ADB:Coudray, Clemens Wenzeslaus

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Artikel „Coudray, Clemens Wenceslaus“ von Carl August Hugo Burkhardt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 533–534, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Coudray,_Clemens_Wenzeslaus&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 00:55 Uhr UTC)
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Coudray: Clemens Wenceslaus C., geb. 23. Nov. 1775 zu Ehrenbreitstein, † 4. Oct. 1845 zu Weimar. Coudray’s Vorfahren stammen aus Frankreich; doch war bereits der Großvater als bekannter Bildhauer in Dresden thätig. Als Clemens Wenceslaus, Sohn Augusts III., Königs von Polen und Kurfürsten von Sachsen, 1768 zum Kurfürsten von Trier gewählt worden war, zog Coudray’s Vater nach Ehrenbreitstein über und versah dort die Dienste eines Castellans. Der ihm 1775 geborne Sohn ward für den geistlichen Stand bestimmt, verließ [534] aber aus Mangel an materiellen Mitteln diesen Weg und übernahm im Dienst des Vaters die Aufsicht über die innere Einrichtung der Schlösser der Prinzeß Kunigunde, Aebtissin von Essen. Hier entwickelte sich in ihm der Drang, sich dem Baufache zu widmen; er besuchte zu diesem Zwecke vorzüglich Leipzig und Dresden; hier arbeitete er unter dem Hofbaumeister Schurig. Von Dresden ging er nach Berlin, trat dann, durch die kriegerischen Ereignisse veranlaßt, als Officier in Coblenz ein, und diente als solcher bis zur Entsetzung Frankfurts. Der Ruf der von Napoleon gegründeten polytechnischen Schule zog den jungen C. nach Paris, wo er durch eine zufällig von Duhamel an Durand, den Vorstand der Schule, erhaltene Empfehlung, in äußerst günstige Verhältnisse, namentlich auch durch rüstiges Streben sich zu setzen wußte. Auf ihn, der an der polytechnischen Schule sich in zwei Jahren zwei Preise errungen hatte, war die Aufmerksamkeit des Prinzen von Oranien, Fürsten von Fulda, gelenkt worden, der ihn in seine Dienste nahm. In diese Periode fällt auch Coudray’s Reise nach Italien, auf der er vier Jahre lang seiner weiteren Ausbildung lebte, um endlich, nach Auflösung des Großherzogthums Frankfurt, in die Dienste Karl Augusts von Sachsen-Weimar überzutreten, der ihn 1816 am 20. April als Oberbaudirector verpflichten ließ. Hier wie in Fulda fand C. ein reiches Feld für seine Thätigkeit, da Karl August namentlich im Wegebau Außerordentliches anstrebte und auch sonst aller Orten an öffentlichen Bauten Coudray’s Thätigkeit sich kennzeichnen konnte. Hervorragendes im Stil freilich leistete er nicht, wußte aber mit den oft recht kärglich bemessenen Mitteln eine Reihe tüchtiger und zweckmäßiger Schöpfungen hervorzurufen. Für Coudray’s Befähigung, Wirksamkeit und persönlichen Werth sprechen die intimeren Beziehungen zu Goethe, die uns aus den unmittelbarsten Zeugnissen der Zeit überall in reichem Maße entgegentreten.

Quellen: Das Archiv der Loge Amalia in Weimar: abweichend in einzelnen Punkten. – Gräbner’s Weimar. – Eckermann’s u. Müller’s Gespräche und Unterhaltungen mit Goethe.