrling der Kupferstecherei bei Anton Balzer, dann eine Zeit lang an der Kupferstecherschule zu Wien. Die ersten bemerkenswerthen Arbeiten von ihm finden sich in dem von Aug. Joh. Mitterbacher durch Pet. Bohmann’s Erben in Prag 1819 in erster Auflage herausgegebenen Werke: „Das Kriegswesen der Römer in treuen Abbildungen größtentheils nach antiken Denkmalen, erklärt und geordnet von Dr. und Professor Ottenberger“. Diesem ersten Bande folgte ein zweiter und dritter mit „Egyptischen Alterthümern“, Darstellungen der Götter und Heroen, des Priesterstandes und der heiligen Gebräuche, und setzte sich die Mitarbeit Döbler’s daran fort bis 1822, bis wohin er über 50 Stiche für das Werk geliefert hatte. Die meiste Fertigkeit zeigte er von vornherein im Stiche der landschaftlichen und architektonischen Theile der Darstellungen. Weniger befriedigend sind die Figuren, für die er erst später, namentlich über der Nachbildung der geistvoll und schön gezeichneten Compositionen von Führich, ins entsprechende Geleise kam. Dieses besonders über dem Stechen der sogenannten „Neujahrsentschuldigungskarten“, welche, 1831 in Prag eingeführt, als Enthebung von der früher üblichen Neujahrsgabe an Arme zu gelten hatten. Bestehend in Bildern (groß 4) aus der Legende und vaterländischen Geschichte, wurden diese „Karten“ von den bemittelten Bewohnern der Stadt und des Umkreises bei der Behörde gegen Erlag eines beliebigen Betrages zu Gunsten der Armencasse erhoben. Von 1831–1838 fast ausschließlich von Führich gezeichnet, auch in der Mehrzahl von D. gestochen, waren sie dann auch zu einer Nachschule für ihn geworden, in welcher sich sein Geschmack veredeln, sein Stichel in correctes Figurenzeichnen einüben konnte. Von „St. Martin“ und „St. Wenzeslaus“ angefangen, fortgesetzt mit „St. Procopius“, der „Geburt Christi“, „St. Elisabetha“, „Boas und Ruth“ bis auf „St. Gotthard“ – 1838 ausgegeben – bleiben diese Stiche immerhin als die besten Döbler’s anzumerken – obschon Meister Führich selber nicht durchweg damit zufrieden war. Im Zusammenhange mit dieser Blüthezeit Döbler’s steht dessen zeitweise Bekleidung mit der Professur der Kupferstecherkunst unter dem Akademiedirector Kadlik, einer Stelle, die indeß von dem bald nachfolgenden Director Ruben wieder aufgehoben wurde. Inzwischen hatten sich jedoch schon einige ganz wackere Schüler bei D. eingefunden. Darunter Leop. Schmidt, Lechleitner, Jos. Rybitschka, Alois Wildner und Konrad Wiesner, von welchen absonderlich der letzte glanzvoll vortrat. In der Nachperiode, in welcher Führich nicht mehr den Vorzeichner machte für D., die „Entschuldigungskarten“ aber gleichwol die Hauptaufgaben für diesen blieben, kam es zu einem bunten Gemenge von Copien nach bereits vorhandenen Stichen, so nach Horaz Vernet (Rebecca am Brunnen), Julius v. Schnorr (Jakob und Rahel), Phil. Veit (St. Georg) etc. Damit allerdings auch zu einem merkbaren Rückschritte im eigentlich künstlerischen Wesen, was zum Theil dadurch erklärbar wird, daß D. [272] nach seiner Enthebung von der Professur sich nach Neuhaus zurückzog, mithin außer Fühlung kam mit Kunstgenossen. In der Werthmessung seiner Stiche, bei welcher selbstverständlich der gesunkene Stand der Kupferstecherei in Prag zu Anfang dieses Jahrhunderts im Auge zu halten ist, fällt es jedenfalls zu Gunsten Döbler’s in die Wagschale, daß er in zeitgemäßer Fortentwicklung, und zwar auf dem Wege der Autopsie, sich aller fortschrittlichen technischen Behelfe, bis zur fertigen Behandlung der Stahlplatte zu versichern wußte. Das rein Künstlerische anbelangend, gilt es anderseits wieder in Betracht zu ziehen, daß ihm über die angeführten, mehr oder weniger als Brodarbeiten anzusehenden Aufträge keine zukamen, wodurch er sich zur Höhe vorbildlicher Kunstgenossen hätte aufschwingen können. Wol versuchte er sich guten Geschicks einmal in einem Nachstiche der Schlacht bei la Hogue von Benj. West, doch ohne weiteren Erfolg nach dieser Richtung. Der Hauptzug, in dem er gehalten blieb, waren kleine Verlegerbestellungen, Gebetbuchbilder – darunter viele nach Zeichnungen von Führich –; Vedutten für Touristen nach Würbs, Manes, Kandler etc., die auch die überwiegende Zahl seiner späteren Arbeiten sind.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 271. Z. 12 v. o. l.: gest. daselbst (st. gest. zu Neuhaus.) [Bd. 6, S. 795]