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Artikel „Cersne, Eberhard von“ von Karl Bartsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 90–91, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cersne,_Eberhard_von&oldid=- (Version vom 15. Oktober 2024, 03:26 Uhr UTC)
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Cersne: Eberhard von C., didaktischer Dichter, stammte aus einem westfälischen Geschlechte, welches unter dem Namen von Zersen noch heute fortlebt. Er war in Minden geboren oder lebte daselbst. Im J. 1404 verfaßte er nach einem lateinischen Werke des Caplans Andreas seine „Minne Regel“, eine mittelalterliche [91] Liebeskunst. Das Gedicht, dessen Sprache stark niederdeutsch gefärbt ist, wenn es nicht überhaupt ursprünglich niederdeutsch abgefaßt war, aus viertaktigen Versen mit gekreuzten Reimen bestehend, zerfällt in drei Theile, deren erster und dritter erzählend, der mittlere und Haupttheil lehrhaften Inhalts ist. Der Dichter erzählt in dem ersten von sich selbst in ganz freier Weise, was das Original in zwei Geschichten von der Fahrt eines Ritters in das Königreich der Liebe und von dem Zuge eines bretonischen Ritters an Artus’ Hof berichtet; im dritten von seiner Fahrt nach dem Hofe des Königs Sydrus, die er im Auftrage der Minnekönigin unternimmt. Der mittlere Theil enthält die eigentliche Liebeslehre, des Dichters Gespräch mit der Minnekönigin, an deren Hof er gekommen, wobei er ihr 39 Fragen vorlegt, die sie ihm „berichtet“. Es sind Streitfragen über Liebessachen, die schon in den Tenzonen der Troubadours erörtert werden, und das Original läßt sie, provençalischer Sitte gemäß, von fürstlichen Damen entscheiden. Auch die auf das Gedicht in der Hs. folgenden Lieder sind, wie man aus der Sprache sieht, unzweifelhaft von demselben Verfasser und stehen in der Mitte zwischen dem Stile der ältern Minnepoesie und der Liebeslyrik des Volksliedes. Sie sind wie der Minne Regel selbst nach der einzigen Hs. herausgegeben von F. X. Wöber, Wien 1861; vgl. dazu F. Bech in Pfeiffer’s Germania 7, 481 ff. 8, 268 ff.