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Artikel „Cuyp, Albert“ von Carl von Lemcke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 666–667, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cuyp,_Albert&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 05:22 Uhr UTC)
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Cuyp: Albert C. zählt zu den bedeutendsten, originellen Meistern der holländischen Malerei der großen Zeit. Er ist auf seinem weiten Gebiete ein Führer und Vollender, wie der mächtige Rembrandt van Ryn und Ter Borch, Ostade, Dow und Genossen. Leider weiß man sehr wenig von des trefflichen Meisters Leben und Entwicklung. Ja es sind Zweifel gerechtfertigt, ob wir denn bei dem ihm Zugeschriebenen mit einer Person zu thun haben, die 1606 zu Dortrecht geboren und am 7. Nov. 1691 daselbst begraben wäre. Albert gehörte einer Künstlerfamilie an. Sein Vater, Jakob Gerritsen, „der alte Cuyp“, ein Schüler von Abr. Bloemart, geb. 1575 zu Dortrecht, zeichnete sich außer im Porträt durch Bilder aus, in denen Landschaft und Genre, Thierstück, Kampfscene etc. mit einander verschmolz. Er stiftete 1642 mit 3 Genossen zu Dortrecht die St. Lucasgilde, in der sich die Kunstmaler nun von der Glaserzunft, zu der sie bisher gerechnet waren, trennten. Albert vollendete im Geist und mit der Kunst der damals beginnenden neuen großen Zeit der holländischen Malerei, was der Vater begonnen hatte. Es war eine Epoche, wo man die tiefste Beseeltheit und Stimmung in Natur und Dingen erfaßte. Ein Engländer des vorigen Jahrhunderts hat C. den niederländischen Claude Lorrain genannt. Der Vergleich ist glücklich; die wirkliche Natur wird von C. mit jener Tiefe, Gluth und Reinheit der Stimmung erfaßt und malerisch so vollendet zum Ausdruck gebracht, wie es Claude für seine Idealbilder that. Die außerordentliche Geschlossenheit, das tiefste Versenken und damit das völlig objective Aufgehen zeichnet Albert C. aus, welche Objecte er nun auch wählt. Landschaft, Mensch- und Thierwelt vollkommen beherrschend, mit einem Gemüth und einem Blick, welche über alle Zauber der Stimmungen in der Natur geboten, sind seine Werke von einer Kraft und Wahrheit, als ob eben alles grade so sein müßte und nicht anders sein könnte. Er malte Stillleben und Intérieurs, Landschaften, Wasseransichten, Mondscheinbilder, Wintervergnügungen, Thiere, Weide-, Stall-, Reit-, Jagd- und Kampfscenen und Porträts. In allem ist sein Auge „sonnenhaft“; er ist seelisch und malerisch dem Lichten, vom Klaren bis zum Glühenden Freund. Das Düstere, Trübe und alles, was zu melancholisch-tragischer Stimmung gehört, vermeidet er. Schon Houbraken preist ihn, daß er alles gleich schön und natürlich gemalt habe, besonders aber und mit vollstem Recht, daß er die Tageszeiten, „Die nebligen Morgenstunden“, „Den klaren Mittag“ und „Die safranfarbige Abendzeit“, auch den Mondschein mit seiner Spiegelung im Wasser so herrlich wiederzugeben gewußt habe. Die Engländer, welche ⅔ seiner Werke (auf 330 Bilder angegeben) besitzen, schätzten C. schon im vorigen Jahrhundert außerordentlich. Die englische Kunsttheorie hat gerade seine Bilder zum Ausgangspunkt genommen für die Composition, welche auf der Theilung des Bildes durch die Diagonale und dem fein abgewogenen, damit verbundenen Contrast der warmen und kalten Farben beruht. Man unterscheidet zwei, auch drei Perioden bei ihm: die erste, wo er A. C. unterzeichnet habe, viel Stillleben, Fische, Hühner etc. malte, wo er noch schwerer in der Farbe und in der Abtönung von [667] Luft und Ferne noch nicht so vollendet war. Es gibt jedoch an Kraft und Tiefe ganz außerordentliche Werke dieser Bezeichnung. In der freieren und durchgebildeten Periode habe er den vollen Namen A. Cuyp unterzeichnet und in der letzten Zeit, um mit einem englischen Kunstschriftsteller zu sprechen, habe er alle Schönheiten gebracht, deren die Darstellung natürlicher Objecte und atmosphärischer Effecte fähig ist. – Er war ein angesehener Mann, in Kirchengemeine und Provinz mit Ehrenämtern betraut. 1658 verheirathete er sich mit einer Wittwe Corn. Bosmanvan de Corput. Ein Landhaus vor der Stadt, dicht bei Dortrecht, hat in den alten Ueberresten ununterbrochen die Tradition als seinen Lieblingssitz bewahrt. Vom 7. Nov. 1691 hat sich der Begräbnißschein des trefflichen Meisters gefunden. Von Cuyp’s Bildern gibt es viele ältere und neuere Nachahmungen und Copien. Als besonders glücklicher Copist gilt Dionys van Dongen, 1748–1819.

Benjamin C. war ein Verwandter Albert Cuyp’s; gemeiniglich hält man ihn für einen Neffen. Er war Mitlehrling bei Alberts Vater. Nähere Kunde über sein Leben fehlt. Er erreichte bei weitem nicht die Bedeutung Albert Cuyp’s.